Van Morrison (IRE) – Latest Record Project Volume 1
In Belfast geboren, verließ Van Morrison schon früh seine musikalische Heimat Them, mit der er beachtliche Erfolge erzielen konnte

In Belfast geboren, verließ Van Morrison schon früh seine musikalische Heimat Them, mit der er beachtliche Erfolge erzielen konnte und setzte auf sein eigenes Pferd. Sein markanter Gesang, seine Unangepassheit, sein Pöbeln gegen die Obrigkeit und seine manchmal auch impertinente Art spiegeln einen Mann wider, der sich nie anpassen, nie Everbody’s Darling sein wollte. Dabei hat er es immer verstanden seine Sichtweise des R&B, Blues und Soul zu vermitteln und mit einer manchmal auch schnoddrigen Art zu verbinden, die ihm nicht nur Sympathien eingebracht hat. Er gehört zu den Künstlern, die auch im hohen Alter (immerhin wird er in diesem Jahr stolze 76 Jahre) noch amtlich abliefern. „Latest Record Project Volume 1“ ist sein mittlerweile 42. Album.
Satte 28 Songs hat er nun eingespielt, was vielleicht darauf zurückzuführen ist, dass Musiker ja derzeit quasi mit einem Auftrittsverbot belegt sind und sich die kreative Ader auf eine andere Art und Weise freien Raum schaffen muss. Wer nun aber meint, dass es bei der Menge an Songs zu Ausfällen kommt, sieht sich getäuscht. Er beweist erneut seine Vorliebe für die Melange aus Blues, Soul und Jazz und setzt eher auf die leisen Töne, denn auf Krawall. Die Auswahl reicht vom Saxofon-dominierten R&B-Juwel „Jealousy“ über das fröhliche, country-angehauchte „A Few Bars Early“ bis hin zum temperamentvollen Garage-Rock von „Stop Bitching, Do Something“ im Stil von Van Morrisons ehemaliger Band Them. Obwohl Van Morrison auch die romantischen Gefühle und die nächtliche Wärme aufgreift, für die ihn seine Fans so lieben, ist das Thema des Albums ein sehr direkter Kommentar über das heutige Leben. „Dead Beat Saturday Night” spricht das Leben im Lockdown sachlich an: „No life, no gigs, no choice, no voice”. Auch im Bar-Rock’n’Roll von „Where Have All The Rebels Gone” wird sein Standpunkt deutlich, in dem er das Fehlen echter, unabhängiger Gedanken beklagt, die im modernen Zeitalter oftmals nur durch reines Getue ersetzt werden. Seine Meinung über Soziale Medien hat er in „Why Are You On Facebook“ zusammengefasst. So geht er mal wunderbar entspannt zur Sache, wie im herrlich jazzigen „Tried To Do The Right Thing“ oder spannt den Bogen von Herzschmerz zum Weltschmerz, wie er ihn in den letzten Jahren schon mehrfach gezeigt hat. Van Morrison bewegt sich damit zwischen sechziger Jahre Sounds, die mit Hammondklängen eine längst vergessene Ära heraufbeschwören und pendelt dann wieder geschickt zu zeitgenössischen Klängen, die mit einem dynamischen und absolut zeitgemäßen Sound die Vielfältigkeit zeigen. Es zeigt, dass er nach wie vor ein Künstler mit Integrität und Niveau ist. Die Rhythmusgruppe schlägt sofort einen unwiderstehlichen, swingenden Groove an, der zu gleichen Teilen aus Rhythm, Blues und Rock’n’Roll besteht. Ihr Klangbett gleicht einem belebenden Cocktail aus organischer Live-Instrumentierung, Call-and-Response-Gesang und Saxofon-Einsätzen. Van Morrison ist mit einem alten Wein zu vergleichen, der sein volles Aroma erst mit dem Alter offenbart.
Fazit: Grandios.
CD 1
- Latest Record Project
- Where Have All The Rebels Gone
- Psychoanalysts‘ Ball
- No Good Deed Goes Unpunished
- Tried To Do The Right Thing
- The Long Con
- Thank God For The Blues
- Big Lie
- A Few Bars Early
- It Hurts Me Too
- Only A Song
- Diabolic Pressure
- Deadbeat Saturday Night
- Blue Funk
CD 2
- Double Agent
- Double Bind
- Love Should Come With A Warning
- Breaking The Spell
- Up County Down
- Duper’s Delight
- My Time After A While
- He’s Not The Kingpin
- Mistaken Identity
- Stop Bitching, Do Something
- Western Man
- They Own The Media
- Why Are You On Facebook
- Jealousy
Label: Exile Records/BMG
VÖ: 07.05.2021
Laufzeit: 128:00 Min.
Herkunft: Irland
Stil: Rock/Blues/Soul
Webseite: https://www.vanmorrison.com/
Facebook: https://www.facebook.com/vanmorrisonofficial