Allgemein Musik Reviews Tipp der Redaktion

Bob Dylan (USA) – Rough And Rowdy Ways

Am 24. Mai ist einer der bedeutendsten Songpoeten des zwanzigsten Jahrhunderts stolze 79 Jahre geworden. Über den streitbaren, eigenwilligen

Bob Dylan (USA) – Rough And Rowdy Ways

Am 24. Mai ist einer der bedeutendsten Songpoeten des zwanzigsten Jahrhunderts stolze 79 Jahre geworden. Über den streitbaren, eigenwilligen und bewundernswerten Künstler Bob Dylan zu schreiben, ist immer auch eine schmale Gradwanderung. Dylan hat schon immer polarisiert, wird einerseits nahezu vergöttert, andererseits aber auch immer wieder als Spötter und knarziger Kauz hingestellt. Dabei sind ihm selbst diese ganzen Attribute völlig fremd. Er hat noch nie großes Aufheben um seine Person gemacht, lehnte es sogar ab den Literatur-Nobelpreis persönlich zu empfangen. Nun also, nach acht langen Jahren, gibt es ein neues Lebenszeichen in Form eines neuen Albums, waren die Alben nach „Tempest“ lediglich Coveralben oder die Fortsetzung der Bootleg-Series.

Sein 39. Studioalbum ist es. Der Titel suggeriert, dass er im hohen Alter noch rauer zu Werke gehen will und sein vermutlich letztes Werk mit einem Paukenschlag unters Volk bringen möchte. Dabei ist er sich auf „Rough And Rowdy Ways“ treu geblieben, weicht von seinem Pfad, den er 1965 mit dem Einstöpseln der elektrischen Gitarre begonnen hat, keinen Millimeter ab. Dass er noch immer streitbar ist, hat er mit seiner siebzehnminütigen Pandemieveröffentlichung „Murder Most Foul“ gezeigt, in der er den Tod John F. Kennedys thematisiert und damit die Frage offen lässt, warum er im Jahr 2020 einen Song über eben jenen Präsidenten veröffentlicht, den er nach eigenen Angaben bereits vor geraumer Zeit eingespielt hat. Reines Kalkül oder steckt überhaupt nichts dahinter? Bei Dylan weiß man das nie, wird doch speziell von seiner immensen Anhängerschar immer wieder versucht in seine Handlungen, Texte und Interpretationen etwas hineinzureden, was wahrscheinlich noch nicht einmal vorhanden ist. Selbst Dylan scheint manchmal nicht zu wissen, über was er überhaupt singt. Aber spielt das eine Rolle? Ein Dylanalbum ist in erster Linie ein Album, das unterhalten soll. Diese einzigartige knarzige Stimme, die manchmal auch ganz knapp am richtigen Ton vorbeischrammt und doch begeistert, hat im Alter an Tiefe gewonnen, auch wenn viele Songs nicht unbedingt den musikalischen Tiefgang besitzen. Auch diesmal ist das der Fall, stehen Songs, wie das fast schon rockige und von herrlichem Blues getragene „False Prophet“ neben jazz-angehauchten Ausflügen. Speziell die geradeaus gehenden Songs sind einfach schon das Album wert, während die eher lauen Jazzsongs auch gerne vernachlässigt werden können. Dylan wird sich nicht mehr neu erfinden und vermutlich will das auch kein Fan. Kritiker werden ohnehin immer nach dem Haar in der Suppe suchen, während seine Jünger sogar noch einen quersitzenden Pups genüsslich kommentieren werden.

Fazit: Dylan ist Dylan.

  1. I Contain Multitudes
  2. False Prophet
  3. My Own Version Of You
  4. I’ve Made Up My Mind To Give Myself To You
  5. Black Rider
  6. Goodbye Jimmy Reed
  7. Mother Of Muses
  8. Crossing The Rubicon
  9. Key West (Philosopher Pirate)
  10. Murder Most Foul

 

Label: Columbia Records/Sony Music

VÖ: 19.06.2020

Laufzeit: 70:33 Min.

Herkunft: USA

Stil: Folk/Roots (Rock)

Webseite: http://www.bobdylan.com/

Facebook: https://de-de.facebook.com/bobdylan/

 

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden