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WE CAME AS ROMANS – „Cold Like War“

WE CAME AS ROMANS – „Cold Like War“ Label: Sharptone Records Laufzeit: 39:42 min VÖ: 20.10.2017 Genre: Samos-Metalcore Ich

WE CAME AS ROMANS – „Cold Like War“

WE CAME AS ROMANS – „Cold Like War“

Label: Sharptone Records

Laufzeit: 39:42 min

VÖ: 20.10.2017

Genre: Samos-Metalcore

Ich konnte die heftige Kritik am 2015er selbstbetitelten Werk nie nachvollziehen. Der Band vorzuwerfen, ihr vorher hochgelobtes Konzept aus bittersüßen Refrains über elektronisch aufgeladenem Gepomp, unterlegt von harmonisch harten Gitarren, angetrieben von angepisst-wütendem Shouten, garniert mit ein paar überraschenden Ecken und Kanten, weiter zu verfolgen und gekonnt auszureizen, fand ich immer überzogen und unfair. Einzig der Sound fiel etwas ab, ihm fehlte die Macht und Breite der vorherigen Alben.

Und nun? Quo vadis, ihr Römer?

Daumen hoch, sage ich. Laut. Sehr laut sogar. Es ist alles da, was WE CAME AS ROMANS groß gemacht hat. Sehr viel davon sogar. Schon der Einstieg mit „Vultures With Clipped Wings“ gerät nicht nur nach kurzem verrauschtem Intro fett und massiv: Mit bellendem Growlen wird hier gezeigt, was eine aggressive Stimme anrichten kann, bevor alles mit dem bekannten angenehm sauberen Klargesang konterkariert wird. Erfreulich ist jedoch die Rhythmik weitab einer schnurgeraden Autobahn, hier geht es in wilder Fahrt auf engen Serpentinen in eine tiefe Schlucht, mir beschert das wohlige Erinnerungen an den Titelsong von „Tracing Back Roots“. In diesem Stil geht es zunächst weiter mit „Cold Like War“, Bollo-Gesang wechselt sich in interessanten, knackigen Linien ab mit den gewohnten honigsüß-anmutigen Refrains, heuer vielleicht etwas mehr verziert mit einer Spur Melancholie. Das ist kein Wunder, sieht man sich die Texte an, da spürt man förmlich die Enttäuschung, als es nach dem letzten Album so vermeintlich rapide abwärts ging. Und doch atmet das alles Kraft. Hoffnung. Zuversicht. Und das ist gut so. Das Prinzip wechselt dann in „Two Hands“, hier breiten sich zunächst eingängiger Klargesang und schmachtender Chor über Synthieflächen aus und bevölkern Strophe und Refrain, bevor dann im Mittelteil eine rohe Stimme die Gewalt als eruptives Stakkato in die Welt hinauskotzt.

Als größte Überraschungen zeigen sich „Encoder“ und „Promise Me“ im zweiten Teil der Scheibe. Hier wollen (oder müssen sich selbst?) WE CAME AS ROMANS etwas beweisen. Nur was? Dass auch sie Elektronik können? Dass sie härter sind als Korn? Dass nicht nur Linkin Park innovativ sind? Ehrlich, ich weiß es nicht. Aber: Das beweist Mut und wenn es der Band dabei geholfen hat, sich selbst (wieder) zu finden, dann nehme ich das bei der Qualität der anderen Stücke gerne in Kauf. In „Wasted Age“, vor allem aber im unglaublich wandlungsfähigen „If There’s Nothing To See“ und dem abschließenden wunderschön melodischen „Learning To Survive“ zeigen WE CAME AS ROMANS eindrucksvoll, wie großartig sie weiterhin (und meinetwegen für den Rest: wieder) die Kunst beherrschen, eine Symbiose aus sich-die-Fresse-polieren und sich-weinend-in-den-Armen-liegen, aus Stahlbürste und Daunenfeder, aus Dreitagebart und Babypopo zu kreieren.

Fazit: WE CAME AS ROMANS machen das, was sie können – und das wie immer gut. Und spätestens bei den Konzerten werden die Kids uns alten bärtigen Kritikerärschen beweisen, was sie lieben: WE CAME AS ROMANS!

Tracklist

1. Vultures With Clipped Wings (4:04)
2. Cold Like War (3:46)
3. Two Hands (3:53)
4. Lost In The Moment (4:12)
5. Foreign Fire (3:53)
6. Wasted Age (3:46)
7. Encoder (3:19)
8. If There’s Nothing To See (4:35)
9. Promise Me (3:45)
10. Learning To Survive (4:29)

 

(Quelle Bild: Nuclear Blast Records)