Das war das Ruhrpott Metal Meeting 07./08.12. 2018
Alle Jahre wieder kommt der Weihnachtsmann. Und bereits zum vierten mal in die Turbinenhalle. Neben den obligatorischen Ruten hatte
Alle Jahre wieder kommt der Weihnachtsmann. Und bereits zum vierten mal in die Turbinenhalle. Neben den obligatorischen Ruten hatte der weißbärtige Geselle auch in diesem Jahr einige vielversprechende Acts im Gabensäckel. Also auf ins Getümmel Boys and Girls!
Freitag
Heuer dürfen die Kölner Ukrainer PRIPJAT den Anfang machen. Den machen auch so schlecht nicht, rabiater Thrash Metal motiviert dargeboten. Die Halle füllt sich zügig, genauso zügig wird auch auf der Bühne ins Mett gehauen. Der Sound stimmt für Opener Verhältnisse ebenfalls, da schmeckt das erste Bier.
Genre-technisch in eine ähnliche Kerbe hauen dann auch die Griechen SUICIDAL ANGELS. Wenngleich auch aufgrund ihrer jahrelangen Tour Erfahrung um einiges routinierter. Für mich pfeffert aber gerade hier der Hase im Liegen – oder war es umgekehrt? – denn durch eben diese Routine und geschuldet der Tatsache, dass diese Band gefühlt auf jeder Tour und jedem Festival in den letzten Jahren dabei war, verkommt alles ein wenig zu Standard Ware. Die muss aber nicht zwangsläufig schlecht sein, und Thrash Metal geht im Ruhrgebiet eh immer. Dementsprechend sind erste größere Circle Pits zu bestaunen.
Und thrashig geht es weiter: DEATH ANGEL aus der Bay Area sind nicht totzukriegen, erleben ihren zweiten oder dritten Frühling und verlegen wie in im letzten Jahr Oberhausen in die Mitte von San Francisco. Klassiker wie „Mistress Of Pain“ wechseln sich mit Bedacht gewählt mit neuerem Material ab und die Halle tobt noch ein bisschen mehr. Großartig.
Mit gemischten Gefühlen finde ich mich zu den Ruhrpott Urgesteinen SODOM vor der Bühne ein. Weder die Show auf dem RockHarz, noch die beiden neuen Songs der Partisan EP konnten mich so überzeugen wie es das Decision Day Album konnte. Um es vorweg zu nehmen: Spielerische Holper und Stolpereien wie noch auf dem RockHard oder RockHarz gibt es heute nicht. Da hat die laufende Tour ihre Spuren hinterlassen, SODOM wirken hier deutlich besser eingespielt. Und trotzdem haben sich ein paar Dinge NICHT geändert: Warum zum Teufel ist der zweite Gitarrist nicht zu hören, und warum klingt Frank Blackfires Gitarrensound immer noch so mies. Und ganz davon abgesehen haben SODOM auch nach „Agent Orange“ noch gute Platten gemacht. Mir persönlich wirkt dieses Konzentrieren auf alte Alben zu konstruiert. Aber wer bin ich schon mit meiner Meinung, fairerweise muss ich anerkennen, dass dieses Konzept heute Abend absolut aufgeht und fast nur zufriedene Gesichter zurücklässt.
Aufgesetzt wirkt bei EXODUS mal rein gar nichts. Die Könige des Bay Area Thrash fahren in diesem Jahr bereits ihre zweite Tour. Im Gegensatz zu Sodom kombinieren die alten Herren – wie üblich mit Kragen Lum an der zweiten Klampfe – altes mit neuem und lassen keine Wünsche offen. Hier wird gezeigt wie es geht. So und nicht anders. Als besonderes Schmankerl wird gegen Ende des Sets noch „Motorbreath“ von Metallica verwurstet bevor mit „Toxic Waltz“ und „Strike Of The Beast“ endgültig der Deckel auf eine weitere grandiose Show gemacht wird.
Schon klar, dass da niemand mehr wirklich einen draufsetzen kann. Und – so leid es mir tut – VENOM schon gar nicht. War der Gig auf dem Party-San schon nicht wirklich denkwürdig, arbeitet dieses Legende weiter daran ihr Vermächtnis ins Lächerliche zu ziehen. Und das wo etliche Klassiker im Programm sind. Aber irgendwie zünden die nicht, und VENOM finden auch kein Mittel um das Ruder nochmal herumzureißen. Und so tritt das Unvermeidliche ein: Die Leute gehen nach und nach heim. Ich auch. Ab ins Bett. Bis morgen.
