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CREDIC – „Agora“

CREDIC – „Agora“ Label: Green Zone / H’art Laufzeit: 51:50 min VÖ: 12.10.2018 Genre: ultrafetter hymnisch-melancholischer Death-Metal CREDIC waren

CREDIC – „Agora“

CREDIC – „Agora“

Label: Green Zone / H’art

Laufzeit: 51:50 min

VÖ: 12.10.2018

Genre: ultrafetter hymnisch-melancholischer Death-Metal

CREDIC waren mir bisher unbekannt – da hat sich aber mit ihrem zweiten Album „Agora“ nach achtjähriger Pause gründlich geändert. Denn eins vorweg: CREDIC legen hier melodischen Death Metal vor, der zu begeistern weiß.

Das beginnt bei den ultrafetten Gitarren, die schwere, brachiale Riffs zu meterdicken Gewaltmassiven auftürmen. Das ist die pure Wucht, das ist monumentale Energie voller Urgewalt und Stärke. Dazu mangelt es nicht an stilvollen Gitarrenleads voller Melancholie („The Masquerade“, „The Eye Of The Storm“) und geschmackvollen Soli („Highspeed Claustrophobia“). Dazu gesellt sich ein Bass, der nicht nur als Zementmischer herhalten muss, sondern selbst mit kunstvollen Linien eigene Akzente setzt (Den Mittelteil von „The Margins of Your Faith“ kann ich mir stundenlang anhören. Chapeau, Herr Stump!). Das Schlagzeug treibt das alles mit harten Rhythmen brutal vor sich her, sei es mit stoischer Doublebass oder arschtightem Panzergroove. So muss das. Dazu werden immer wieder Synthis eingesetzt, die sich gut in die Lieder einpassen und diese stets aufwerten („Alternate Ending“, „The Masquerade“, „Mind Over Matter“). Das geht weiter mit dem Gesang, der der ganzen Chose nochmals eine satte Prise Agression verpasst. Herr Scheu kotzt seine Gefühle verdammt angepisst, wütend, krawallig und hart in die Welt hinaus, dazu zeigt er sich variabel, indem er sich reduziert oder auch mal in tiefes Growlen wechselt. Und das endet schließlich beim Sound, der unglaublich druckvoll, mächtig und voluminös daherkommt, und gleichzeitig eine scharfkantige und glasklare Transparenz und Filigranität aufweist, die ihresgleichen sucht. Viel besser kann man das nicht machen. Applaus.

Aus all dem erschaffen CREDIC melodischen Death Metal, der unsagbar fett und mächtig ist, zugleich aber eine wunderschön dunkle, hymnische, melancholische Atmosphäre heraufbeschwört. Die Lieder sind – mit einer Ausnahme – allesamt über sechs Minuten lang und reißen auch mal die Marke von sieben Minuten. Aber glaubt mir, das ist zu keiner Sekunde zu merken, weil sie den Hörer mit ihrer kurzweiligen und abwechslungsreichen, aber dennoch jederzeit kompakten Struktur unweigerlich fesseln. Der Musik merkt man jederzeit an, mit welchem Selbstverständnis, mit welcher Hingabe und Leidenschaft die fünf Herren sich hier in ihrer Liebe zum Death Metal verwirklicht haben.

Kritik? Oh ja. Leider. Bei aller Liebe zum Death Metal erwarte ich Eigenständigkeit. Ich musste anfangs mehrfach verwundert nachschauen, ob ich nicht doch versehentlich „Fiction“ von Dark Tranqillity eingelegt habe. Das ist ärgerlich und schade. Denn hier zeigt sich die große Ambivalenz von „Agora“: CREDIC können sich auf die Fahnen schreiben, Musik komponiert zu haben, die in ihrer Qualität in vielen Momenten an eine solch großartige Band wie Dark Tranquillity heranreicht – wenngleich einige Lieder eine etwas zwingendere Nachhaltigkeit verdient hätten (etwa „Bring Out Your Dead“). Aber es haftet dann eben doch (noch) viel zu nah am Original. Und auch das Paradise Lost „As I Die“ Gedächtnisriff in „The Eye Of The Storm“ schrammt so gerade eben an einer frechen Dreistigkeit vorbei. Vielleicht haben die Herren aber auch nur das Pech, dass der Rezensent aufgrund eines gewissen Alters diese Musik kennt und liebt. Dass die Herren es ganz formidabel und selbstbewusst können, beweisen sie uns ja immer wieder, allen voran im feisten Brecher „Highspeed Claustrophobia“, in dem sie mit flirrenden Black Metal Gitarren und einem schweren Panzergroove eine ganz eigene Aura von brutaler Melancholie erschaffen. Was für ein Hit! Und auch „Mind Over Matter“ weiß mit seiner ganz besonderen Rhythmik zu begeistern.

Fazit: CREDIC legen mit „Agora“ ein fettes Stück melodischen Death Metal vor, das handwerklich und kompositorisch hochklassig ist, vor allem aber packende und mitreißende Musik enthält. Es ist CREDIC von Herzen zu wünschen, sich eine deutlichere Individualität zu erschaffen. Das Zeug dazu haben sie. Und eines macht „Agora“ auf jeden Fall: eine ganze Menge Spaß!

Liederliste:

1. Revelation (1:15)
2. The Masquerade (6:01)
3. Alternate Ending (4:47)
4. Mind Over Matter (7:39)
5. The Eye Of The Storm (6:02)
6. The Margins Of Your Faith (6:24)
7. Highspeed Claustrophobia (6:01)
8. Bring Out Your Dead (7:28)
9. Outbreak Of The Unknown (6:13)