Allgemein Interviews Musik

Pure Leidenschaft – Im Gespräch mit Mick Box von Uriah Heep

Einen Menschen wie Mick Box trifft man nicht alle Tage. Seit fast fünfzig Jahren ist er die treibende Kraft

Pure Leidenschaft – Im Gespräch mit Mick Box von Uriah Heep

Einen Menschen wie Mick Box trifft man nicht alle Tage. Seit fast fünfzig Jahren ist er die treibende Kraft hinter Uriah Heep, die mit „Lady In Black“ und „Easy Livin’“ Welthits am Start haben. So war es eine umso größere Freude, den Mann, der mit seinen mittlerweile 71 Jahren noch immer mit Spaß und Freude seine „Arbeit“ verrichtet, vor der Show in Hannover zu treffen und ihm zusammen mit meinem lieben Freund Florian ein paar Details zum neuen Album „Living The Dream“ und der Leidenschaft, die den Motor am Laufen hält, zu entlocken.

Metalglory: Es ist uns eine große Freude dieses Interview mit Dir führen zu dürfen, Mick. Zuerst muss ich zum neuen Album gratulieren, dass in meinen Augen zu den besten Alben in der langen Karriere gehört und das sage ich nicht, um Dir Honig um den Bart zu schmieren. Wie leicht oder schwierig war es solch ein Meisterwerk zu schreiben?

 

Mick: Sehr interessant, weil alle Leute, mit denen ich bisher gesprochen habe, genauso über das Album denken. In erster Linie aber ist es für mich nichts wirklich Unnatürliches, da wir alle mit Leidenschaft und Liebe unserem Beruf nachgehen. Von daher ist es ein ganz natürlicher Prozess, der hier die kreativen Säfte am Laufen hielt. Es ist diese Heep-Magie, die du auf der Bühne genauso siehst, wie du es auf einem Album hörst und diese Leidenschaft treibt uns an immer noch besser zu werden und großartige Konzerte zu spielen.

 

MG: Und das seit fast fünfzig Jahren.

 

Mick: Ja, aber wir haben das große Glück einem Job nachzugehen, den wir alle lieben. Es gibt so viele Menschen, die einem Beruf nachgehen, den sie nicht wirklich mögen. Doch wir können die ganze Welt bereisen und vor vielen unterschiedlichen Menschen unsere Leidenschaft ausleben. Besser kann es doch gar nicht sein. Deshalb ja auch der Titel „Living The Dream“.

 

MG: Lass uns mal ein klein wenig in der Zeit zurück gehen. Ich erinnere mich als „Wake The Sleeper“ auf den Markt kam. Es war eine faustdicke Überraschung, denn Ihr habt die Vergangenheit mit der Moderne einzigartig vermengt.

 

Mick: Es war ein Statement. Um ehrlich zu sein, wir hatten eine ganze Zeit lang nichts Neues mehr aufgenommen, weil wir diesen ganzen Wahnsinn der illegalen Downloads durch Portale wie Napster einfach nicht mitmachen wollten. Die ganze Musikindustrie fing an sich zu verändern und wir hatten keine Ahnung wie wir ein neues Album aufnehmen sollten. Wir entschieden uns dazu vor allem live präsent zu sein und Live-CDs und -DVDs zu veröffentlichen. Es war aber trotzdem immer der Wunsch nach einem neuen Album für uns vorhanden. Wir wussten nur nicht wie und dann kam der Deal für „Wake The Sleeper“ zustande.

 

MG: Wir sprachen eben bereits über die negativen Effekte des Internets. Doch lass uns mal über die positive Seite sprechen. Du vor allem bist unheimlich aktiv in den sozialen Medien, was sicher auch die Verkäufe für das neue Album unterstützt hat.

