Buch

TELL `EM ALL – JAMES HETFIELD – Die Biografie des Frontmanns von Metallica von Mark Eglington

Das wurde ja auch mal Zeit. Eine Biografie über James Hetfield – und nur diesem – hat sich Mark

Das wurde ja auch mal Zeit. Eine Biografie über James Hetfield – und nur diesem – hat sich Mark Eglington auf die Fahne geschrieben. Der vielsagende Titel suggeriert mehr eine Autobiografie – dies ist es nicht.

Gleichwohl ist das Buch interessant, einfach zu lesen und beschreibt James Hetfields Werdegang von der Wiege bis hin zum „[…] Genie und […] Persönlichkeit eines der größten Musiker unserer Zeit […]“. Dem ist fast nichts hinzu zu fügen. Mark Eglington hat dabei offenkundig Gespräche mit ehemaligen Weggefährten, sei es aus dem privaten Bereich aus dem Musikgeschäft interviewt und einige Quellen ausgewertet und formt dabei den Werdegang von Hetfield und Metallica nach. Eglington offenbart ein recht gutes Gespür für James‘ Denkweise, starke und feste Persönlichkeit samt Wertekanon und würdigt gleichsam die musikalische Brillianz und Einzigartigkeit dieses Mannes – aber wirklich neu ist diese Information ja dann nicht.

Eglington hat das Buch auch im Wesentlichen entlang der Metallica-Album strukturiert – hier verlässt Eglington häufig Hetfield selbst und beschreibt eher Album, Entstehung usw.. Es ist sicher schwierig, dabei eine Wertung und Wichtung der Alben zu vermeiden – wäre aber gut gewesen, um sich mehr auf den menschen dabei zu fokussieren. Gleichwohl ist auch dies sehr interessant und immer wieder zu Hetfield selber und Meilensteinen seines Lebens zurückkehrend. Auch gibt es – nennen wir es „Unschärfen“ in der Recherche. Kann passieren, sollte es beim Anspruch an eine Biografie aber nicht.

Gut wird das Buch, wenn Weggefährten den „privaten“ Hetfield– nicht immer nur positiv – dennoch aber als einen bei aller inneren Ruhe des Mannes und Introvertiertheit offenen Menschen zeichnen, dem Werte wie Freundschaft, Ehrlichkeit, Vertrauen viel bedeuten. Und der die Bodenständigkeit bei allem Kultstatus noch erhalten hat und nahbar gegenüber Fans, Mitmusikern und Fremden ist. Ich kann das aus  Treffen mit James Hetfield bestätigen. Kein abgehobener Rockstar, sondern einfach nur ein „nice guy“, der quasi zufälligerweise die größte Metal-Band aller Zeiten anführt – und dieses Ziel allerdings konsequent betrieben hat. Und genau dieses Bild zeichnet Eglington auf. Leider basierend auf eigener Erfahrung und dies schwächt die Authentizität dieser im Buch immer wiederkehrenden Aussage.

Dennoch fällt es schwer, das Buch aus der Hand zu legen – Mark Eglington macht durchaus neugierig, schildert diverse gute Anekdoten und schlussendlich ist es neben einer Biografie auch ein stückweit eine eher persönliche Hommage an James Hetfield, so hat man fast den Eindruck.

Aber leider: man erfährt wenig wirklich Neues. Ein Psychogramm, oder wirklich entscheidende Fragen – Trennung 1983 von Mustaine, Tod von Cliff Burton, wieso genau der Image-Wechsel bei LOAD, was konkret verbirgt sich hinter St. Anger und wieso, was bedeuten all die Tattoos, wie sind die Beziehungen inder Metallica- und der Hetfield-Familie – all diese Finge werden nur stark an der Oberfläche und eher von außen beleuchtet. Und das ist die wirklich entscheidende Schwäche des Buches, denn angesichts des Titels ist die Erwartungshaltung grade hier sehr hoch. Zwar hat Eglington viele ehemalige Weggefährten interviewt – aber diejenigen, die Hetfield musikalisch und privat wirklich nahe stehen und dort wirklich Information hätten beitragen können, vermisst man entscheidend.

Insofern ist „TELL `EM ALL“ zwar eine durchaus interessante und kurzweilige Lektüre, die nicht nur METALLICA-Fans anspricht, sondern jedem, der an harter Musik Gefallen findet. Aber es wird dem Anspruch an tieferer Information und der Person James Hetfield definitiv nicht gerecht.