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THWART – „Once Human“

THWART – „Once Human“ Label: Eigenveröffentlichung / Gordeon Music Laufzeit: 65:45 min VÖ: 14.12.2018 Genre: moderner Heavy Metal, hart,

THWART – „Once Human“

THWART – „Once Human“

Label: Eigenveröffentlichung / Gordeon Music

Laufzeit: 65:45 min

VÖ: 14.12.2018

Genre: moderner Heavy Metal, hart, brutal, aber ebenso melodiös und eingängig

THWART haben sich 2017 zusammengefunden und legen nun mit „Once Human“ ihr Debüt vor. Es zeugt von nichts weniger als einem gerüttelt Maß an Selbstbewusstsein und einem schier unerschöpflichen Glauben an das eigene Schaffen, sein erste offizielles Lebenszeichen mit dem längsten Lied zu beginnen, das sich langsam und sphärisch beginnend zu einem brachialen Dampfhammer metamorphisiert. Insgesamt ist das mal ein richtig dickes Brett Heavy Metal geworden, modern, konsequent, hochprofessionell, wuchtig, zupackend.

Das beginnt beim Sound, der sich verdammt druckvoll und brutal aus den Boxen auf uns Hörer stürzt und unbarmherzig in unsere Ohren krallt. Das ist im besten Sinne modern, also exzessiv komprimiert, dabei aber jederzeit transparent und wirklich sehr ausgewogen. Die Instrumente und der Gesang sind wunderbar austariert und klingen weit, voluminös und bei aller Härte jederzeit warm und natürlich. Musikalisch wird instrumental größtes Können geboten. Die Gitarren liefern hochklassige Riffs, die bei aller Fingerfertigkeit jederzeit nachvollziehbar sind, vor allem aber sägen, braten, krawallen. Das ist hart, das ist ein bulliges Stakkato, das ist so tight wie stets überraschend. Und es ist mitreißend, wie viel Mühe und Energie die Herren Knecht und Hagemann auch und gerade in den Strophen in jedes Riff, ja jeden einzelnen Ton investiert haben. Dazu kommen noch diese phantastischen Soli, melodisch, berührend, symbiotisch mit den Songs verwoben, ich kann mich daran nicht satthören (nicht nur, aber besonders schick in „Parasite“ und „To The Exit“). Dem steht der Herr Budziak am Bass in nichts nach. Es ist schon bewundernswert, mit welcher Chuzpe und breitbeinigen Lässigkeit er sich gegen die schiere Übermacht der Gitarren zu wehren weiß und die Musik mit seinem treibenden und brillanten Spiel nach vorne zu drücken weiß. Schließlich ist da noch Herr Reif zu nennen, der mit einem wuchtigen und druckvollen Schlagzeug dieses Soundinferno in klare Bahnen lenkt. Und dabei glänzt der Mann mit einer eindrucksvollen Originalität und Einzigartigkeit: Die Arbeit an der Doublebass ist herausragend akzentuiert, die Rhythmiken sind spannend und packend, das ist stoisch und geradlinig, das ist hart, dominant und mitreißend. Applaus.

Und darüber, dazwischen, singt, nein dominiert Frau Sen mit ihrem phantastischen Gesang. Es ist begeisternd, wie sie mit ihrer Stimme von emotional melodischen, oftmals berührend melancholischen Stimmungen in eine aggressive und kratzige Rockröhre wechselt, immer voller Energie und Volumen, voller Hingabe, Herz und Seele. Herausragend ist vor allem die Fähigkeit, die eigenen Grenzen zu kennen und aus dem bestehenden Potenzial alles heraus zu holen. Denn bis auf wenige Momente, in denen der Gesang an seine Grenzen stößt (die Strophen in „Enemy“ und „Veil Yourself“), gelingt es Frau Sen immmer wieder, die instrumentale Brutalität mit melodischen Refrains zu einer harmonischen Eingängigkeit zu zähmen („Season Of Fire“, „Apocalypse“, „Once Human“). Das ist einfach großartig! Und mir gefällt der Gesang gerade dann am besten, wenn aus dieser Kehle die Funken stieben, wenn es dreckig und schmutzig röhrt und sich eine verdammt angepisste Aggressivität nach außen bricht („Once Human“, „Borders“, „Violent Self“, „Apocalypse“). Als Antagonist agiert eine männliche Stimme, die mit einem dunklen und aggressiven Growlen für die heftigen Akzente sorgt. Dabei ist zu jeder Sekunde zu spüren, dass THWART bei der Ausarbeitung des Gesangs viel Mühe dafür aufgewendet haben, beiden Stimmen genügend Raum zur Entfaltung, aber auch zum Duellieren zu lassen.

Aber es entscheidet nicht das Können, sondern immer wieder nur eines: die Musik. Und hier gibt es verdammt harten, komplexen und brutalen Heavy Metal, schnell, machtvoll, immer auf der Suche nach dem perfekten Spagat zwischen Härte und Melodik, zwischen durchdacht und emotional, zwischen hart und atmosphärisch, zwischen Reißbrett und spontan. Ich vermisse insgesamt noch etwas den Fokus und die Gabe, sich auf das Wesentliche zu reduzieren. In manchen Momenten wirkt das alles etwas zerfahren und orientierungslos, da ergeben Gesang und Riff keine Einheit („To The Exit“) oder wirken etwas platt („World Inside“). Aber ich bin sicher, das wird noch. Und THWART zeigen ja eindrucksvoll, dass sie es können, wenn sie sich nicht sklavisch der bekannten Strukturen bedienen, sondern in Melodik („Season Of Fire“, „Parasite“) oder Brachialität („Illusions“) etwas wagen.

Fazit: THWART legen mit ihrem Debüt „Once Human“ eine hartes und modernes Stück Heavy Metal vor, das Komplexität und Eingängkeit gut zu vereinen weiß. Freunde solcher Klänge, genannt seien Trivium, Sonic Syndicate, Shadows Fall oder Machine Head, aber auch die Butcher Babies oder Exilia, werden hier viel Freude haben. Willkommen im Klub!

Liederliste:

1. Once Human (6:50)
2. Borders (5:36)
3. Violent Self (4:43)
4. Parasite (5:11)
5. Season Of Fire (4:28)
6. Enemy (5:54)
7. World Inside (5:42)
8. To The Exit (4:57)
9. No Way Out (5:41)
10. Veil Yourself (5:22)
11. Apocalypse (6:04)
12. Illusions (5:27)

Quelle Bild: facebook.com/thwartband/