Jet Jaguar (MX) – Severance
– Epischer melodischer Heavy Metal bzw. Powermetal aus dem Hause Steamhammer/SPV… Jet Jaguar legen ein Episches Heavy Metal /
– Epischer melodischer Heavy Metal bzw. Powermetal aus dem Hause Steamhammer/SPV…
Jet Jaguar legen ein Episches Heavy Metal / Power Metal Album „Severance“ vor
Wenn man den Namen Jet Jaguar nach dem Erhalt der Promo liest, dann ist die Vorfreude direkt groß und die Spannung steigt. Die mexikanische, nach einem Roboter aus der Godzilla-Filmreihe benannte Heavy-Metal-Band ist nämlich genau das, was sie vermuten lässt: ein ordentliches Gespann zwischen melodic Heavy Metal, Power Metal und – selbstredend – klassischem Heavy Metal, dessen Sound eindeutig nah an der NWoBHM angesiedelt ist. Wirkt das abgedroschen? In diesem Fall: nein, keineswegs! Denn Jet Jaguar erweitern auf „Severance“ das Feld dieser Genres um ein weiteres Powerhouse, das von den ersten bis zu den letzten Takten absolut empfehlenswert ist.
Nach der EP „Zero Hour“ aus dem Jahre 2016 und dem eigentlichen Debütalbum „Endless Nights„, das seinerzeit über Pride & Joy Music veröffentlicht wurde, ist der zweite Langspieler mit dem Namen Severance über Steamhammer/SPV erschienen. Was dieses Werk kann, das finden wir nun gemeinsam heraus.
Opener & Anspruch: Eternal Light
Direkt der Opener „Eternal Light“ hält, was die Band verspricht. Einleitend mit Palm-Mute-Rhythmusriffs und absolut geilen, präzisen Leads geht die Power-Metal-Bombe in die Luft. Aufgebaut auf ein bombenfestes Fundament aus treibenden Schlagzeugparts, die straight forward den Takt vorgeben und im 4/4-Takt gehalten sind, liefern Jet Jaguar ein Heavy-Metal-Epos mit eindeutigem Power-Einschlag ab. Hierbei setzt die Band auf epische Grundstrukturen, die – angetrieben von dem präzisen und als tight zu bezeichnenden Schlagzeugspiel von Drummer Jimmy Lozano – ihr Maximales herausholen: getragen von dem Bass, der natürlich wie auch seit Anbeginn der Zeit bei Jet Jaguar von Jorge “Bori” Ramirez erschaffen wurde, liefern Gitarrist Ariyuki Saddler und der Neuzugang Raiden Lozenthall Episches aus der Gitarrenfraktion von Jet Jaguar. Der neue Sänger der Formation, Raiden Lozenthall, ist ebenfalls als Gitarrist zur Band gestoßen – und nicht nur, dass er und seine Bandkollegen einfach epischen Heavy-Metal- bzw. Power-Metal spielen: Als würdiger Nachfolger von Maxx Mendoza überzeugt er mit Präsenz, Range und Charakter.
Das Arrangement und die Komposition sind direkt bei „Eternal Light“ über jeden Zweifel erhaben – hier sind absolute Könner am Werk. Nicht nur das präzise Spiel der Band, die sich hier als epische Metalmusiker outet, sondern auch der Gesang von Raiden Lozenthall ist schlicht episch.
Interpretation: Worum es in Eternal Light geht
Inhaltlich thematisiert „Eternal Light“ das Gefühl existenzieller Erschöpfung, Orientierungslosigkeit und die zähe Frage, ob man „es“ durch das Jahr schafft – doch der Song kippt bewusst ins Widerständige: Nicht aufgeben, nicht zurückweichen, den langen Weg annehmen, bis man aufsteigt und das „ewige Licht“ findet, das man mit anderen teilt. Es ist ein Durchhalte-Mantra für harte Zeiten, ein Leuchten am Ende eines sehr realen Tunnels – passend zur Bandgeschichte, die Rückschläge in Antrieb verwandelt.

