Allgemein Reviews

PENSEES NOCTURNES – „Grand Guignol Orchestra“

PENSEES NOCTURNES – „Grand Guignol Orchestra“ Label: Les Acteurs de l’Ombre Productions Laufzeit: 47:41 min VÖ: 01.02.2019 Genre: Der

PENSEES NOCTURNES – „Grand Guignol Orchestra“

PENSEES NOCTURNES – „Grand Guignol Orchestra“

Label: Les Acteurs de l’Ombre Productions

Laufzeit: 47:41 min

VÖ: 01.02.2019

Genre: Der pure Wahnsinn und Black Metal!

Liebe Leute, ich verspreche Euch eines: Egal, was Ihr bisher zu hören geglaubt habt, was Ihr meint, alles im Leben an Musik schon genossen zu haben, jeden noch so kranken, schrägen, wirren Ton, das hier ist ganz anders! Merkt Euch den Namen PENSEES NOCTURNES, solange Euer Gehirn noch irgendwie geradeaus denken kann, denn nach diesen 48 Minuten werdet Ihr nicht mehr die gleichen Menschen sein. Ihr werdet entweder selig sabbernd dieses Kunstwerk umarmen und nie wieder hergeben – oder aber dem Wahnsinn anheimgefallen sein und ab sofort an Coulrophobie, der krankhaften Angst vor Clowns, leiden.

Zu hören gibt es die musikalischen Visionen eines einzigen Mannes, des Herrn Vaerohn. Die lebt er mit „Grand Guignol Orchestra“ bereits zum sechsten Mal aus. Und dabei kennt der Gute zum großen Glück keinerlei musikalische Grenzen, was herkömmliche Hörgewohnheiten betrifft. Das hier ist vollkommen anders, einzigartig, unvergleichlich, und das ist verdammt gut so. Wie immer bei Entdeckern und Grenzüberschreitern wird und kann das nicht jedem gefallen, und auch ich stoße immer wieder an meine Grenzen. PENSEES NOCTURNES können nerven, können verzeifeln lassen, können schmerzen, wenn sie sich in nahezu unhörbaren Tonsalven und Klangkaskaden verlieren, wenn sie scheinbar aus allem, was sich irgendwo in Reichweite befand und Töne entlocken ließ, dissonante Schallfontänen zu einem riesigen, seelenfressenden Mahlstrom erstehen lassen. Da gibt es eine ganze Menge an Instrumenten zu hören, na ja, ein Zirkusorchester eben, mit allerlei Blas-, Schlag- und Fidelinstrumenten, allen voran ein immer wieder herausstechendes Akkordeon. Vorangetrieben wird das alles von einem aus dem französischen Black Metal bekannten Schlagzeug, das rast in wildem Blastbeat voran, überschlägt sich in hektischen Breaks an allen Ecken und Enden, glänzt mit wunderschön akzentuierten und klingenden Becken und ist, statt aggressiv und druckvoll zu dominieren, eher warm und dezent in die Musik eingefügt. Über diesem Inferno krächzt, quäkt, spuckt, würgt, wütet, trällert, proklamiert der Herr Vaerohn mit einer mal herrzereißend schönen, mal vor diabolischem Wahnsinn triefenden Stimme.

Die Musik ist eine völlig verrückte, einzigartige, ungewöhnliche Musik, mit Elementen aus Black Metal, Musical, Zirkusmusik und Varieté. Das mäandert zwischen rasender Agonie, überrumpelnden Tempo- und Rhythmuswechseln und melancholischen Chansons. Begriffe wie eperimental und Avantgarde sind hier nicht aus der Luft gegriffen. Mich erinnert das muskalsich an die grandiose und wahrhaft unsterbliche Musik eines Kurt Weill, neben der „Dreigroschenoper“ auch an das todtraurige „Youkali“ – nur eben völlig entfesselt und mit totalem Irrsinn dargeboten. Und visuell sehe solche Klassiker wie „Die Stadt der verlorenen Kinder“ und „Killing Zoe“ vor mir.

Fazit: PENSEES NOCTURNES und ihr „Grand Guignol Orchestra“ kann man nur hassen oder lieben. Aber bei allen Fragen nach Geschmack bleibt festzuhalten: Diese Musik ist einzigartig, komplex, so fordernd wie erfüllend, und sie strotz vor obskurer und wundersamer Virtuosität. Ich jedenfalls drücke jetzt Repeat und lasse mich noch einmal ganz tief fallen in dieses musikalische Wunder!

Liederliste:

1. Un trop plein d’rouge (1:23)
2. Deux bals dans la tête (5:11)
3. Poil de lune (6:20)
4. L’Alpha mal (5:43)
5. L’Etrangorium (1:44)
6. Les valseuses (6:09)
7. Gauloises ou Gitanes? (4:28)
8. Comptine à boire (4:22)
9. Anis maudit (5:22)
10. Triste sade (6:59)