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MARDUK – „Viktoria“

MARDUK – „Viktoria“ Label: Century Media records Laufzeit: 32:54 min VÖ: 22.06.2018 Genre: Eine Black Metal – Institution auf

MARDUK – „Viktoria“

MARDUK – „Viktoria“

Label: Century Media records

Laufzeit: 32:54 min

VÖ: 22.06.2018

Genre: Eine Black Metal – Institution auf dem Pfad des perfektionierten räudigen Minimalismus

Nach „Frontschwein“ 2015 folgt nun „Viktoria“ in einer langen Ahnenreihe eines so garstigen wie brutalen und simplen Black Metals. Und „Viktoria“ nimmt neben all den anderen Alben einen würdigen Platz ein.

Ich gebe zu, dass ich das erste Mal in meiner eigenen Ahnengalerie von Reviews so richtig nicht weiß, was ich alles über „Viktoria“ sagen und schreiben soll, was nicht schon über MARDUK gesagt und geschrieben wurde. Über allem, was jetzt noch folgt – und man möge mir das bitte nachsehen -, schwebt das zweischneidige Damoklesschwert der Redundanz. MARDUK bleibt MARDUK, nur das alles diesmal noch ein wenig spartanischer, puristischer, knochiger und reduzierter ist. Das beginnt bei der Spiellänge, über die ich ansonsten deutliches Missfallen geäußert hätte – die aber hier nicht zu beanstanden ist. Denn in der Struktur der Stücke passt alles, jeder gehässige Ton scheint genau wie jeder nicht gespielte Ton an diese seine eine Stelle zu gehören, jeder Saitenanschlag, jeder Trommelschlag, jedes hinausgespieene Wort, jedes winzige Detail, alles muss genau dahin, wo es sich in nihilistischer Massigkeit breitmacht. Das geht weiter bei einem bekannt provokativ zur Schau gestellten militaristischen Duktus, der sich im Cover (grandios schlichtes Motiv, man achte auf die Farben!), den Texten (Sucht etwa mal „Werwolf“ im historischen Kontext!) und dem Veröffentlichungsdatum (WK II!) zeigt. Jeder muss hier für sich selbst entscheiden, wie weit er bereit ist, sich auf den ideologischen Kontext einzulassen und diesen über die Musik hinaus in den persönlichen Fokus zu stellen. Vor allem aber zeigt sich das musikalische Schaffen auf „Viktoria“ in seiner charakteristischen MARDUK-Typologie, dem ureigensten Wesen von MARDUK, das hier nochmals eingedampft wurde bis auf seine pure, reine, schwarze, tödliche Essenz: Prägnanz durch Reduktion. Relevanz durch Restriktion.

Das große Verdienst ist aber ein ganz anderes: MARDUK gelingt das große Kunststück, ihren Black Metal trotz aller Simplizizät, Unzweideutigkeit, Wahrhaftigkeit und Ursprünglichkeit jederzeit voller Abwechslungsreichtum, Varianz, Diversität und ständigem Überraschungsmoment zu gestalten. Alle Stücke haben einen hohen Wiedererkennungswert, sei es durch einprägsame Refrains („Werwolf“, „June 44“), besondere Rhythmiken („Tiger I“, die grandiosen Becken in „The Last Fallen“ und „June 44“), Bassläufe („Narva“, „Viktoria“) und rasselnd-schleppende Schwere („Tiger I“, „Silent Night“, die beide gerne noch etwas massiver hätten sein dürfen). Und mit den beiden eröffnenden „Werwolf“ und „June 44“ sind MARDUK zwei echte Hits gelungen, die in ihrer wahnsinnigen Mischung aus dreckigster Räudigkeit, stoischer Brutalität und primitiver Eingängigkeit süchtig machen. Hervorzuheben bleibt zum Schluss noch die Leistung der Herren Mortuus und Widigs. Was beide da an Gesang und Schlagzeug abliefern, ist einzigartig, grandios, unvergleichlich, wahnsinnig gut.

Fazit: MARDUK bleiben sich treu und legen mit „Viktoria“ ein Werk vor, das ganz klar die DNA von MARDUK in sich trägt und aufs Neue eindrucksvoll beweist, dass sich auch im Black Metal rasende Brutalität, schmutzstarrende Gewalttätigkeit und orthodoxer Purismus mit simpler Eingängigkeit und melodiöser Prägnanz zu großartiger Musik vereinen lassen. Und eines ist „Viktoria“ unbestritten: Einzigartig großartig!

Liederliste:

1. Werwolf (2:02)
2. June 44 (3:49)
3. Equestrian Bloodlust (2:51)
4. Tiger I (4:12)
5. Narva (4:31)
6. The Last Fallen (4:25)
7. Viktoria (3:06)
8. The Devil’s Song (3:46)
9. Silent Night (4:12)