(zur verfügung gestellt von SPV / Steamhammer)
Nachgelegt mit Schub: Mach 10
Hat das neue Jet Jaguar-Album stark angefangen, lassen die mexikanischen Metal-Garanten keinesfalls nach und hauen mit „Mach 10“ direkt das nächste Brett raus. Ohne Umschweife wird mit Geschwindigkeit und Blastbeats gearbeitet, wobei aus der Leadgitarre melodische Kost geboten wird, die mit einem scharfen Riff aufwartet. Schlagzeug, Bassist und Rhythmusgitarrist liefern ein episches, galoppierendes Riffing; Power-Metal-Einflüsse sind definitiv nicht zu leugnen. Mit Fingerfertigkeit werden verschnörkelte, arpeggio-artige Leads dargeboten, bis glühende Gitarrensoli ihre volle Wirkung entfalten – mehrstimmig und in Oktaven. Der Gesang, insbesondere der Refrain, ist episch und bleibt sofort hängen.
Textlich zeichnet „Mach 10“ den Dogfight am Himmel: Freigabe zum Angriff, die Einheit von Mensch und Maschine, Raserei, Gefahr, Kontrollverlust und der Moment der Entscheidung. Hinter der Luftkampfszenerie steckt ein Lebensbild: Wer Geschwindigkeit liebt und stets an der Grenze lebt, muss blitzschnell handeln, kann abstürzen – oder siegen. Es ist der Soundtrack zum Adrenalin, aber auch zum Mut, Verantwortung für den Schuss (und seine Konsequenzen) zu übernehmen.
Instrumentalprofil & Dynamik: Hollow Drive
Der epische Metal-Anteil bleibt stets im Fokus, wird aber punktuell gedrosselt – wie „Hollow Drive“ beweist. Das instrumentale Stück stellt „Jet Jaguar“ als Musiker in den Vordergrund: donnernde Double-Bass-Drums im mittleren Tempo und eine mächtige Soundwall aus Rhythmusinstrumenten, zu denen sich dezent Synthesizer-Flächen gesellen, um alles zu stützen. Eine interessante Komponente, die vor allem dann auffällt, wenn man sich ganz auf die Musik konzentriert.
Midtempo-Hymne mit Biss: Fool’s Paradise
Weiter geht es mit dem Midtempo-Stampfer Fool’s Paradise: klassische Rhythmus-Instrumentierung trifft auf glühend heiße Leadgitarren und Soli sowie melodischen Gesang im Refrain. In den Strophen dominiert das Spiel von Bassist Jorge Ramirez, während donnernde Gitarren hier und da aufblitzen. Hook und Refrain sind eine Hymne par excellence. Einmal gehört, ist klar: Das hier hat Hit-Potenzial und geht unter die Haut! Kein Wunder, dass Fool’s Paradise als (Video-)Single ausgekoppelt wurde.
Fool’s Paradise greift die Mechanik moderner Desinformation auf: Wenn Wahrheit verkleidet wird, wenn Misstrauen systematisch geschürt und Angst als Kommandozentrale genutzt wird. Der Text skizziert verführerische Heilsversprechen („Vertraue nur mir“) und den Preis der Ignoranz – bis hin zur Paranoia, totaler Überwachung und dem fatalistischen „Es gibt nur einen Ausweg“. Es ist Kritik an Verschwörungsdenken und politischen Verzerrungen – und zugleich Warnung, die eigenen Augen offen zu halten.
Titeltrack mit großem Suchtpotenzial: Severance
„Severance“ lässt an den Heavy Metal der 1980er denken – nur moderner und druckvoller produziert. Verschnörkelte Leads im mittleren Tempo, epische Chöre und wiederkehrende, mehrstimmige Gitarrenmotive verleihen der Nummer Suchtpotenzial und Ohrwurmcharakter. Dezent eingesetzte 80er-Synth-Flächen machen den Titeltrack zu einem magischen Moment des Albums – zurecht Namensgeber für dieses starke Heavy-Metal-Werk.
