Gerade einmal ein knappes Jahr ist es her, dass die Hannoveraner mit „Reign Of Gold“ ihr letztes Studioalbum abgeliefert haben. Doch in Zeiten, in denen nicht getourt werden kann, kommt schnell Langeweile auf, die bei manchen Bands dazu führt einmal in den Archiven zu stöbern und bisher unveröffentlichte Songs zu Tage zu fördern. Ähnliches ist auch bei den Niedersachsen der Fall, beschränkt sich aber nicht nur auf rares oder unveröffentlichtes Material.
Stolze zwei CDs erscheinen nun – randvoll mit Songs, die bisher nur schwer erhältlich oder sogar noch nie der Öffentlichkeit zugänglich waren. Doch dabei haben sie es nicht belassen, sondern auf der zweiten CD eine Ansammlung ihrer besten Songs zusammen getragen. Dabei ist es das bisher wohl kommerziellste Werk der Niedersachsen geworden, finden sich eben vor allem die hochmelodischen Songs mit Suchtfaktor auf den CDs wieder. Auf der ersten CD sind mit „The Grimoir“ und „Disappear In Dark Shadows“ neue Songs am Start, die fast schon balladesk beginnen, sich dann aber mehr und mehr steigern. Hier wird besonders deutlich welchen Einfluss der brasilianische Sänger Gus Monsanto auf die Songs hat, versteht er es doch jedem Song eine Klangnote zu verpassen, die ihn zu etwas Besonderem werden lässt. Auch das Spiel von Volker Trost und Todd Wolf ist wie immer fulminant, während sich Keyboarder Dirk Liehm an seinen Tasten so richtig austoben darf, dabei aber nie in Kitsch verfällt. Für den richtigen Rhythmus sorgen André Hort und Apostolos Zaios, die mit mächtig Druck eine gesunde Basis legen. Überhaupt fällt auf, dass sich niemand versucht in den Vordergrund zu drängen, was bei Human Fortress aber ohnehin niemand nötig hat.
Weiter geht es auf der zweiten CD mit den Klassikern der Band, die allesamt von den Jungs selbst ausgesucht wurden. Dass sie sich die Wahl nicht leicht gemacht haben, liegt auf der Hand und so mancher Altfan wird vielleicht auch seinen ganz speziellen „Liebling“ vermissen. Doch die eigentliche Intention lag vor allem darin, neuen Fans den Weg, der inzwischen zwanzig Jahre andauert, aufzuzeigen und zu belegen, dass sich die Band inzwischen weiterentwickelt hat. Dabei kommen zuerst Songs zum Zuge, die im Liverepertoire zu finden sind, daneben stehen Songs, die als Favoriten bei der Band selbst gelten. Erst hier wird der stimmliche Unterschied zwischen Ur-Sänger Jioti Parcharidis und Gus Monsanto deutlich. Wo Jioti mit Kraft zur Tat schreitet, geht es bei Gus um Volumen und Melodie. Beide Sänger haben ihre ganz eigene Art und bilden zwei Kapitel der Band ab. Das dritte Kapitel mit Carsten Frank („Eternal Empire“), das einer gänzlich anderen Richtung folgte, wurde komplett ausgeklammert, steht doch keiner der Akteure heute mehr hinter dem Album, das letztlich mehr geschadet denn genutzt hat. Zeiten ändern sich. Was damals als der einzig logische und richtige Weg galt, wurde schnell wieder ad ata gelegt, wollte doch kein Fan der ersten Stunde dem neuen Weg folgen. Erst die Reunion und das Album „Raided Land“ brachte die Band wieder auf den richtigen Pfad zurück, dem die Sechs bis heute folgen. Die Band hat noch einiges vor sich und ich bin mir sicher, dass wir von Human Fortress noch einige Großtaten erwarten dürfen. Bis dahin gilt es der neuen CD zu lauschen. Zeitgleich erscheint das Album übrigens auch als LP in rot und schwarz. Aber ranhalten – das Angebot ist begrenzt.
Fazit: Eine schöne Werkschau, die Lust auf Mehr macht.
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