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„Als Inspiration gelten natürlich unsere Helden Judas Priest und Iron Maiden“ – Im Gespräch mit Romana und Seraina von Burning Witches

  Noch immer sind Frauen im Metal leider unterbewertet und werden ihrer technischen Fähigkeiten angezweifelt. Noch immer gibt es

„Als Inspiration gelten natürlich unsere Helden Judas Priest und Iron Maiden“ – Im Gespräch mit Romana und Seraina von Burning Witches

 

Noch immer sind Frauen im Metal leider unterbewertet und werden ihrer technischen Fähigkeiten angezweifelt. Noch immer gibt es viel zu wenige reine Frauenbands im Metal und noch immer müssen diese mit Klischees kämpfen. Dass man aber mit Spielfreude, der richtigen Einstellung und vor allem der Liebe zum Metal in der Männerdomäne bestehen kann, beweisen uns die Schweizerinnen von Burning Witches. Zum Gespräch durften wir Romana, Bandgründerin und nur sehr selten in Interviews vertreten (wofür wir uns sehr glücklich schätzen und dankbar sind) und Sängerin Seraina begrüßen, die ihre Sicht auf den Dschungel Musik und ihre Leidenschaft mit uns teilen konnten. Zwei extrem sympathische Damen, denen man anmerkt, dass sie den Metal lieben und leben.

 

Metalglory: Es ist uns eine große Freude dieses Interview mit euch führen zu dürfen. Burning Witches besteht erst seit 2015 und hat seitdem einen fulminanten Start hingelegt. Erzähl doch mal ein wenig über die Geschichte der Band, Romana.

Romana: Es war immer mein großer Traum eine Frauenmetalband zu gründen. Es war auch gar nicht so schwer geeignete Mitstreiterinnen zu finden, was zeigt wie klein die Schweiz ist, hahaha. Der Anfang war also gar nicht so schwer, wie man vielleicht glauben möchte.

MG: Ihr habt jetzt innerhalb kürzester Zeit bereits zwei Alben veröffentlicht und damit ein ordentliches Pensum an den Tag gelegt. Woher bezieht ihr die Inspiration?

Seraina: Als Inspiration gelten natürlich unsere Helden Judas Priest und Iron Maiden. Aber auch die New Wave of British Heavy Metal hat uns sehr geprägt. Es war von Anfang an klar, dass wir in die Richtung gehen wollen.

Romana: Wir (Romana und Seraina) haben auch von Anfang an die Songs geschrieben und sie haben sich quasi automatisch dahin entwickelt. Meist ist es so, dass ich ein Riff mitbringe und Seraina dazu singt. Sie bringt dann auch noch die Texte mit und so entstehen unsere Songs auf ziemlich organische Art und Weise.

 

MG: Beide Alben wurde von Schmier (Destruction) mitproduziert. Wie kam der Kontakt zustande?

Romana: Wir kennen uns schon lange. Schon seit der Zeit mit Atlas & Axis, meiner Band vor den Burning Witches, ist der Kontakt vorhanden. Aus Spaß fragte er dann eines Tages, ob wir nicht einen Manager brauchen würden, hahaha. Da lag die Zusammenarbeit natürlich nah.

MG: Auf dem aktuellen Album „Hexenhammer“ ist zum ersten Mal auch eure neue Gitarristin Sonia zu hören. Alea hat ja die Band verlassen. Sehr ungewöhnlich dabei ist, dass Sonia aus Holland kommt, was ja nun nicht gerade um die Ecke von der Schweiz liegt. Wie kam das zustande?

Romana: Wir haben zuerst natürlich überlegt, ob wir eine Gitarristin aus der Schweiz kennen, die auch Soli spielen kann. Aber das ist in der Schweiz doch ziemlich schwer. Sonia hat mich dann über Facebook angeschrieben und ich habe sie dann gebeten mir über YouTube mal etwas zu schicken, damit ich einen Eindruck über ihre spielerischen Qualitäten bekommen kann. Das hat gepasst und auch auf der menschlichen Ebene passt es perfekt zusammen.

MG: Ihr als Songschreiber seid für die Songs verantwortlich. Passiert das nach demokratischen Regeln oder ist es eher so, dass ihr bestimmt wohin die Richtung geht?

Seraina: Das war bisher nie ein Problem. Es ist auch nicht so, dass unsere Meinung unumstößlich ist. Wenn eine der anderen (Sonia, Jeanine, Lala) eine gute Idee einbringt, dann fließt das natürlich auch in den jeweiligen Song mit ein.

Romana: Schmier und mein Mann, Damir, helfen auch noch mit. Immer, wenn wir etwas neues aufgenommen haben, schicken wir die Files durch die Gegend und sind dann sehr auf die Reaktionen gespannt. Du stehst halt auch irgendwann in einem Prozess, in dem frischer Input und auch Kritik von außen sehr wichtig wird.

MG: Eure Helden habt ihr mit Judas Priest und Iron Maiden ja bereits vorgegeben. Wie kommt man als junges Mädel in der Schweiz dazu, dieser alten Linie zu folgen?

Romana: Ich höre die Musik bereits seit meinem vierzehnten Lebensjahr. Ich wollte seitdem auch nichts anderes machen, als Gitarre zu spielen. Ich bin ja auch von seiten meiner Familie schon immer mit der Musik in Berührung gewesen. Mein Vater ist Opernsänger im Opernhaus in Zürich, meine Mutter spielt Orgel und so habe ich dann halt meine Liebe zur Gitarre entdeckt. Am Anfang waren es natürlich erst die rockigen Lieder von AC/DC oder Nirvana und dann entwickelte sich das immer mehr zum Metal hin.