Hymnische Wucht: Disposable Minds & Atmosphäre
Disposable Minds eröffnet ungewöhnlich: Sitar-Anklänge vermählen sich mit orchestralen Streichern, ehe der Song in einen kraftvollen, melodisch-harmonischen Heavy-Metal-Track übergeht. Der Gänsehaut-Gesang wird von einer druckvollen Rhythmussektion getragen, der hymnische Refrain bohrt sich unmittelbar ein – ein klarer Hitkandidat.
Zwischen Referenz & Eigenständigkeit
Die oftmals mehrstimmigen Leadgitarren, welche Jet Jaguar in ihren Sound einweben, lassen direkt an Legenden wie Adrian Smith und Dave Murray (beide Iron Maiden) denken – nicht als Plagiatsvorwurf, sondern als Kompliment an eine talentierte, inspirierte und inspirierende Heavy- bzw. Power-Metal-Band namens Jet Jaguar.
Kontrast & Größe: Anthropocene bis Finale Evil Within
Dass die Band auch ruhige Passagen beherrscht, beweist sie mit „Anthropocene„. Akustikgitarren und Soundeffekte wecken Erinnerungen an Klassiker wie One von Metallica. Jet Jaguar liefern hier episches Material, das unter die Haut geht: mehrstimmiger, hypnotischer Gesang, ein fließender – und doch markanter – Übergang in den Metal-Part im gemäßigten Tempo, komplexe Arrangements und phänomenale Leads (ab ca. 3:10 Minuten brennen die Saiten), gefolgt von einem „Sturmtrupp“-Gefühl, das brachial aus den Boxen fährt. Das wirkt bisweilen progressiv, beinahe wie eine kleine Metal-Oper, die hält, was sie verspricht. Der Metalhead wird im Tango mit epischen Gitarrenleads und Soli verwöhnt – Gänsehaut garantiert.
Mit schwermütigen Gitarren kommt dann „Evil Within“ als finaler, hymnischer Abschluss daher. Galoppierende Gitarren, von Keyboard-Sphären getragen, führen zu einem starken Stück im mittleren „Stomper“-Tempo – mit solider Qualität und präziser Leadgitarre in den epischen Soli.
Bonusrunde: Call Of The Fight & Hunter
Die beiden Bonustracks „Call Of The Fight“ und „Hunter“ runden das Paket gelungen ab. Ersterer leitet mit einem an Judas Priest erinnernden, bluesig angehauchten Gitarrensolo ein, das gefühlt eine Minute lang aufbaut und dann in einem schnellen, epischen Metal-Song gipfelt. Hunter begrüßt mit armeehaftem Drumming, gestützt von Double-Bass, und schwenkt in einen Sound, der ein wenig an Aces High von Iron Maiden erinnert – und noch einmal alles gibt, was das Heavy-Metal-Herz begehrt.
Wertung:
9 von 10 Punkten!
Fazit:
Severance ist das beeindruckend reife zweite Album von Jet Jaguar – ein Album zwischen Tradition und moderner Durchschlagskraft. Die Band kombiniert technisches Können, ohrwurmstarkes Songwriting und echte Emotion zu einer Platte, die im Power- und (melodischen) Heavy-Metal-Kosmos nachhaltig glänzt. Mit Raiden Lozenthall hat das Quartett eine Stimme gefunden, die der Musik zusätzliche Tiefe und Flexibilität verleiht – live wie im Studio. Kurzum: Ein Pflichtkauf für Fans des epischen, melodischen Stahls.
Trackliste:
01. Eternal Light
02. Mach 10
03. Hollow Drive (Remix)
04. Fool’s Paradise
05. Severance
06. Disposable Minds
07. Anthropocene
08. Evil Within (Remix)
09. Call Of The Fight (Bonustrack)
10. Hunter (Bonustrack)
Credits:
Titel: Severance
Interpret: Jet Jaguar
Herkunft: Mexico
Genre: Heavy Metal | Power Metal
Label: Steamhammer / SPV
Veröffentlichung: 24. Oktober 2025


