Human Abyss (D) – Anatomy of Anxiety
Gerade erst seit 2018 besteht die Band aus unserer Hauptstadt. Auf die Fahne haben sie sich Melodic Death Metal

Gerade erst seit 2018 besteht die Band aus unserer Hauptstadt. Auf die Fahne haben sie sich Melodic Death Metal geschrieben und legen mit „Anatomy Of Anxiety“ ihr Debüt vor.
Auch wenn Melodic Death Metal das Hauptziel der Berliner war, haben sie es verstanden in den acht Songs einen Stilmix zu erschaffen, der daneben noch klassischen Death Metal und sogar leichte Ausflüge in den Black Metal bereit hält. Irgendwie klingelt da auch schwedischer Death Metal in meinen Ohren, was ja auch keine schlechte Referenz wäre. Doch neben der brachialen Urgewalt der Songs geht es vor allem um den Inhalt der Songs. Als treibende Inspiration dienen, neben zwischenmenschlichen Abgründen auch die Tatsache, dass der Sänger Lynn bei Geburt als intergeschlechtlich identifiziert wurde und seither mit den Konsequenzen schwerer medizinisch ungerechtfertigter Operationen und langjährigen Fehlbehandlungen einen Umgang sucht. Die Verletzung der Persönlichkeitsrechte als auch der körperlichen Integrität eines gesunden Menschen aufgrund ignorierter physischer Realitäten ist auch noch heute trauriger Alltag in Deutschland und offenbart einen, nicht nur für die Betroffenen, grausamen blinden Fleck unserer Gesellschaft. Jeder Mensch hat das Recht auf körperliche Unversehrtheit und Identität. Langjährig als Aktivist tätig in Print, Funk und Fernsehen (u.a. ARD Tagesschau, WDR Quarks, SWR Nachtcafé, Die Zeit, Netflix) fokussiert sich Lynn heute ausschließlich auf die musikalische Verarbeitung dieses fleischgewordenen Albtraums. Ein sicher nicht ganz einfaches Thema, das vor allem musikalisch viel Interpretationsspielraum lässt und vielleicht auch zum Nachdenken anregt. Die Songs an sich haben eine gewisse Professionalität, lassen aber stellenweise noch an Erfahrung missen. Der Dreiergestirn mit „The Abyss“, „Locked Gates“ und „Shallow Water“ geht in die richtige Richtung. Doch danach verliert sich das Album ein wenig. Vielleicht liegt das an dem eigenen gesteckten Ziel und der eigenen Ambition, was aber mit der nötigen Erfahrung, schließlich fehlen pandemiebedingt schlappe zwei Jahre auf der Uhr des Lebens, sicher wett gemacht werden kann. Wer aber Bock auf ein wenig Underground hat, eine junge Band auf ihrem Weg begleiten möchte, sollte auf jeden Fall die Band unterstützen.
Fazit: Kein ganz einfacher Einstieg, dafür aber sauber produziert und gespielt.
-
The Abyss
-
Locked Gates
-
Shallow Water
-
Disillusion
-
Disappear
-
Mors Cado
-
Icy Mirror
-
Endurance
Label: Eigenvertrieb
VÖ: 29.07.2022
Laufzeit: 43:05 Min.
Herkunft: Deutschland
Stil: Death Metal
Webseite: https://human-abyss.jimdosite.com
Facebook: https://www.facebook.com/HumanAbyssOfficial/