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Alice Cooper (USA) – Detroit Stories

Alice Cooper, der ewige Madman und Schockrocker, der anscheinend kaum älter wird, legt mit „Detroit Stories“ ein sehr persönliches

Alice Cooper (USA) – Detroit Stories

Alice Cooper, der ewige Madman und Schockrocker, der anscheinend kaum älter wird, legt mit „Detroit Stories“ ein sehr persönliches Album vor. Geboren im Jahr 1948 in eben jener Stadt, die vor allem als Metropole der amerikanischen Autoindustrie der Marken General Motors, Chrysler und Ford zu Weltruhm gelangte und nicht zuletzt auch die Heimat des Soullabels Motown Records ist, hat ihre besten Zeiten schon lange hinter sich gelassen. Geprägt vom Verfall, ist sie dennoch eine Stadt mit Geschichte(n), von denen auch Alice einige zu erzählen weiß. Denn Detroit war nicht nur die Heimat von Bob Seger, sondern hatte vor allem auch musikalisch einiges zu bieten: „Detroit war wirklich der Ort für Heavy Rock,” erklärt Alice. „Im Easttown zum Beispiel konnte man an einem Abend Alice Cooper, Ted Nugent, The Stooges und The Who sehen und das alles für 4$! Dann am nächsten Wochenende im Grande standen MC5, Brownsville Station und Fleetwood Mac auf der Bühne oder auch Savoy Brown und die Small Faces. Als Soft-Rock-Band hatte man da echt nichts verloren.”
„Los Angeles hatte einen eigenen Sound mit The Doors, Love und Buffalo Springfield”, fügt er hinzu. „In San Francisco gab es The Grateful Dead und Jefferson Airplane. In New York The Rascals und The Velvet Underground. Aber in Detroit wurde wütender Hard Rock geboren. Alice Cooper mit dem gitarren-lastigen Hard-Rock-Sound und der krassen Bühnenshow hat einfach nirgendwo in den USA reingepasst, weder musikalisch noch imagetechnisch. Detroit war der einzige Ort, an dem Außenseiter wie wir reinpassten. Und als die Leute noch rausfanden, dass ich im Osten von Detroit geboren wurde… waren wir zu Hause angekommen.”

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Genau diese Vibes transportiert er nun in seinem neuen Album. Geboren im Hardrock, treffen die Songs auch immer wieder auf dicke Bläsersätze, die fast schon als ein Synonym für Detroit stehen, spielen im Duett mit Glam und zwischendurch mit einer kleinen Prise 70er Jahre Punkattitüde. Maßgeblich beteiligt daran war Bob Ezrin, der neben seiner eigentlichen Tätigkeit als Produzent, auch noch als Pianist bzw. Organist seine Scherflein dazu beisteuerte. Im Gegensatz zu den Bühnenauftritten des Schockrockers mit einer recht hardrocklastigen Band, die er seit einigen Jahren immer wieder neu umstellt und sich mit weitaus jüngeren Musikern umgibt, glänzen hier größtenteils alte Wegbegleiter und vor allem „Veteranen“ des Detroitsounds. Dabei versprühen die Herrschaften diesen wohligen und angenehmen Duft des Rock & Rolls der Endsechziger und Siebziger mit einem Charme, der seinesgleichen sucht. Ein wenig Zeitreise, aber auch Huldigung gleichzeitig vor einer Zeit, in der Cooper wesentlich zum musikalischen Bild Detroits beigetragen hat.

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Ob vom energetischen Opener „Rock & Roll“, einst von Lou Reed verfasst, mit Joe Bonamassa als Gast, über den herrlichen Motownsound von „$1000 High Heel Shoes“, das von den mächtigen Hörnern der Motown City Horns begleitet wird und mit Backings der Sister Sledge versehen so herrlich groovt oder dem aggressiven Rocker „Shut Up And Rock“ mit U2s Larry Mullen Jr. an den Kesseln, haben alle Songs eins gemeinsam: Alice blüht mit seinen 73 Jahren hier nochmal so richtig auf, zeigt, dass er trotz seines Alters noch immer zu den besten Sängern weltweit gehört, der nichts von seiner Strahlkraft eingebüsst hat und den wilden jungen Rockern der heutigen Zeit noch immer deutlich zeigt, was eine Harke ist. „Detroit Stories“ besticht durch seine Erdigkeit, bei der man sich fast schon ins Studio versetzt fühlt, den warmen Sound eines Röhrenamps wohlig im Magen grummeln spürt und dabei den kalten Rauch von etlichen Jahren wahrnimmt, der in den alten Teppichen sein ewiges Dasein fristet. 15 Songs, die neben dem Atem des alten Detroit auch einen kleinen Zacken Hoffnung vermitteln, sich dabei aber auch in der Jetztzeit absolut wohlfühlen. Alter Wein in neuen Schläuchen? Genau das ist es, was Alice zu keiner Sekunde rüber bringt und vermittelt, was vor allem an der herrlich warmen und differenzierten Produktion liegt, die zwar ein wenig old school ist und genau deshalb auch den Nerv der Zeit trifft. „Detroit Stories“ dürfte damit mit Abstand eines der besten Alben des Großmeisters sein, an dem man kaum etwas findet, das man bemängeln könnte. Chapeau!

Fazit: Eine musikalische Zeitreise in eine Stadt, die schon lange ihr Schattendasein fristet und der doch einen Mythos inne wohnen hat, der zu musikalischen Höhenflügen anregt.

  1. Rock and Roll
  2. Go Man Go
  3. Our Love Will Change the World
  4. Social Debris
  5. $1000 High Heel Shoes
  6. Hail Mary
  7. Detroit City 2021
  8. Drunk And In Love
  9. Independence Dave
  10. I Hate You
  11. Wonderful World
  12. Sister Anne
  13. Hanging on by a Thread
  14. Shut Up And Rock
  15. East Side Story

Label: earMusic

VÖ: 26.02.2021

Laufzeit: 50:20 Min.

Herkunft: USA

Stil: Hardrock

Webseite: https://alicecooper.com/

Facebook: https://de-de.facebook.com/AliceCooper

 

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