Searina: Ich stamme aus einer sehr künsterischen Familie, in der viel Theater und auch Musik gemacht wird. Zwar nicht professionell wie bei Romana, aber wir sind eine sehr kreative Familie, wobei die Musik nie so richtig im Mittelpunkt stand. Aber meine Liebe dafür kam auch schon in jungen Jahren.

MG: Schaut man sich die Cover eurer Alben an, so fällt auf, dass sie dem üblichen Klischee folgen. Steckt da Kalkül dahinter oder entsteht das auf natürliche Art und Weise?

Romana: Es ist schon so, dass darüber diskutiert wird bei uns. Aber auch da orientieren wir uns an den alten Alben. Judas Priest, Iron Maiden oder auch Iced Earth zum Beispiel haben ihre Maskottchen und haben diese einzigartigen Cover. Davon lassen wir uns schon inspirieren. Aber zuerst mal muss es uns gefallen. Wir mögen es, wenn es einfach cool aussieht.

MG: Eine Frage, die ihr mit Sicherheit nicht mehr hören könnt, aber trotzdem wohl irgendwie gestellt werden muss. Im Metal geht es ja viel um Testosteron und scheint eine reine Männerdomäne zu sein. Wie geht ihr damit um?

Seraina: Also, es ist nicht immer gleich schwer oder einfach. Aber eigentlich gehen wir damit ziemlich einfach um.

Romana: Am Anfang war das schon ziemlich schwer. Gerade im Internet standen dann viele dumme Kommentare, wie zum Beispiel „die spielen ja gar nicht live“ oder „da stehen doch irgendwelche Musiker hinter dem Vorhang.“. Aber schlußendlich ist uns das eigentlich egal, oder. Wir machen was wir wollen und wir wissen was wir können. Die Leute sollen denken was sie wollen. Wir können sie live am besten überzeugen.

MG: Trauen sich Frauen im Metal allgemein weniger zu?

Seraina: Das ist schwer zu beantworten. Wir kennen schon einige Frauen in der Musik. Aber meistens wollen die keine harte Musik spielen oder sie spielen in einer Kombination, wobei dann häufig die Frau als Sängerin fungiert. Und man sieht ja auch bei den Konzerten immer mehr Männer als Frauen.

MG: Müsst ihr mehr kämpfen als eure männlichen Kollegen?

Seraina: Ja und nein. Es ist halt ein Vorteil, dass wir mehr Aufmerksamkeit kriegen. Aber es gibt eben auch die Nachteile, gerade am Anfang, weil uns als Frauen nichts zugetraut wird. Vor allem nicht, dass wir auch gute Musikerinnen sind, ist da der schwerste Punkt, an dem wir überzeugen müssen.

MG: „Hexenhammer“, der Titel eures aktuellen Albums, ist ja der Titel eines sehr kontroversen Buches (Thema ist die Inquisition und quasi deren Legitimation, geschrieben von Heinrich Kramer und veröffentlicht 1486. Es gilt als Grundlage der Hexenverfolgung bis weit ins 17. Jahrhundert hinein.). Wie seid ihr auf dieses Thema gekommen und was hat euch daran gereizt?

Seraina: Wir wussten von der Existenz dieses Buches. Ich fand es auch sehr interessant das Buch zu lesen. So wurden unsere Texte von dem Buch oder anderen Geschichten, die mit dem Buch im Zusammenhang stehen, deutlich inspiriert. Das Buch ist frauenverachtend und Heinrich Kramer war der Erste, der die Jagden auf die Frauen beschränkt hat. Davor war auch Männer davon betroffen, wie zum Beispiel Magier oder Zauberer. Einige dieser Themen ziehen sich ja auch selbst heute noch durch die Gesellschaft.

 

MG: Heute ist ja Start für die gemeinsame Tour mit Grave Digger, die immerhin 23 Termine innerhalb Europas umfasst. Habt ihr euch schon Tipps abgeholt?

Romana: Na ja, es ist natürlich immer gut sich Tipps zu holen. Aber wir finden es sinniger eigene Erfahrungen zu machen. Für Bewegungen auf der Bühne gibt es auch kein Lehrbuch. Das kommt von ganz allein und ist dann schlußendlich auch etwas eigenes. Aber sonst hatten wir noch keine große Berührung bisher. Das wird sich aber während der Tour bestimmt noch ändern.

MG: Wie sehen eure weiteren Pläne für dieses Jahr aus?

Romana: Wir sind schon wieder dabei neue Songs zu schreiben. Aber ohne Zeitdruck. Immer dann, wenn wir mal Bock haben treffen wir uns und schreiben zusammen. Ansonsten stehen noch einige Shows an in diesem Jahr und einige Festivals, wie zum Beispiel das Summer Breeze.

MG: Auffallend bei beiden Alben ist, dass ihr immer wieder euren alten Helden Tribut zollt. In Form von „Holy Diver“ oder „Jawbreaker“ habt ihr euch Songs von Dio bzw. Judas Priest vorgenommen. Habt ihr eine Liste von Songs, die ihr noch abarbeiten wollt?

Romana: Nein, eine solche Liste gibt es nicht. Das entsteht einfach spontan.

MG: Tja, was soll ich sagen. Ich bin, auch in Anbetracht, dass ihr recht wenig Zeit habt (das Interview wurde kurz vor der Show geführt), mit meinen Fragen bereits durch. Ich danke euch herzlich für das nette Gespräch und wünsche euch für die Tour viel Erfolg.

Romana & Seraina: Wir danken euch auch und wünschen euch viel Spaß gleich bei der Show.