Slash Feat. Myles Kennedy & The Conspirators „Livin The Dream Tour 2019“, Support The Virginmarys, 19.06.2019, Swiss Life Hall, Hannover
Hannover ist gerade im siebten Konzerthimmel. So viele Welstars wie in diesem Jahr, durfte die niedersächsische Landeshauptstadt bisher wohl
Hannover ist gerade im siebten Konzerthimmel. So viele Welstars wie in diesem Jahr, durfte die niedersächsische Landeshauptstadt bisher wohl noch nie begrüßen. Kiss, Sting, Phil Collins und nun also der wohl berühmteste Zylinderträger mit seiner grandiosen Band und Sänger Myles Kennedy. Wer bisher noch nie eine Show von Slash und seiner Band gesehen hat, wird erstmal zeimlich erstaunt feststellen, dass es hier keinen Starrummel gibt, keine Egokapriolen, sondern ehrlichen, handgemachten und puren Rock ’n‘ Roll von einer echten Band. Ich hatte bereits das große Vergnügen die Band am Anfang ihrer Tour erleben zu dürfen und war nun gespannt, ob sich das Tourleben, das die Band fast rund um den Globus gebracht hat, verändert hat.
Doch bevor es mit Slash und seinen Verschwörern losgehen konnte, durften die britischen Virginmarys eröffnen. Inzwischen waren die Temperaturen in der Swiss Life Hall fast am Siedepunkt angekommen, was der Band und dem Publikum so einiges abverlangte. Mit ihrem frischen, stark mit Punk-Elementen durchzogenen Rock, der irgendwie immer wieder an Green Day erinnern wollte, schafften sie es die 3800 Anwesenden ziemlich schnell auf ihre Seite zu ziehen. Gitarrist und Sänger Ally Dickaty setzte seine kleinen Akzente durch eine ehrliche Attitüde, die zu keiner Sekunde aufgesetzt wirkte, während sich der Bassist, dessen Namen ich nirgends ausfindig machen kann, eher verhalten im Hintergrund hielt. Das mag auch daran liegen, dass The Virginmarys genaugenommen nur ein Duo sind, dem mit dem „Tier“ Danny Dolan am Schlagzeug ein echter Hingucker und Taktgeber den nötigen Punch und Drive gibt. Auch wenn es vorher schon ziemlich stickig und heiß in der Halle war, hielt das die Fans nicht davon ab, den Briten, die seit 2009 bestehen, ordentlich Applaus zu skandieren.
Nach einer 30-minütigen Umbaupause ging es dann standesgemäß mit „The Call Of The Wild“ vom aktuellen Album „Living The Dream“, das auf der gesamten Tour der Opener ist, gleich ordentlich zur Sache. Der Namensgeber der Band hielt sich erneut ziemlich im Hintergrund, drängte sich nicht nach vorne, sondern überließ vor allem Myles Kennedy den Platz. Erneut zeigte sich, dass es sich hier um eine echte Band handelt, die auf der Tour, so zumindest mein Eindruck, noch näher zusammengewachsen ist und blind miteinander agiert. Inzwischen waren die Temperaturen auf dem Weg in Saunabereiche, was auch zu einigen Kollapsen bei den Fans geführt hat. Umso mehr war es eine tolle Geste der Security, dass sie Wasser unter die Menge verteilte. Etwas, das man bei Konzerten gerne häufiger sehen könnte, in Hannover aber schon lange keine Seltenheit mehr ist, zeigt es doch, dass man hier die Zuschauer und ihre Bedürfnisse ernst nimmt und auch um das Wohl bemüht ist. Auch wenn das mit dem Konzert an sich nicht viel zu tun hat, ist es wichtig, dass auch diese Seite einmal gezeigt wird, beweist es doch den gegenseitigen Respekt, der ja häufig den Veranstaltern und auch der Security abgesprochen wird.
Doch zurück zur Show. Die Band ackerte auf der Bühne, ließ sich von den Temperaturen nicht beeindrucken und lieferte perfekt ab. Wieder blieb der Band genügend Freiraum sich entfalten zu können und wieder rückte Slash in den Hintergrund, bewies erneut, dass er ein meist unterschätzter Gitarrist ist. Besonders in den Soli machte sich das deutlich. Ob man nun allerdings 10 Minuten Gitarren-Soli braucht oder nicht, bleibt eine Frage des eigenen Gusto. Manchen gefällts, andere begaben sich auf den Weg zu den gekachelten Räumen oder zum Biertresen, der ohnehin für viele die rettende Insel war. Trotz der Anstrengungen einer langen Tour im Rücken, setzte Myles Kennedy mit seiner Ausstrahlung die Akzente, überzeugte mit seinem kokettenhaften Spiel mit den Fans und brillierte mit dieser unverkennbaren Stimme, die bereits den Alben von Alter Bridge ihren Stempel aufdrücken konnte.
Todd Kerns, der Wirbelwind unter den Bassisten, durfte bei zwei Songs („We’re All Gonna Die“ und „Doctor Alibi“) das Mikro von Myles Kennedy übernehmen und zeigen, dass er neben dem Bass auch den Gesang beherrscht. Der zweite Gitarrist Frank Sidoris überließ zwar weitestgehend seinem Chef das Rampenlicht, trug aber trotzdem mit seinem Spiel zum Gelingen der Show deutlich bei. Drummer Brent Fitz, der mit Alice Cooper, Gilby Clark oder Union schon eine lange Liste an Künstlern, mit denen er gearbeitet hat, vorweisen kann, zeigte, warum er in den Diensten von Slash steht. Sein druckvolles Drumming, akzentuiert und auf den Punkt, war die treibende Kraft im hinteren Teil der Bühne. Es war eine echte Freude dieser Band erneut bei der Arbeit zusehen dürfen, schaute man doch überall nur in glückliche Gesichter. Dieser Spaß übertrug sich von der Bühne auf das Publikum, was man auch nicht alle Tage sieht. Als nach 2 Stunden das Konzert sein Ende fand, waren nicht wenige Stimme, die auch gerne noch länger die stickige Luft ertragen und noch weiter der Band angespannt gelauscht hätten zu vernehmen. In dieser Verfassung werden Slash und seine Mannen gerne wieder in Hannover empfangen.
Setlist Slash:
- The Call Of The Wild
- Halo
- Standing In The Sun
- Ghost
- Back From Cali
- My Antidote
- Serve You Right
- Boulevard Of Broken Hearts
- Shadow Life
- We’re All Gonna Die
- Doctor Alibi
- The Great Pretender
- Wicked Stone
- Mind Your Manners
- Driving Rain
- By The Sword
- Nightrain
- Starlight
- You’re A Lie
- World On Fire
Encore
- Avalaon
- Anastasia
Zu den Bilder der Show: https://www.metalglory.com/gallery/slash-feat-myles-kennedy-conspirators-support-virginmarys-19-06-2019-swiss-life-hall-hannover/