Live Musik

Wacken Open Air 2018 – Teil 5 (Samstag, 04.08.2018)

Samstag, 04.08. Wer lange feiert muss lange ausruhen. Wer es nicht weiß: In Wacken gehen die Auftritte Freitags und

Wacken Open Air 2018 – Teil 5 (Samstag, 04.08.2018)

Samstag, 04.08.

Wer lange feiert muss lange ausruhen. Wer es nicht weiß: In Wacken gehen die Auftritte Freitags und Samstags bis 3 Uhr nachts, was im Verlauf des Festivals immer stärker zu massiven Erschöpfungserscheinungen führt. Zumindest um 14:30 Uhr schaffen wir es aber wieder auf dem dicht gefüllten Feld vor der Louder-Stage zu stehen. Der Grund für solch eine Menschenmenge zu verhältnismäßig früher Zeit sind wieder einmal KNORKATOR, die in Wacken regelmäßig das Feld vor der Nebenbühne bis zum Bersten füllen. Die Berliner Spaßkapelle mit Hintersinn gibt sich wie immer herrlich absurd auf der Bühne und besonders Frontmann Stumpen hat mit seinen frechen und bekloppten Ansagen sofort das Publikum auf seiner Seite. Gespielt werden Klassiker wie „Alter Mann“, „Böse“, „Eigentum“, „Ich will nur fickn“ und natürlich „Wir werden alle sterben“ und das Publikum dankt es mit Tanz-Pits, reichlich Crowdsurfern und auf Wunsch von Stumpen gen Bühne geworfenen Damen. Alles wie immer also bei KNORAKTOR, nur dass das die Berliner wesentlich besser und spaßiger hinbekommen als die Quatsch-Kollegen von Steel Panther. Doch dazu später mehr.

Erst mal gibt es auf der Harder-Stage jetzt nämlich funkigen Reggae-Metal von SKINDRED. Obwohl Frontmann Benji von Anfang an dem Publikum gegenüber sehr fordernd auftritt, weiß der gute Mann, wie er die Massen mobilisieren kann und überspannt den Bogen nicht. So erwacht die müde Meute Song um Song mehr aus ihrer Erschöpfung und lässt sich zum Ende des Auftritts auch zu beherztem Springen und Abgehen verleiten, während der DUBWAR-Nachfolger Stücke wie „Ninja“, „Nobody“ und „Kill The Power“ von der Bühne schleudert. Die Zwischenspiele mit Intonieren/Covern/Einspielen anderer Songs mögen zuerst zwar etwas irritierend wirken, fügen sich aber doch in das Gesamtbild eines frischen, zum Feiern animierenden Auftritts ein.

Nach so viel guter Laune mit Knorkator und Skindred wird es dann düsterer und ernster. GOJIRA zerlegen mit ihrem technischen Death Metal zwischen Grooves, Melodik und Polyrhythmik mal wieder den Acker. Für jeden mit offenem Geiste gibt es ernste Öko-Botschaft dazu und als Dank lässt die Meute Staubwolken vor der Bühne aufziehen. Diese Band hätte es verdient, eigentlich noch größer zu sein und vor allem ihre Botschaft noch deutlicher in die Welt tragen zu können, doch extremer Metal hat in Sachen Popularität vermutlich einfach seine Grenzen. Macht nichts, eine der derzeit mächtigsten Metal- und mitreissendsten Live-Bands sind die Franzosen trotzdem allemal.

Tja, und dann STEEL PANTHER. Auch wenn die Amis besonders mit ihrem ersten Album „Feel The Steel“ noch ganz hervorragenden Glam Metal abgeliefert haben und man sich bei den ersten Auftritten noch scheckig gelacht hat, haben die vier Herren und ihre Show inzwischen einfach einen ganz schön langen Bart bekommen. Der Auftritt auf der Harder-Stage krankt vor allem an zwei Problemen. Das erste ist ganz allgemeiner Natur: Auch wenn sich Michael Starr und Mannen redlich bemühen, immer mal wieder neue Gags einzuflechten, fahren STEEL PANTHER seit Jahren die gleiche Show mit den gleichen Pointen. Es fallen wieder die üblichen Sprüche über Sex and Drugs and Sex; es stürmt erneut ein Haufen Damen die Bühne, wovon ein großer Teil bereitwillig blankzieht und die Bandmitglieder anschmachtet, als ob bei ihnen nie angekommen ist, dass STEEL PANTHER vor allem Parodie sein soll. Das zweite Problem: 75 Minuten Spielzeit und nur 12 gespielte Songs sprechen Bände – die Jungs verquatschen sich diesmal dermaßen auf der Bühne, dass sich sämtliche Komik in halbgarem Blabla und alten Witzen verliert. Wenn deswegen dann trotz vieler gespielter Hits auch noch Songs wie „Eyes of a Panther“ auf der Strecke bleiben, haben STEEL PANTHER ihre Prioritäten falsch gesetzt. Nächstes Mal dann von mir aus als Spoken Word auf der Biergarten-Bühne oder wieder mehr Musik und weniger blödes Gelaber.

Den Ärger über so einen Auftritt kann man dann direkt im Anschluss bei ARCH ENEMY rauslassen. Die Dame plus Herren fahren zwar keine so megalomanische Show wie 2016 auf (klar, diesmal wird ja auch keine DVD mitgeschnitten), fette Backdrops und ordentlich Pyros bieten aber trotzdem einen amtlichen Rahmen für die Melo-Death-Granaten. Frontfrau Alissa turnt wieder wie eine Besessene über die Bühne und wirft sich in Posen, als ob es kein Morgen gibt. Mit 15 gespielten Stücken in der gleichen Spielzeit wie Steel Panther (75 Minuten) machen ARCH ENEMY dann auch alles richtig, was ihre Vorgänger falsch gemacht haben und das Publikum frisst ihnen schnell aus der Hand.

Hier geht’s zu Teil 6, Samstag (04.08.2018) continued.

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