MARILYN MANSON – Hamburg, Sporthalle – 16.11.2017
Die Superstars der Rock-/Metalszene haben es in letzter Zeit nicht leicht. Verletzungen scheinen keine Seltenheit bei den Rockstars zu
Die Superstars der Rock-/Metalszene haben es in letzter Zeit nicht leicht. Verletzungen scheinen keine Seltenheit bei den Rockstars zu sein. Vor einigen Monaten bei Dave Grohl, dann Axl Rose und nun auch vor einigen Wochen Marilyn Manson (M.M.). Doch wer von ihnen möchte oder kann es sich leisten wirklich dann die Tour canceln zu lassen?! Marilyn Manson musste lediglich ein paar Shows in den USA nach dem Unfall auf der Bühne streichen lassen, aber die Europa-Tour wurde dennoch (zum Glück!) gestartet. In Deutschland gab es den Startschuss in der Hamburger Sporthalle am vergangenen Donnerstag, den 16.11.2017.
Beinbruch, Schiene am Bein hin oder her, Marilyn Manson wäre nicht Marilyn Manson, wenn er auch nicht dies ins Programm einbindet. So beginnt die (leider) einmal mehr sehr kurze Show von gerade mal knapp 75 Minuten – vor über 5000 Fans (nach einem Autoparkplatz-Chaos) – mit einem grandiosen, sehr passenden Intro „The End“ (The Doors). Mit dem ersten Knaller „Revelation #12”, aus dem neuen Album „Heaven Upside Down“ geht es dann gleich zur Sache. Dabei erscheint M.M. im fahrbaren Rolli -als Thron gestylt-, mit dem er sich nicht nur drehen/fahren lassen, sondern auch von der sitzenden in stehende Position -auf Knopfdruck- bringen kann. Es passt und seinem krächzenden Gesang macht dieses „Handicap“ und die Rolliposition nichts aus.
Es folgen die Hits vergangener Tage, die bei fast jeder Show der letzten Tourneen dabei waren, bevor erst mit „Kill4Me“ erneut eine aktuelle Single sehr gut zum Bühnenoutfit (zwei riesengroße 9mm-Pistolen) vorgetragen und vom Publikum gut aufgenommen und mitgesungen wurde.
Während der einzelnen Songs lässt M.M. sich von zwei Krankenpflegern(-Roadies) entsprechend behandeln, d.h. sie ziehen ihn um, pflegen ihn, bringen ihn auf eine Trage und weichen ihm kaum von der Seite. Schließlich gibt es keine M.M.-Show, wenn nicht fast zu jedem Song ein anderes Kostüm präsentiert worden wäre, das hindert auch eben ein Beinbruch nicht. Die beiden Roadies selbst in grünen Kitteln, samt Mundschutz & Mützen sind brav und auf die Details, „den Patienten“ achtend. Auch bei der Vergabe der Medikamente lassen sich nicht mit sich reden, obwohl M.M. das Publikum fragt, ob es wohl auch auf Droge wäre? „The Dope Show“ eben.
Natürlich ist M.M. aufgrund der Verletzung nicht so agil wie sonst auf der Bühne – und lässt z.B. Stelzen diesmal komplett aus, aber allein die Tatsache, dass er eben die Verletzung mit in die Show eingebunden hat macht es eben zu etwas besonderem, etwas anderem.
Vom aktuellen Werk folgten nur noch zwei Songs „We Know Where You Fucking Live“ und „Say10“, was natürlich aufgrund der Qualität des Albums viel zu wenig für eine „kurze“ Deutschland-Tour ist. Doch was soll man diesen Superstars des Showgeschäfts, ehemaligen Schockrockern schon auch sagen, wenn die Meute einmal mehr ausflippt zum Coversong „Sweet Dreams“. Anscheinend erscheinen diese Fans von damals, die eh nur ein bis zwei Songs kennen, zu den Konzerten sowieso – und der Musiker meint, dass es eben die Songs in der Setlist sein müssen?! Daher überrascht es auch nicht, dass M.M. sich zum Ende hin auf die Klassiker „The Beautiful People“ und „Cruci-Fiction in Space“ verlässt. Dabei könnten es doch so zahlreiche geniale (livetaugliche!) Tracks sein dürfen, schließlich gab es keinen einzigen Track aus „The High End of Low“, „Born Villain“ und „Eat Me, Drink Me“, obendrein bloß ein einziger Track des 2015er Megaalbums „The Pale Emperor“. Traurig. Reine Nettospielzeit daher um die 70 Minuten – das bei knapp 50 Euro Eintritt?! Nun denn.
Fazit:
Viel zu kurz, daher eine magere, auf erneut ältere Stücke abgespeckte Setlist, aber dennoch von der Show her durchaus (einmal mehr) sehenswert.
Der Sound und das Licht, auch wenn letzteres eher grundsätzlich auf den Protagonisten ausgerichtet worden war, passten. Und trotz des „Handicaps“ ein wohlgesonnener und unterhaltungsfreudiger Marilyn Manson. Hut ab, dass er die Europa-Shows nicht ausfallen lassen hat und eben jene Verletzung in die Show integrieren ließ.
Setlist in Hamburg:
Intro: „The End“ – The Doors
- Revelation #12 (Heaven Upside Down)
- This Is the New Shit (The Golden Age of Grotesque)
- Disposable Teens (Holy Wood)
- mOBSCENE (The Golden Age of Grotesque)
- Kill4Me (Heaven Upside Down)
- Deep Six (The Pale Emperor)
- The Dope Show (Mechanical Animals)
- 1°
- Sweet Dreams (Are Made of This)
- Tourniquet (Antichrist Superstar)
- We Know Where You Fucking Live (Heaven Upside Down)
- Say10 (Heaven Upside Down)
Outro
- The Beautiful People (Antichrist Superstar) Zugabe:
- Cruci-Fiction in Space (Holy Wood)
Die restlichen Termine in Deutschland:
25. November 2017 – Berlin, UFO
29. November 2017 – Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle
(Bild: Arturek/metalglory.de von der 2015er-Tour)