LEVIATHAN – „Of Origins Unearthed“
LEVIATHAN – „Of Origins Unearthed“ Label: Eigenveröffentlichung Laufzeit: 38:07 min VÖ: 03.10.2018 Genre: Hochklassiger Melodic Death Metal mit schicker

LEVIATHAN – „Of Origins Unearthed“
Label: Eigenveröffentlichung
Laufzeit: 38:07 min
VÖ: 03.10.2018
Genre: Hochklassiger Melodic Death Metal mit schicker Folknote
Die deutschen LEVIATHAN (weltweit existieren gefühlt weitere 327) melden sich nach einer zwischenzeitlichen Auflösung 2013 nun mit ihrem neuen Album „Of Origins Unearthed“ zurück. Und das vorweg: Das ist ein mächtiges Ding geworden!
Zu hören gibt es verdammt hochklassigen Melodic Death Metal, der mit einer schicken Folknote veredelt wird. Zunächst haben LEVIATHAN mit den Herren Dahs und Reisenauer zwei Gitarristen an Bord, die ihr Instrument nicht nur vorzüglich beherrschen, sondern dies auch ausgiebig zeigen. Die hauen uns im Minutentakt Hochgeschwindigkeitsriffs um die Ohren, dass es nur so shreddert, sägt und donnert. Darüber wird fast immer eine dominante Leadgitarre gepackt, die wunderbar eingängige Melodielinien zelebriert. Und obendrauf gibt es als Sahnehäubchen so gefühlvolle wie instrumental herausragende Soli, die restlos begeistern. Das ist große instrumentale und kompositorische Handwerkskunst! Dazu liefert der Bass ein dickes Fundament (und darf in „Come Forth, Leviathan!“ auch mal glänzen), auf dem sich neben den Gitarren auch der Herr Parke am Schlagzeug so richtig austoben kann. Und das macht er ausgiebig, wenn er die Lieder mit brutalen Doublebass-Rhythmen, mit so schnellen wie ausgefeilten Breaks und einer famosen Beckenarbeit (Hört Euch mal die letzten beiden Minuten von „What Ever“ an!) gnadenlos voran drückt, schiebt, peitscht. Dazu kommen dann die Stimmen von Herrn Reisenauer und Frau Dahs. Er shoutet in zumeist mittlerer Stimmlage kratzig und fauchend und wütet den Songs damit gehörig Aggressivität und Energie ein. Sie wiederum sorgt mit ihrer so angenehm klaren Stimme für melodische Akzente. Und schließlich garantiert ein enorm warmer, aber dennoch druckvoller, voluminöser und natürlicher Sound, dass sich alle diese Elemente entfalten können. Herrn Levermann (Orden Ogan) gebührt dabei auch der Verdienst, die Stimmen nicht zu dominant zu präsentieren, sondern ausgewogen und harmonisch in das Gesamtbild einzufügen.
LEVIATHAN begeistern mit zumeist pfeilschnellen, immer aber hochmelodischen Liedern, die an Bands wie Children of Bodom, Ensiferum, At The Gates, in der zweiten Hälfte aber auch an frühe Amorphis oder Running Wild erinnern. Dabei verfügen LEVIATHAN aber über einen ureigenen, individuellen Charakter, der sich in brutal nach vorn peitschenden geradlinigen Dampframmen („Beyond The Stars“, „Proclamation Of Death“), aber auch in ihrer Struktur komplexeren Brechern („Sorrow“, „Keep Going“) zeigt. Vor allem die letzten vier Stücke bilden für mich durch ihre folkloristisch geprägte Melodieführung einen zusammenhängenden Block, den man sich unbedingt am Stück anhören sollte. Und „Whatever“ ist ein verdammter Hit! Die Lieder werden immer wieder mit besonderen Details interessant und variabel gehalten: Da entzückt uns schön gedoppelter Gesang und Männerchor („Keep Going“), als Spinett verkleidetes Keyboard („Whatever“), ein akustischer Beginn mit Gitarre und perkussivem Schlagwerk („Sorrow“) oder eine instrumental eingesetzte Gesangslinie Frau Dahs‘ (im träumerisch entschleunigten Ruhepol „The Eye Of The Storm“). Und als wird uns ein Flamenco inspirierter Mittelteil spendiert, der nicht nur musikalisch begeistert, sondern wundervoll organisch in das Lied eingepasst wurde („Come Forth, Leviathan“).
Gibt es Kritik? Ja. In einigen Momenten wünsche ich mir Reduktion, Platz zum Atmen. Für mich beherrscht die Leadgitarre mit ihren unglaublich dominanten Melodielinien zu oft die Lieder und überlagert gerade in den Strophen Rhythmusriff und Gesang. Bezeichnend ist, dass man im Instrumental „Come Forth, Leviathan“ den Gesang gar nicht vermisst. Das ist umso bedauerlicher, weil LEVIATHAN in Songs wie „Proclamation Of Death“ und vor allem „Keep Going“ eindrucksvoll beweisen, wie ein brutales Rhythmusriff für Massivität und Brachialität sorgen kann und ein sich frei entfaltender Gesang eigene Akzente zu setzen vermag. Und es bleibt für mich ein Geheimnis, warum LEVIATHAN in ihr fulminantes, authentisches und ernsthaftes Album mit einem „spaßigen“ Intro (O-Ton Herr Dahs) starten – und uns nicht mit dem brutal galoppierenden Beginn von „Beyond The Stars“ an die nächste Hauswand blasen.
Fazit: LEVIATHAN legen mit „Of Origins Unearthed“ ein ganz starkes Album vor, das bis oben gefüllt ist mit schnellem, eingängigen und facettenreichen Melodic Death Metal. Zu jeder Sekunde spürt man die Hingabe, die Motivation und die Leidenschaft der Band. Da strotzt jede Note vor Selbstbewusstsein und dem Wissen, so hochmelodische wie heftige Musik erschaffen zu haben. Das ist so hochklassig wie mitreißend, so großartig wie eindringlich. Applaus!
Liederliste:
- Back To Zero (Intro) (0:44)
- Beyond The Stars (4:16)
- Proclamation Of Death (5:35)
- Keep Going (5:32)
- The Eye Of The Storm (3:03)
- Lake Of Blood (4:05)
- Sorrow (5:18)
- Come Forth, Leviathan! (5:27)
- Whatever (4:07)