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Rival Sons “Feral Roots Tour 2019”, Support MNNQNS, 18.11.2019, Capitol, Hannover

Die Roots-Blues-Rocker Rival Sons aus dem kalifornischen Long Beach haben mit ihrem aktuellen Album „Feral Roots“ den höchsten Chartseinstieg

Rival Sons “Feral Roots Tour 2019”, Support MNNQNS, 18.11.2019, Capitol, Hannover

Die Roots-Blues-Rocker Rival Sons aus dem kalifornischen Long Beach haben mit ihrem aktuellen Album „Feral Roots“ den höchsten Chartseinstieg ihrer Karriere zu vermelden gehabt. Die steigende Popularität zeigte sich dann auch im Capitol, in dem 1.000 Fans dem Treiben auf der Bühne zusehen wollten. Doch bevor die Rival Sons die Bühne des altehrwürdigen Capitols entern durften, sollten sich erstmal die Franzosen von MNNQNs beweisen.

Zwei Alben haben die aus Rouen stammenden MNNQNS (sprich Mannequins) bereits veröffentlicht, sind aber hierzulande noch weitestgehend unbekannt, wogegen sie in ihrer Heimat bereits als das nächste große Ding gefeiert werden. Sie verbinden die psychedelische Verspieltheit der Sixties mit dem rauen Punk der siebziger und fügen dem Ganzen noch einen Hauch Noise hinzu, was eine wohl derzeit ziemlich eigenständige Mischung darstellen sollte. Entsprechend sorgte die Band dann auch erstmal für offen stehende Münder und ließ so manchen Zuschauer zunächst ratlos zurück. Die Band, allen voran Sänger Adrian D’Epinay, der als Statement gerne äußert, dass die MNNQNS eine Rockband sind, die den Rock ’n‘ Roll hasst, gab sich dabei unglaublich energiegeladen. Fast schon ekstatische Ausbrüche in den Instrumentalpassagen, verrieten aber auch, dass die Band vielleicht doch mehr Rock ’n‘ Roll ist, als sie gerne zugeben möchte. Es waren vor allem diese Noiseattacken, die in ihrer Wildheit an die Anfänge des Punks erinnerten und dabei gleichzeitig die Dekadenz der psychedelischen sechziger Jahre, als Bands wie Velvet Underground für Aufruhr sorgten, herauskehrten. Die Band nutzte ihre Spielzeit, gab dabei eine prima Visitenkarte ab und wurde am Ende auch verdient von den Zuschauern begeistert gefeiert. Ich bin sehr gespannt, ob wir von dieser Band noch mehr zu sehen und zu hören bekommen werden, ist es doch vor allem ihre unkonventionelle Art, die begeistert.

Pünktlich um 21:00 Uhr erstrahlte die Bühne in blauem Licht und die Rival Sons betraten ziemlich unspektakulär die Bühne. Anfangs wirkte die Band noch ein wenig hüftsteif, zeigte sich abgeklärt, was sich aber im Laufe des Konzerts gab. Viel mehr war es eine routinierte, und das ist positiv gemeint, Performance, die zeigte, wie sich die Band im Laufe der Jahre entwickelt hat. Natürlich kam der charismatische Gesang von Jay Buchanan sofort beim Publikum an. Seine fast schon arrogante und überheblich wirkende Art, die aber dabei zu keiner Sekunde absolute Aufrichtigkeit vermissen ließ, wirkte erneut als absoluter Magnet. Besonders deutlich wurde das in den etwas ruhigeren Songs, bei denen sich der Energielevel langsam in die Höhe schraubte. Absolutes Highlight dürfte dabei die eindringliche und bewegende Interpretation von „Jordan“ aus dem 2012er Werk „Head Down“ gewesen sein, die erst seit einiger Zeit kurzfristig den Weg in die Setlist der diesjährigen Tour gefunden hat. Fast 10 Minuten bewies vor allem Jay, was man aus einer Stimme herausholen kann. Von ruhigen Stimmlagen bis zu hohen, kräftigen Auswüchsen strapazierte er seine Stimmbänder und ließ dabei so manche Gänsehaut entstehen. Doch auch Gitarrist Scott Holiday, wie immer mit Sonnenbrille und zurückgegelten Haaren, bewies seine Klasse. Was der Mann nicht nur an Riffs, sondern auch an Soli aus seinen Gitarren, der Mann scheint eine Faible für Gibson Firebird zu haben, zauberte, war schon beeindruckend. Bassmann Dave Beste hielt sich, wie gewohnt von ihm, im Hintergrund und legte mit seinem druckvollen und dezenten Spiel ein herrliches Fundament unter das energetische Spiel von Drummer Michael Miley. In der Vergangenheit waren zwar schon mehr Energieausbrüche bei Miley zu sehen gewesen, das aber ändert nichts daran, dass er in seiner ganzen Schlichtheit (ein paar Becken, Bass-Drum, Snare, ein Hänge-Tom und ein Stand-Tom – das war’s) dermaßen viel aus seinem Set herausholt, dass man sich die Frage stellt, warum viele Schlagzeuger eine Batterie an Equipment benötigen. Fast alle Alben kamen zum Zuge, fanden auf die ein oder andere Art Einzug in die Setliste. Lediglich das Debüt „Before The Fire“ wurde vernachlässigt. Mit einer Spielzeit von fast 2 Stunden präsentierte sich die Band vor allem in einer Spiellaune, die man von ihnen ja auch nicht anders gewohnt ist. Die Momente, in denen die Band jammte, ausufernde, manchmal 10-minütige Interpretationen ihrer Songs gab, berührten, gingen tief und zeigten, dass man eine Band wie die Rival Sons einfach live erleben muss. In den Zugaben ließ sich Frontmann Jay Buchanan sogar zu dem ein oder anderen Lächeln hinreißen, was man ansonsten von ihm eher selten sieht. Er bedankte sich für das zahlreiche Erscheinen und dafür, dass Livemusik unterstützt wird und man nicht den Abend, immerhin war es ein Montagabend, vor dem Fernseher verbringen wollte. Wenn dann noch die Temperaturen in der Halle sommerliche Ausmaße annehmen, kann man nur bescheinigen: alles richtig gemacht.

Ein beeindruckender Abend mit einer großartigen Band, die erneut bewies, dass sie live eine Macht ist.

Setlist Rival Sons:

End Of Forever

Wild Animal

Tell Me Something

Tied Up

My Nature

Drum Solo

Look Away

Too Bad

Jordan

Feral Roots

Open My Eyes

Electric Man

Manifest Destiny, Pt.1

Shooting Stars

Do Your Worst

Encore:

Face Of Light

Keep On Swinging