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Ajay Mathur (CH) – Little Boat

Manchmal flattern einem schon seltsame Alben auf den Tisch. Aus dem Nichts kam die Anfrage, ob wir ein Album

Ajay Mathur (CH) – Little Boat

Manchmal flattern einem schon seltsame Alben auf den Tisch. Aus dem Nichts kam die Anfrage, ob wir ein Album des indisch stämmigen und in der Schweiz lebenden Künstlers Ajay Mathur rezensieren wollen. Da wir ja bekanntlich nicht mit Scheuklappen versehen sind und auch gerne mal über den musikalischen Tellerrand hinaus blicken, war klar, dass wir uns des Albums annehmen werden.

 

Der in Indien geborene und in der Schweiz lebende Musiker vermischt Pop- und Rock-Genres mit Americana und traditionellen indischen Instrumenten zu etwas radikal Neuem und Genrebrechenden. Zuhörer und Kritiker beschreiben seinen Stil als „Psychedelic Americana“, „Neo-Americana“ oder „Urban Rock“. „Ich habe amerikanische Musik immer geliebt und sie beeinflusst und inspiriert mich fortdauernd. In den frühen Tagen eiferte ich meinen Lieblings-Bands nach und spielte Blues, Rhythm and Blues, Rock and Roll und Country-Rock. Ich liebe es auch, ungewöhnliche Instrumente und Melodien in meine Songs zu integrieren. Das könnte der „Inder“ in mir sein. Ich mische, kreuze und verwandle verschiedene Genres und Stile bis zu dem Punkt, wo sie die Stimmung, die ich in dem Song haben will, widerspiegeln. Dies geschieht meist unbewusst.“, so Ajay Mathur über seine Musik.

 

Little Boat ist eine musikalische und emotionale Achterbahnfahrt, vom ersten bis zum letzten der 12 Songs auf dem Album. Ajay hat typische Rock-Instrumente mit merkwürdigen Klängen, wie die der Maultrommel und indischen Tablas, zusammen mit Bluesharp und Cajun-Akkordeon in „Forget About Yesterday“ verschmolzen, um einen einzigartigen, indischen Bhangra-infizierten Bo Diddley-Rock’n’Roll Groove zu erschaffen. Er benutzt Sitar und Tambura im „Ordinary Memory“, Sarãngi und Oud auf „Who’s Sorry Now“, die alle zu der reichen und ungewöhnlichen Klangsphäre von „Little Boat“ beitragen. Auf der Klang-Collage der einzigartigen Instrumente und Kompositionen sitzend, werden die Songs vom wahren, No-Nonsense Gesang gekrönt.

 

Ajay’s Songtexte sind nachdenklich und er beschreibt sie selbst als „die Kronjuwelen seiner Lieder“. Während er normalerweise die meisten seiner Texte selbst schreibt, hat er auf „Little Boat“ ausgiebig mit der talentierten Schriftstellerin Mary Lou von Wyl zusammengearbeitet, um ein kraftvolles, poetisches und lyrisches Album zu erschaffen. Ajay und Mary Lou haben ein einzigartiges Echtzeitvorgehen entwickelt, um seine Songtexte zu schreiben. „Eigentlich sitzen wir zusammen und ich spiele, während sie schreibt. Es gibt eine sofortige Verbindung und manchmal eine gesunde, kreative Reibung in diesem Prozess. Ich fühle sofort eine emotionale Bindung zu ihren Texten es macht es einfach für mich, die Songs zu verinnerlichen. So bin ich förmlich in der Lage, die Linien zu singen, während sie diese auf Papier schreibt. Dieser Prozess kann manchmal sehr emotional sein. Während einer Sessions, in der wir den Text zu „Ordinary Memory“ schrieben, weinten wir beide so hart, dass wir Pausen vom Singen und Schreiben einlegen mussten. Der Inhalt ging uns zu nahe und es war wirklich eine kathartische Erfahrung für uns beide.“

 

Aussagen aus dem Pressetext sind ja meist eher voller Lobhudeleien und der Ankündigung, dass man nun endlich den Heiligen Gral entdeckt hat. Ganz so weit ist man hier nicht gegangen und trifft in vielen Punkten den Nagel auf den Kopf. „Little Boat“ ist definitiv kein Album zum Nebenbeihören. Dafür gibt es viel zu viel zu entdecken, zu viele kleine Passagen, die ansonsten komplett an einem vorbeirauschen würden. Es trägt diese einzigartige Verindung in sich, die direkt ins Herz geht, den Hörer bei seinen Emotionen packt. Ich befürchte zwar, dass „Little Boat“ im Schnellzug der Musikindustrie nur eine Randerscheinung darstellen wird, doch wer sich trotz aller Schnelllebigkeit ein wenig für sich selbst Zeit nimmt, sich mit einem außergewöhnlichen Künstler beschäftigen möchte, sollte zumindest für ein paar Minuten seine Zeit opfern und sich des Albums annehmen. Folgt dem link zu YouTube und gönnt euch selbst mal was.

 

Fazit: Eines dieser Kleinode, das sich nie in den Charts widerfinden wird und vielleicht gerade deshalb so berührend ist.

 

  1. Here’s The Love
  2. Forget About Yesterday
  3. Start Living Again
  4. Grooving In Paris (All My Choices)
  5. Little Boat
  6. There We Are (Do It Right Or Not At All)
  7. My Wallet Is A House Of Cards
  8. Ordinary Memory
  9. While I’m Still Standing Here
  10. All Your Thoughts
  11. Who’s Sorry Now
  12. Time For Deliverance
  13. Kartehuus (My Wallet Is A House Of Cards)

 

Label: Yakketeeyak Music

VÖ: 02.03.2018

Laufzeit: 49:28 Min.

Herkunft: Schweiz

Stil: Rock/Americana

Webseite: https://www.ajaymathur.com/

 

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