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Squintaloo (D) – Über Bord!

Instrumentaler Prog aus Deutschland landet nicht unbedingt täglich auf meinem Schreibtisch. Das mir bis dato völlig unbekannte Quartett Squintaloo

Squintaloo (D) – Über Bord!

Instrumentaler Prog aus Deutschland landet nicht unbedingt täglich auf meinem Schreibtisch. Das mir bis dato völlig unbekannte Quartett Squintaloo lotet versiert die Grenzen der E-Musik aus. Und eine Story gibt es frei Haus. Der Promo-Text des Labels schickt voraus, dass es sich bei Squintaloo um ein fremdbestimmtes Musikerkollektiv handelt, dessen Geschicke durch ein gottähnliches Überwesen, der sogenannten OMA, bestimmt wird. Was oder wer ihrem hohen Anspruch nicht gerecht wird, wird mit Zorn und Aussonderung bestraft. Soviel zum Thema „Qualitätskontrolle“.

Die schräge Backgroundgeschichte von Squintaloo wird durch neun – teilweise hochkomplexe – Kompositionen unterfüttert, die sich einer eindeutigen Kategorisierung weitestgehend entziehen. Hier paart sich crimsonesker Prog mit dem anarchischen Humor eines Frank Zappa, hier treffen jazzige Einlagen auf zeitgemäße Kammermusik, hier gehen Math-, Psychedelic- und Krautrock (Can lassen grüßen) kurzfristige Verbindungen ein. Zahlreiche Tempi- und Rhythmuswechsel bestimmen die Szenerie, irrwitzige Instrumental-Abfahrten münden in avantgardistische Parts. Nein, ÜBER BORD! lässt den geneigten Hörer wahrlich kaum zur Ruhe kommen. So verwirrend die stilistische Vielfalt auch zunächst auf den Konsumenten wirken mag, so verblüffend und spannend ist der „Flow“, den das Album über beinahe die gesamte Spielzeit auszeichnet. Virtuose und herausfordernde Musik, dargeboten von absoluten Könnern. Ein „El Dorado“ für Eskapisten!

Die Verpackung kann ebenfalls überzeugen. Das mir vorliegende Doppel-Vinyl-Album kommt als wertiges Gatefold in zwei 180 Gramm-Pressungen daher, die in gefütterten Innenhüllen ihren Platz finden. Löblich!

Bevor ich jedoch achtlos eine Kaufempfehlung ausspreche, halte ich es angesichts meiner Fürsorgepflicht für geboten, eindrücklich auf den seitens des Labels ausgesprochenen Warnhinweis aufmerksam zu machen. Ich zitiere:

„Vorsicht! Wer Squintaloo publiziert, veröffentlicht, oder sich sonst irgendwie mit dem Squintaloo einlässt, ist höchstwahrscheinlich in den Bann der OMA geraten! Die OMA hat sich längst der Sinne des/derjenigen bemächtigt und sie/er wird in allen Taten fremdbestimmt. […]“

Für mich kommt diese Warnung zu spät. Ich bin bereits in den Bannstrahl der OMA geraten. Als wenn ich nicht bereits genug andere Sorgen hätte …

Marc Schipper

Tracklist:

01 Animal Privateer

02 Nieraurak’s Dream

03 Kara Buran

04 Zirrostratus (The Fog Wonders)

05 Elmsfeuer

06 Über Bord

07 3 Kraken

08 Fakir Don Pipone

09 Peg Leg Copperjaws

Label : M.i.G.-Music/Hänsel & Gretel

VÖ: bereits veröffentlicht

Laufzeit: 65:08 Min.

Herkunft: Deutschland

Stil: Prog/Avantgarde/Jazz

Internet:

http://www.squintaloo.de

www.facebook.com/Squintaloo/

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