Samstag
Frisch geduscht und mit frischer Energie sehe ich die seit Jahren heißeste Rock`n`Roll Band aus Deutschland: MOTORJESUS! Die lassen sich auch nicht lumpen, spielen tight und mit jeder Menge Feuer und sind der beste Opener der je auf dem RMM gespielt hat. Punkt.
BAEST aus Dänemark hatte ich bis Dato überhaupt nicht auf dem Radar, aber ihr melodiöder Death Metal lässt das Stimmungsbarometer zumindest nicht fallen, wenn mich mein kurzer Ausflug zur Flöz Stage nicht täuscht.
Auf der Main Stage machen Skalmöld aus Island weiter. Frostiger Folk wie die Nordländer ihn spielen ist nicht wirklich immer ein Stimmungsgarant, dafür wirkt die ganze Sache stellenweise zu sperrig. Dafür wird die Band trotzdem bemerkenswert gefeiert, von daher: Alles richtig gemacht.
Jetzt aber wieder fix rüber zur Flöz Stage, dort schnallen sich die Spanier ANGELUS APATRIDA die Instrumente um und mörteln engagiert los. Die Sache lässt sich gut an, der Sound könnte besser sein, dieses Manko wird aber durch die Performance überspielt. Da dieser Abend auf der Flöz Stage ganz im Sinne von Century Media steht, wird auch diesen artig gedankt.
Wir verlieren keine Zeit und begeben uns schnellen Fußes zurück vor die Main Stage. Denn dort hüpfen gerade die Frankfurter Bembel Thrasher TANKARD über die Bühne. Über eine Tankard Show großartig Worte zu verlieren ist wie Eulen nach Athen zu tragen: Außergewöhnliches wird man hier nicht finden, musikalische Kabinettstückchen für gewöhnlich auch nicht. Und das ist auch gut so. Hier regiert die gute Laune und die Liebe zur Musik. Und das kommt an.
DAD aus Dänemark hauen zwar musikalisch mal so gar nicht in die gleiche Kerbe, was Humor und Selbstironie betrifft sind die Dänen aber ziemlich dicht bei Tankard. Speziell Sänger Jesper Binzer punktet mit seinen deutschen Ansagen, und spätestens bei „Sleeping My Day Away“ ist alles klar.
Zurück auf der Flöz Stage stellen wir fest, dass DARK TRANQUILLITY der zweite Gitarrist abhanden gekommen ist. Die Rhythmus Klampfe kommt dann einfacherweise vom Band. Auch wenn es befremdlich wirkt, in Verbindung mit der tollen Light Show wird auch dieser Gig für die Schweden mit Sieg auf der Haben – Seite verbucht.
ALESTORM würden da gern von der Stimmung noch einen draufsetzen und dekorieren die Bühne mit Quietscheentchen und anderem Gedöns. In Verbindung mit ihrer Musik wirkt das im Gegensatz zu Tankard und DAD aber eher etwas sagen wir mal lächerlich. Da aber ein beträchtlicher Teil der Anwesenden genug Bier intus hat, werden auch ALESTORM ordentlich gefeiert.
Die Messe beschließen dürfen dann die Finnen CHILDREN OF BODOM. Und vorweg, die Erwartungen können sie nicht erfüllen. Waren sie früher ein heißer Newcomer, gibt es hier einige Dekaden später auch nur noch Stangenware. Warum eigentlich? Die Halle ist gefüllt, „Sixpounder“ ist ein gut gewollter Einstieg. Aber irgendwie kommt alles wie eine Pflichtübung rüber, oder noch schlimmer: wie ein Job der eben gemacht werden muss. Und so fällt die Stimmung immer mehr ab, am Ende sind alle froh das es vorbei ist.
Freilich, wir jammern hier auf hohem Niveau. Und überhaupt, das alles schmälert nicht die Tatsache, dass das RMM sich in der deutschen Indoor – Festival – Szene in wenigen Jahren zu einer nicht mehr wegzudenkenden Größe etabliert hat. Respekt dafür!