Live Musik

Wacken Open Air 2018 – Teil 4 (Freitag, 03.08.2018 continued)

Als danach die BLUES PILLS loslegen ist es inzwischen dunkel geworden und das Zelt ist wieder richtig voll. Keine

Wacken Open Air 2018 – Teil 4 (Freitag, 03.08.2018 continued)

Als danach die BLUES PILLS loslegen ist es inzwischen dunkel geworden und das Zelt ist wieder richtig voll. Keine Frage, die Schweden sind mit ihrem Hippie-Retro-Prog-Rock auch nach einigen Jahren und zwei Alben immer noch gefragt. Während Sängerin Elin wie ein Derwisch barfuß über die Bühne fegt, wird an der Instrumentalfront gefühlvoll gefrickelt, gerockt und geschwelgt. Die Fans danken es der Band mit frenetischem (!) Applaus nach jedem Stück und feiern natürlich besonders das abschließende „Devil Man“. Schade nur, dass die Band zwei Coversongs in ihr Set aufnimmt, dafür aber auf den eigenen Hit „Lady in Gold“ verzichtet. Nichtsdestotrotz: Tolle Band, toller Auftritt.

Nach einer kleinen Essenspause geht es im Schutze der Nacht und etwas angenehmer gewordenen Temperaturen wieder auf das Infield. Dort kriegt man noch mit, wie Rock’n’Rolf etwas unbeholfen versucht, die Massen zu motivieren, die sich gerade ihn und seinen RUNNING WILD Auftritt anschauen. Genauso blutleer wie die Ansagen kommen allerdings auch die Stücke der einstmaligen deutschen Metal-Institution daher und die Publikumsreaktionen fallen dementsprechend zwar höflich aber nicht gerade wie ein Begeisterungssturm aus. Irgendwie also alles wie immer bei RUNNING WILD. Schade.

Während ich danach tatsächlich noch überlege, ob ich während IN FLAMES auch mal bei dem zeitgleich spielenden OTTO vorbeischaue, nehmen mir die Schweden die Entscheidung schnell ab: Gleich zu Beginn feuert die Band Knaller wie „My Sweet Shadow“, „Pinball Map“ und „Cloud Connected“ ab, traut sich, in der Mitte des Sets das grandiose „The Chosen Pessimist“ zu spielen, lässt die Meute zu „Only For The Weak“ springen und nervt nur hin und wieder zwischendurch mit ein paar Stücken von den schwachen letzten drei Alben. Klar, die Hochzeiten der einstmaligen Melodic-Death-Heroen sind lange vorbei (man denke an den Wacken-Auftritt vor 15 oder auch 11 Jahren zurück!) und auch in Punkto Show kann man sich inzwischen nicht mehr so weit aus dem Fenster lehnen wie früher, doch im Gegensatz zu anderen aktuellen Auftritten legen die Herren eine ordentliche Headliner-Show hin. Frontmann Anders hat zwar eingesehen, dass das mit dem cleanen Gesang live einfach nicht mehr richtig klappt und ersetzt viel Gesang durch Screams, schaden tut das dem Gesamteindruck aber nicht. Nach einem katastrophalen Graspop-Auftritt letztes Jahr empfehlt sich die Truppe zumindest dafür, sie auch beim nächsten Zusammentreffen auf einem Festival wieder anzuschauen.

Der eigentlich Headliner folgt für viele jetzt aber erst zum Ende des Tages. Kurz nach der Veröffentlichung ihres neuen Albums „Prequelle“ sind GHOST nach Wacken gekommen, um ihre luziferischen Rock-Hymnen erklingen zu lassen. Cardinal Copia, der „neue“ Kopf der schwedischen Teufelsjünger, wird von nicht weniger als sieben Nameless Ghouls begleitet – zwei davon Ghoulettes, die an Keyboards und mit Background-Gesang unterstützen – um Hits wie „Cirice“, „He Is“, „Ritual“, „Square Hammer“ und mehr zum Besten zu geben. Von neuen Album gibt es die eingängigen „Rats“, „Dance Macabre“ und das grandiose Instrumental „Miasma“ zu hören; Letzteres inklusive coolem Gastauftritt von Papa Emeritus I mit Sonnenbrille am Saxophon. Ohne übertrieben viel Brimborium bieten die Schweden eine grandiose Rock-Show, die genauso von großen Hits wie von großen Posen lebt und die Massen begeistert. Vorhersehbar aber wie immer schön und stimmig beendet „Monstrance Clock“ mit GHOSTs satanischer Interpretation von freier Liebe den besten Auftritt des Tages.

Hier geht’s zu Teil 5, Samstag (04.08.2018).

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