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Popol Vuh (D) – Affenstunde, Hosianna Mantra, Einsjäger & Siebenjäger, Aguirre, Nosferatu

Bands, die immer mal wieder im Fokus landen und dann wieder verschwinden, gibt es wie Sand am Meer. Popol

Popol Vuh (D) – Affenstunde, Hosianna Mantra, Einsjäger & Siebenjäger, Aguirre, Nosferatu

Bands, die immer mal wieder im Fokus landen und dann wieder verschwinden, gibt es wie Sand am Meer. Popol Vuh, die Elektronik Pioniere der deutschen Prog Landschaft, gehören zu diesen Bands. Immer mal wieder dringt etwas ans Ohr und ist dann aber auch genauso schnell wieder verschwunden. Das hat aber nichts mit der Qualität der Musik zu tun, sondern viel mehr damit, dass man sich mit Popol Vuh beschäftigen muss. Die Band, die vor allem in den Siebzigern ihren kreativen Höhepunkt hatte, hat noch nie leicht verdauliche Kost dargeboten. Nun erscheinen die ersten 5 Alben einer langen Reihe von Wiederveröffentlichungen und damit die bedeutensten Werke sowohl als Einzel-CD, als auch in einer schicken LP-Box.

Die nach dem Popol Vuh, einem zentralen Schriftstück der Maya-Kultur zur Schöpfungsgeschichte der Welt, benannte Gruppe wurde 1970 von Florian Fricke gegründet und war die erste Band, die den Moog-Synthesizer einsetzte und damit Klangwelten erschuf, die damals noch völlig unbekannt waren. Doch auch wenn die Band immer wieder der Krautrock-Bewegung zugeordnet wird, hat sich die Band selbst darin nie wiederfinden können. Ihre Verbindung aus Rock mit Elektronik, integrierten Ethno- und Worldmusic-Elementen, verschafften der Band weit über die Grenzen des abgesteckten Genres hinaus gehörige Reputation. Teils wurde ihr sogar der Stempel Worldmusic aufgedrückt, was daher rührt, dass Fricke schon früh eine Affinität zu Spiritualität und und fernöstlicher Kultur hatte.

Mit dem 1970 erschienenen Debütalbum „Affenstunde“, erschuf Fricke bereits Klangstrukturen, die den Weg der Band vorzeichneten. Tranceartige Soundfragmente, meditative Klänge und fernöstliche Sounds mit langen elegischen Phasen bildeten das Grundgerüst auf dem das Album aufbaute. Die Basis war die Mythologie der Mayas, in deren Kulturgeschichte Fricke damals tief eintauchte und versuchte die spirituellen Themen der Schöpfungsgeschichte musikalisch umzusetzen. Neues und bisher nie Dagewesenes passte in die damalige Zeit des Suchens und Findens nahezu perfekt. Es wurde zum Meilenstein einer neuen Musik und damit wegweisend für alles was danach als Ambient- oder Trance-Musik jemals enstand.

 

Das 1972er Werk „“Hosianna Mantra“ war das dritte Album der Münchener und galt damals als eine der schönsten Platten aller Zeiten. Das wird man heute sicher anders sehen, doch 1972 sah die Welt noch anders aus, war die Musik teils noch in den Kinderschuhen, was den Künstlern einen enormen Schaffensfreiraum bot, den sie auch gerne ausnutzten. Fricke beschäftigte sich damals intensiver mit dem Christentum und dem Buddhismus, was er freilich auch in sein Werk einfliessen ließ. Es war weniger von den Klängen des Moog getragen, war viel mehr eine akustische Interpretation seiner Forschungen, die vor allem durch die Stimme der koreanischen Sopranistin Djong Yun ihren einzigartigen Charakter erhielt. Erneut meditativ, schimmerten vor allem neben dem Gesang die Gitarre von Conny Veit und das inspirierte Klavierspiel Frickes durch und verliehen dem Album eine ziemlich einzigartige Aura, die bis heute unerreicht erscheint. Nicht umsonst gilt dieses Album zu den echten Klassikern der Band, kann man sich seiner intensiven Art doch kaum entziehen.

 

1972 war aber auch das Jahr, ab dem die Band begann mit dem Kult-Regisseur Werner Herzog zusammenzuarbeiten und etliche Filme mit Soundtracks begleiten durfte.

Das dritte Album der Reihe ist das 1975 erschienene „Einsjäger & Siebenjäger“ und war das fünfte Album der Band. Waren die Vorgänger noch stark von Synthesizer-Klängen getragen, war „Einsjäger & Siebenjäger“ deutlich songorientierter und brachte vor allem das famose Gitarrenspiel von Daniel Fichelscher in den Vordergrund. Erneut war auch die Koreanerin Djong Yun zu hören, die mit ihrer engelsgleichen Stimme dem Album wieder eine ganz besondere Aura verlieh. Die Songs waren eingänger und vor allem wesentlich zugänglicher für Hörer, die ansonsten mit Popol Vuh nicht viel anzufangen wussten.

