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SOL INVICTUS (UK) – Necropolis

Irgendwann ist jeder Friedhof in der Stadt mal voll und so müssen dann auch die Friedhöfe etwas außerhalb bedient

SOL INVICTUS (UK) – Necropolis

Irgendwann ist jeder Friedhof in der Stadt mal voll und so müssen dann auch die Friedhöfe etwas außerhalb bedient werden. Dafür legten die Londoner 1854 eine eigene Bahntrasse an, die Necropolis Railway. Sie verband einst den Bahnhof Necropolis nahe der Waterloo Station mit dem außerhalb von London, in Woking gelegenen Brookwood Friedhof um nicht nur die Leichen, sondern auch um die jeweiligen Trauergemeinden zu den Totenackern zu karren. Das aktuelle Artwork der apokalyptischen Folkrocker Sol Invictus zeigt die ehemalige Bahnhofshalle, düster in grünlichgrau eingefangen und gibt damit den Blick auf den musikalischen Inhalt frei denn das (wohl vorerst letzte) Thema heißt „Necropolis“ und beschreibt ähnlich eines Städteführers die Sicht auf London, dass wie jede Stadt auf dieser Welt, schöne und schlechte Zeiten erlebte. Nun wird nicht chronologisch aufgelistet, was alles passierte sondern wie der Texter seine Stadt heute sieht, und das ist eigentlich immer noch düster genug. Einen besseren Soundtrack zu einer Städtetour für Düsterheimer hätte nicht geschrieben werden können denn zu den Songs und den Texten schwingen natürlich immer morbide Gedanken um Jack The Ripper, kaltnasses Ekelwetter, Tower, Friedhöfe und der Verwahrlosung der Moral und Sitten sowie permanenter Nebel an der Themse mit. Aber Sol Invictus haben auch genug Sinn für (schwarzen und zynischen) Humor übrig und so entstand ein kompaktes musikalisches Werk, welches nicht nur nach hinten sondern auch nach vorn schaut um aufzuzeigen, wie es u.a. um die Welt bestellt ist; nicht um zu sagen, dass früher alles besser war! Richtig singen tut Tony Wakeford als eigentlicher Genre-Gründer immer noch nicht, aber die Art und Weise seiner Erzählungen ist immer noch genauso packend, wie vor knapp 30 Jahren schon. Mystisch, geheimnisvoll und gepaart mit den vielen Kinderreimen im Hintergrund, wirkt es nicht nur bedrückend sondern auch teilweise beängstigend. Zum Abschluss der Band nochmal so einen ausgereiften Hammer? Es wäre wirklich sehr schade, wenn Sol Invictus nun aufhören würden doch heißt es nicht auch: wenn es am schönsten ist, sollte man aufhören? Und ja, „Necropolis“  ist aus meiner Hörweise das gereifteste und kompletteste Werk. Da wären zum einen Gitarrist Don Aderson (x-Agalloch), der wieder mit einzelnen Riffs bereits ein komplettes Gruselalbum füllen könnte und hier bis zu psychedelichen Sounds alles auffährt, was der Dark-Situation gerecht wird. Dann ist da der „Green Army Choire“, der für für bizarr-morbiden Background sorgt und natürlich der majestätische und zugleich devote Sprachgesang, der mal in kompletten Songs und auch in Zwischenparts für dunkelste Unterhaltung beim akustischen Londonspaziergang zuständig ist.

Fazit: Altertümliche Mythen und Mystiken, vergorene Liebschaften, pessimistische Visionen sowie das Faible, immer die passenden Töne und Worte zu treffen…das sind die musikalischen Merkmale von Sol Invictus, die heuer ebenso anzutreffen sind, wie bereits auf dem Debüt Mitte der 80er. Doch hier gibt es nicht nur schwarzlackierte Fingernägel und Kajalstriche, hier gibt es bedeutend mehr zu hören, zu entdecken und auch zu fühlen. Fans der Band werden das Album so oder so schon ihr Eigen nennen. und wenn doch noch nicht: HEY, von Sol Invictus gibt es ein neues Album und es wird wohl das letzte sein… Der Gothic-, Dark- und Düsterheimerfraktion sei gesagt: DAS ist Dark!! Das ist düster, so sollte Gothic klingen anstatt alles mit Synthies und Keys vollzuklatschen und Songs über verschmähte Liebe zu trällern. Sol Invictus sind Kunst! Leider viel zu lang im Underground gehalten… Um es nochmal ganz deutlich für jedermann / jedefrau zu machen; das Album „Necropolis“ würde von mir an dieser Stelle die Schulnote 1 (sehr gut) bekommen. Einzige kleine Wehrmutstropfen: Es ist wohl tatsächlich das letzte Album und es ist mit 47 Minuten zu kurz! Aber verdammt gut…

Tracklist:

01. Necropolis:Portal
02. Nine Elms
03. Old Father Thames
04. See Them
05. Serpentine
06. Still Born Summer
07. Brick Lane
08. Turn Turn Turn
09. The Last Man
10. The Garden Of Love
11. Kill Burn
12. Set The Table
13. Murder On Thames
14. Shoreditch
15. Necropolis:Egress

Line-Up („Necropolis“):

Tony Wakeford – vocals, guitar, bass guitar
Renee Rosen – violin, bowed psaltry, mandolin, octave violin
Don Anderson – electric guitar
Igor Olejar – drums
Robyn Sellman – vocals on See Them & Still Born Summer
Eilish McCracken – piano, flute
Caroline Jago – bass guitar, drums
Susan Matherw – Announcer
Simon Satori – Announcer
Liza Graham – vocals on The Garden of Love
Green Army Choir on Necropolis & The Last Man
Choral composition & arrangement by Robyn Sellman of Autorotation
Green Army Choir recording & production by Igor Olejar of Autorotation
Green Army Choir:
Rebecca Oppenheimer
Juliana Protasova
Robyn Sellman
Laura Lee Tanner
Galina Deriabina
Donatella Landi
Francesca Moralis
Roger Cawkwell
Denise Grant
Tom Fernley
Tauras Jucys
Igor Olejar
Tim Rowe

VÖ: 23.03.2018

Label: Auerbach Tonträger / Prophecy Records

Spielzeit: 47:23 Min.

Herkunft: UK

Genre: Folk, Neo Folk, Apocalyptic Folk, Dark Rock, Dark Pop, Gothic

Internet:

FB – https://www.facebook.com/solinvictus.official/

HP – https://sol-invictus.bandcamp.com/

Youtube:

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