Graspop Metal Meeting 2018 – Teil 5, Fortsetzung Sonntag (24.06.2018)
Die HOLLYWOOD VAMPIRES bitten dann auf der Hauptbühne zur gut gemachten Rock-Show. Wer nicht im Bilde ist: Die Vampire
Die HOLLYWOOD VAMPIRES bitten dann auf der Hauptbühne zur gut gemachten Rock-Show. Wer nicht im Bilde ist: Die Vampire rekrutieren sich unter anderem aus Alice Cooper, Joe Perry und Johnny Depp (!) und spielen sich live durch ein Potpourri aus Coversongs und Originalen. Faszinierend bleibt es, einen Film-Mega-Star auf der Bühne agieren zu sehen, auch wenn dieser augenscheinlich schon wieder etwas drauf ist… Doch sei’s drum, Depp spielt gut, singt ok und hat deutlich Spaß auf der Bühne. Den lustigsten Moment zieht Cooper aus dem Hut, als er die Band vorstellt und einen vermeintlich verschwundenen Johnny Depp von hinter der Bühne holen will – um dann einen verdutzt guckenden Ice-T als Johnny Depp vorzustellen. Alles in allem also viel Show und Entertainment… aber gerne mitgenommen.
Soundprobleme zum Dritten gibt es dann bei THY ART IS MURDER, die auf der kleinen Jupiler Stage spielen, als ich dort gerade vorbeilaufe. Immer wieder fällt alles außer Drum-Sound und Gesang komplett aus und Frontmann Chris McMahon ist gezwungen, dies mit (zugegebenermaßen sehr lustigen) Spielchen und dämlichen Ansagen zu überspielen. Unter anderem lässt er sich bis zum Mischer durchreichen, um dort mal nachzuschauen, was denn los sei. Der Sound lässt sich dann trotzdem nicht wieder zufriedenstellend herstellen und als letzte Band auf der Jupiler Stage streichen die Australier schließlich frustriert die Segel und brechen ab.
Obwohl es natürlich Leute gibt, die sich dann über einen Elektro-Act auf einem Metal-Festival lustig machen müssen, knallt PERTURBATOR im Metal Dome alles weg. Erfreulicherweise gibt es auch reichlich Leute im Publikum, die deutlich in der Musik aufgehen, tanzen und den französischen Dark-Synth-Meister mit seiner coolen Light-Show abfeiern. Besonders erfreulich fällt auf, dass Herr Perturbator inzwischen auf einen Live-Drummer (am futuristischen Elektro-Drumset aus rostigem Stahl) zurückgreift, der noch mal mehr Dynamik auf die Bühne bringt, als nur jemanden an seinen Synthies abrocken zu sehen.
Als Headliner präsentiert sich OZZY OSBOURNE dann gewohnt hochwertig: Obwohl am letzten Festivalabend normalerweise viele Leute schon auf der Heimreise sind, hat sich noch eine beachtliche Menge vor der Hauptbühne eingefunden, um dem Prince of Darkness zu huldigen. Auch Gitarren-Zauberer Zakk Wylde zeigt sich wieder in bester Form und so werden Ozzy und seine Mannen standesgemäß vom Graspop gefeiert.
Leider steht jedoch die zweite Überschneidung aus der Hölle für heute an: Während Ozzy noch am spielen ist, fangen im Marquee die Polyrhythmik-Spezis von MESHUGGAH an. Live wie immer eine zwingende Macht, werden die Schweden mit viel rhythmischem Bangen und ordentlich Crowdsurfen empfangen und… ich muss schon wieder rüber zu zweiten Hauptbühne.
Denn dort fangen nach Ozzy jetzt die endlich wieder in Europa (und mit neuem Album!) anwesenden A PERFECT CIRCLE an. Diese erweisen sich als perfekter Ausklang in der Nacht, denn die Gruppe um Ausnahmesänger und -texter Maynard James Keenan spielen einen super atmosphärischen Alternative-Rock-Gig, bei dem jeder Song sitzt. Auch die neuen Stücke erweisen sich als echte Highlights und offenbaren live noch mal die ein oder andere Facette, die man auf Platte vielleicht noch nicht erkannt hatte. Ob man nun bei 60 Minuten Spielzeit (laut Running Order waren eigentlich 75 angesetzt) und auf einem Festival unbedingt ein AC/DC-Cover und sechs (!) Songs vom neuen Album spielen muss, stelle ich einfach mal in den Raum. Schmälern kann das den perfekten Gesamteindruck, den die Amis hinterlassen, jedoch absolut nicht.
Trommel, Tusch, Feuerwerk, Abgang und Vorhang.
Mit einem tollen Feuerwerk endet dann das Graspop 2018 und lässt einen ob der unglaublichen Eindrücke und der vielen tollen musikalischen Erfahrungen des langen Wochenendes erschöpft und mit einer melancholischen Mischung aus Euphorie und Trauer darüber, dass es vorbei ist, zurück.
Neben einem unglaublich guten und stilistisch bunt gemischtem Billing, konnte auch die 2018er-Edition erneut mit perfekter Organisation und der freundlichsten, gut gelauntesten Security überzeugen. Einziger Punkt für Verbesserungen sind die dieses Jahr gehäuft auftretenden Probleme mit der PA, doch in allen anderen Bereichen ist das GMM nach wie vor Weltklasse!
Noch mal: Das Graspop Metal Meeting gehört ganz eindeutig zu der absoluten Festival-Topliga der Welt – und wer das Festival jetzt immer noch nicht jährlich auf dem Schirm hat, der ist einfach selber Schuld. Bis 2019, GMM!
All pictures by Börbel. Thanks, buddy!