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MERCURY CIRCLE – „The Dawn Of Vitriol“ (EP)

MERCURY CIRCLE – „The Dawn Of Vitriol“ (EP) Label: Noble Demon / The Vinyl Division Laufzeit: 31:06 min VÖ:

MERCURY CIRCLE – „The Dawn Of Vitriol“ (EP)

MERCURY CIRCLE – „The Dawn Of Vitriol“ (EP)

Label: Noble Demon / The Vinyl Division

Laufzeit: 31:06 min

VÖ: 14.08.2020

Genre: dunkler Electronic Rock Pop mit Potenzial


MERCURY CIRCLE ist das Betätigungsfeld einiger finnischer Musiker, die sich bereits in verschiedenen Bands ihre Lorbeeren verdient haben. Am bekanntesten dürften wohl Children Of Bodom, Before The Dawn und To/Die/For sein. Gehirn und Motor ist Herr Jaani Peuhu, seit einigen Jahren Keyboarder bei Swallow The Sun. Mit „The Dawn Of Vitriol“ legen die fünf Herren als erstes Lebenszeichen fünf Lieder vor, von denen das erste als instrumentale Ouvertüre, lediglich von einem seltsam verzerrten Sprachsample ergänzt, in den musikalischen Kosmos von MERCURY CIRCLE einführt.

MERCURY CIRCLE verpassen sich selbst das Etikett „New Doom“. Dem kann und mag ich jedoch nicht zustimmen. Im Mittelpunkt der Musik stehen für mich nicht die Gitarren, und die Grundstimmung der Lieder ist zwar durchaus melancholisch, dennoch wird hier bei aller Dunkelheit alles von einer gewissen luftigen Leichtigkeit durchzogen. Dies wird zudem durch den Einsatz von allerlei elektronischen Elementen noch forciert, die über all die Nacht ein schwebendes Sternenlicht gießen. Einzig den alles überdüsternden Hit „The Beauty Of Agony“ vermag ich leicht verschämt in der Schublade „Doom“ abzulegen. Hier erhebt sich ein tonnenschwerer und alles verzehrender Mahlstrom aus Trauer, Todesschönheit und Erhabenheit, angetrieben von tief gestimmten Gitarren und einem machtvollem Groove. Das ist wahre Magie!

Ansonsten gibt es lange Stücke zu hören, die getragen werden von einem fragilen, verletzlichen, oftmals verträumten Gesang, von Trip-Hop-artigen elektronischen Drums, und jeder Menge Synthies. Die wabern mal im Nebel verhallt vor sich hin, bauen sich dann wieder zu kathedralenartigen Soundwänden auf oder fließen in rauschaften Wellen an uns vorbei. Das könnte bei aller Elektronik dennoch spannend, mitreißend, herzerweichend und hoffnungsvoll sein. Ist es aber nicht. Denn all die wunderbar symphonischen, erhabenen, dramatischen, kosmischen Elemente ziehen an mir nicht nur irgendwie blutleer, seelenlos und im Sound auch äußerst kraftlos und ermattet vorbei. Viel schlimmer, MERCURY CIRCLE erheben das Prinzip der Wiederholung so sehr zum Götzen ihrer Musik, dass die einzigartigen Melodien und eingängigen Refrains oftmals so lange penetrant aneinandergereiht werden, bis dunkle Schönheit zu ranziger Gefühllosigkeit verkommt (auf die Spitze getrieben in „Black Flags“). Das ist umso bedauerlicher, da die Herren doch neben ihrem Hit „The Beauty Of Agony“ auch in „The Last Fall“ eindrucksvoll beweisen, wie sich Emotionalität aufbauen und mit überraschenden Wendungen in Herz und Seele einschmeicheln lässt.

Fazit: MERCURY CIRCLE legen mit „The Dawn Of Vitriol“ ein äußerst zwiespältiges Debüt vor. Auf der einen Seite beweisen sie ihr untrügliches Gespür für wunderschöne Melodien voller dunkler Wärme, für ergreifende Stimmungen und kosmische Weite. Dann wiederum reiten sie diese Gabe mit nerviger Wiederkäuerei gnadenlos zu Tode. Die Herren können eindeutig mehr. Mit Reduktion und Fokussierung auf ihre Stärken und deutlich mehr Energie beim Agieren haben sie das Potenzial, sich an solche Heroen wie Anathema, Antimatter, Green Carnation oder Katatonia heranzutasten. Ich hoffe nicht, ich glaube fest.

Liederliste:

1. Oil Of Vitriol (4:32)
2. The Beauty Of Agony (6:56)
3. Black Flags (6:02)
4. The Last Fall (7:20)
5. New Dawn (6:19)