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Graspop Metal Meeting 2018 – Teil 4, Sonntag (24.06.2018)

Sonntag Am Sonntag laufen wir als erstes bei einer Rammstein-Coverband vorbei – ach nein, sorry, es sind doch nur

Graspop Metal Meeting 2018 – Teil 4, Sonntag (24.06.2018)

Sonntag

Am Sonntag laufen wir als erstes bei einer Rammstein-Coverband vorbei – ach nein, sorry, es sind doch nur EISBRECHER. Nun, die deutsche Truppe um den „Checker“ macht ihren Job zwar ordentlich und auch in Belgien findet sich zu dieser Zeit eine kleine Menge vor der Bühne – originell geht aber anders.

Originell wird es danach stattdessen bei THE CONTORTIONIST im Metal Dome. Vielleicht zu originell für einige, denn es klaffen durchaus Lücken im Auditorium als der amerikanische Prog-Metal-Underground-Tipp mit einem sympathischen Blade-Runner-Intro loslegt. Wie erwartet liefert das etwas verhalten auf der Bühne agierende Sextett dann aber einen extrem atmosphärischen Gig ab, der zwischen technischem Anspruch und eingehenden Melodien changiert. Highlight ist der Ohrwurm „Re-Imagined“. Diese Herren haben definitiv mehr verdient, als nur noch Underground-Tipp zu sein. Fans von modernem Prog Metal á la Tesseract, Periphery oder aber auch Klassikern wie Cynic sollten also unbedingt reinhören.

Danach gibt es volle Kanne Prollo-Metal auf der zweiten Hauptbühne: BODY COUNT sind in the house und wie viele Leute das interessiert und hier vor der Bühne stehen, mag vielleicht jeden überraschen, der die letzten beiden Alben der Gangsta-Metaller um ICE-T noch nicht kennt. Diese waren aber eine volle Breitseite und zementierten ein Comeback, welches wohl niemand mehr für möglich gehalten hätte. Dass Ice – unterstützt übrigens durch zusätzliche Raps und Shouts von seinem Sohn Little Ice – neben den üblichen Prollo-Texten („Manslaughter“, „Talk Shit, Get Shot“…) auch immer noch politisch relevant kann, zeigt der musikalische wie inhaltliche Hit „No Lives Matter“, der ebenfalls zum Besten gegeben wird. Abgeschlossen wird traditionell mit „Cop Killer“, bei dem Sen Dog von Cypress Hill dazustößt, welcher mit Powerflo ebenfalls auf dem Graspop zugegen ist. Highlight: Die Spielfreude mit der Gitarrist Ernie C noch immer auf der Bühne agiert. Ob man die zweijährige Nichte von Ice-T allerdings ohne Ohrschützer auf der Bühne rumlaufen lassen muss, lasse ich mal dahingestellt…

CARNIVORE AD fällt danach leider flach, weil es die erste Überschneidung aus der Hölle heute gibt und ich lieber direkt zu TESSERACT gehe. Die englische Prog-Metal-Hoffnung agiert dann auch wie man es von ihnen gewohnt ist: Bomben-Sound, perfektes Können der Musiker an ihren Instrumenten und schwelgerisch-atmosphärische bis schwer groovende Tracks. Entsprechend begeistert und teilweise euphorisch wird die Band vom zahlreich angetretenen Publikum aufgenommen, nur die Spielzeit hätte gerne etwas länger sein können. Mit vier Alben, vielen Hits und so viel Professionalität im Gepäck haben Tesseract inzwischen einfach mehr als nur 45 Minuten verdient.

Im Anschluß rausche ich bei LIMP BIZKIT vorbei und muss stehen bleiben. Ich kann mit den ehemaligen Crossover/New Metal-Größen eigentlich nichts anfangen aber man muss schon sagen: Da geht Einiges bei den letzten beiden Songs. Gitarrist Wes Borland spielt bei „Break Stuff“ einfach mal, während er von Securities umringt im Publikum steht. Danach kommt der bereits erwähnte Sen Dog auch hier auf die Bühne und es wird gemeinsam „Insane In The Brain“ angespielt. Zu „Take A Look Around“, dem Schlußpunkt der Show, holt Fred Durst dann schließlich eine crowdsurfende Dame im Rollstuhl (!) auf die Bühne, lässt die Gute feiern und hält entspannten Klönschnack mit ihr. Kann also auch sympathisch, der Herr Durst. Nett.

LACUNA COIL liefern dann im Marquee zwar einen guten Auftritt ab, werden aber auch vom Fehlerteufel geplagt. Doch eines nach dem anderen. Obwohl sich die Qualitätskurve über die letzten paar Alben leider immer weiter nach unten neigt, ziehen die Italiener immer noch eine große Menge vor die Bühne. Live überzeugen die Coils dann erfreulicherweise immer noch genau wie früher. Sogar neuere Songs wirken live viel besser als auf Platte und man fragt sich bei Cristina Scabbias Leistung am Mikrofon, warum auf dem letzten Album so viel an dem Gesang herumgedoktert werden musste (Harmonizer?!), dass die Frau kaum noch wie sie selbst klingt. Doch, ja, der Fehlerteufel schlägt dann auch hier zu: Die Backing Tracks schmieren leider zwischen zwei Songs komplett ab, so dass Cristina zwar professionell mit Mitsing-Spielchen überbrücken muss, wertvolle Spielzeit geht aber trotzdem verloren. Die Fans lassen sich davon nicht stören und singen die Highlights „Enjoy The Silence“ (Depeche Mode, genau) und „Heaven’s A Lie“ zum Schluß lautstark mit.

Hier geht’s zu Teil 5, Fortsetzung Sonntag 24.06.2018.

All pictures by Börbel. Thanks, buddy!