Popol Vuh nahmen ihre Hörer mit auf eine musikalische Reise voller Energie und Melodien, die berührten. Für viele Fans gilt es als bestes Album im Schaffen der Band und wird seitdem hochgepriesen.

 

Das nächste Album in der Reihe der Neuauflagen ist die erste Zusammenarbeit mit Werner Herzog, die auch Früchte trug. Mit dem Soundtrack zu dem Film „Aguirre – Der Zorn Gottes“ erschuf Fricke einen der besten Soundtracks aller Zeiten, wie vom Musikmagazin „Rolling Stones“ 2018 unter die Top 50 gekürt. Zum ersten Mal kam hier die sogenannte Chor-Orgel zum Einsatz, deren Existenz bzw. Verbleib bis zum heutigen Tag übrigens ungeklärt ist. Es war das erste Instrument, das sampleartige Soundkollagen zuließ und gilt als Vorreiter für die heute übliche Form des Samplens. Dem Thema des Films entsprechend hat Fricke einen Soundtrack komponiert, der zumeist sphärisch anmutend fast schon tranceartig daherkommt. Neben dem Einsatz der Chor-Orgel war es vor allem das Spiel der Gitarre von Daniel Fichelscher, das erneut Akzente setzen konnte. In einigen Momenten erscheint dem Hörer, der sich auch den Film in Erinnerung ruft, der ganze Whansinn sowohl des Films als auch Kinskis regelrecht vor den geistigen Auge. Mehr kann man mit einem Soundtrack wohl kaum erreichen.

 

Das fünfte und damit letzte Werk der Neuauflagen bildet das 1978er Opus „Nosferatu – The Vampyre“, das erneut ein Soundtrack zu einem Herzog Film war. Es erschien in zwei unterschiedlichen Versionen, die 2004 vom Hannoveraner Label SPV auf einer CD zusammengefasst erschien. Herzog bat Fricke zunächst um Musik, vor der man Angst habe, was Fricke dazu veranlasste drei alte Moog-Stücke aus seinem Archiv als Basis für das zweite Nosferatu-Album zu verwenden. Elektronik-Chöre, lang gezogene Gitarrenriffs und orientalische Instrumente, wie die Tamboura erzeugten eine entrückte, mystische Atmosphäre, die sich wunderbar mit dem Film verband.

 

Alle Alben wurden von Guido Hieronymus und Frank Fiedler neu remastered, enthalten Bonus Tracks und sind mit reichlich bebilderten Booklets im Digipak bestückt.

Das 6 LP-Collector Boxset “The Essential Album Collection Vol. 1“ enthält erstmals diese fünf wegweisenden Alben aus den 70ern von POPOL VUH. Ebenfalls remastered von Guido Hieronymus und Frank Fiedler, erscheinen die Alben im hochwertigen Boxset als audiophile 180g Vinyl-Pressungen, mit ausführlichen Liner Notes und 3 Original Postern.

 

Fazit: Eine Sternstunde der deutschen Musikgeschichte.

 

Affenstunde:

  1. Ich mache einen Spiegel (Dream Part 4) 8:51
  2. Ich mache einen Spiegel (Dream Part 5) 4:36
  3. Ich mache einen Spiegel (Dream Part 49) 7:42
  4. Affenstunde 18:35
  5. Train Through Time (Bonus Track) 10:31

Hosianna Mantra:

  1. Ah! 4:48
  2. Kyrie 5:23
  3. Hosianna – Mantra 10:11

Das V. Buch Mose:

  1. Abschied 3:16
  2. Segnung 6:07
  3. Andacht Pt. 1 0:47
  4. Nicht hoch im Himmel 6:18
  5. Andacht Pt. 2 0:46
  6. Maria (Bonus Track) 4:29

Einsjäger & Siebenjäger:

  1. Kleiner Krieger 1:08
  2. King Minos 4:26
  3. Morgengruß 2:56
  4. Würfelspiel 3:08
  5. Gutes Land 5:14
  6. Einsjäger & Siebenjäger 19:24
  7. King Minos II (Bonus Track) 1:55
  8. Wo bist du? (Bonus Track) 5:42

Aguirre:

  1. Aguirre I 7:24
  2. Morgengruss II 2:58
  3. Aguirre II 6:13
  4. Agnus Dei 3:07
  5. Vergegenwaertigung 16:47
  6. Aguirre III (Bonus Track) 7:17

Nosferatu:

  1. Brüder des Schattens 5:45
  2. Höre, der du wagst 6:00
  3. Das Schloss des Irrtums 5:37
  4. Die Umkehr 5:57
  5. Mantra I 6:15
  6. Morning sun 3:21
  7. Venus principle 4:41
  8. Mantra II 5:23
  9. Die Nacht der Himmel 5:03
  10. Der Ruf der Rohrflöte 3:39
  11. To a little way 2:33
  12. Through pains to heaven 3:47
  13. On the way 4:05
  14. Zwiesprache der Rohrflöte 3:26

Label: BMG/ADA Warner

VÖ: 26.04.2019

Laufzeit:

Herkunft: Deutschland

Stil: Electronic/Prog

Webseite:

Facebook: https://www.facebook.com/Popol-Vuh-21902362609/