 

Mick: Sicher gehören immer zwei Seiten dazu. Speziell die positive Seite hat uns eine enorme Aufmerksamkeit beschert, die wir ohne das Internet sicher nie bekommen hätten. Doch es ist eben auch so, dass du heute ein Album einfach mit einem Klick runterladen kannst und mit dem selben Knopf gleich dananch wieder löschen. Für mich ist das manchmal ein bisschen zu viel. Denn alles vergeht so schnell wieder und wir haben keine Zeit mehr unsere Aufmerksamkeit einem neuen Album zu schenken. Selbst wenn du den Spannungsbogen schon Monate vor Veröffentlichung hoch hältst, ist die Spannung auch schnell wieder verflogen. Aber es gibt eben auch die positiven Seiten, die wir versuchen zu nutzen. Hier stehen besonders die Fans im Fokus, mit denen wir in Kontakt stehen. Was die Videoblogs anbelangt, ist es so, dass so vieles heute von den Musikern fern gehalten wird und der einzige Weg mit den Fans im Kontakt zu bleiben, ist es vor allem unterwegs zu sein und durch Blogs zu unterstützen. Der Nachteil daran ist es aber, dass natürlich alle anderen Bands auch unterwegs sind. Für uns ist es so, dass wir das große Glück haben in 61 Ländern zu touren und überall unsere treuen Fans haben, die unsere Performance lieben und uns auch immer noch sehen wollen.

 

MG: Haben die Social Medias auch zu höheren Ticketverkäufen geführt?

 

Mick: Das können wir gar nicht wirklich messen, weil diese Informationen ja nicht wirklich vorliegen. Das einzig Wichtige ist, dass die Leute unsere Alben und die Songs lieben, sowohl die neuen als auch die alten, und uns auch noch immer live sehen wollen. Das ist eine fantastische Position, in der wir uns befinden.

 

MG: Wir leben ja auch in Zeiten, in denen Classic Rock eine nicht ungewichtige Rolle spielt.

 

Mick: Ich schreibe seit mehr als 48 Jahren Songs und es ist schön zu wissen, dass… ich gebe Dir ein Beispiel. Ich habe zwei wunderbare Söhne und es war immer so, dass ich dachte, wenn ich irgendwann mal nicht mehr sein sollte, meine Söhne immer noch ein Einkommen haben durch diese Songs. Das scheint aber nicht mehr der Fall zu sein, was ich sehr traurig finde. Aber so sind die Entwicklungen heute.

 

MG: „Living The Dream“ schaffte es auf Platz 10 der Charts. War das eine Überraschung für Euch oder habt Ihr das erwartet?

 

Mick: Nein, wir haben Platz 1 erwartet, hahaha. Aber um ehrlich zu sein: wir sind keine Band, die auf die Charts abzielt. Und verstehe mich jetzt nicht falsch. Wir können auch ohne die Charts existieren, weshalb sie für uns nicht wirklich wichtig sind, wofür wir uns glücklich schätzen. Aber wenn es dann passiert, ist es natürlich wundervoll. Es ist ja auch ein Zeichen von Respekt seitens der Fans, die unsere Musik mögen und auch kaufen.

 

MG: Wir outen uns hier mal als langjährige Fans. Besonders Florian ist ein absoluter Die Hard Fan. Auch wenn ich die Frage schon gestellt habe – woher kommt nach so vielen Jahren noch immer die Inspiration? Es ist ja nicht nur reine Leidenschaft.

 

Mick: Ich bin ein Schreiber. Ich schreibe unentwegt – jeden Tag. Ich schreibe in ein Buch, schreibe einen Blog oder schreibe Geschichten. Jeden Tag. Das ist meine Kreativität. Wenn es dann dazu kommt, dass wir ein neues Album angehen wollen, habe ich das große Glück, dass mein Songwriting Partner Phil Lanzon, diese Leidenschaft zu schreiben mit mir teilt. So können wir ziemlich schnell alles zusammenfügen. Die Musik, die Melodien, die Texte – alles entsteht dann ziemlich schnell. Dabei wandern natürlich Ideen auch gleich direkt in die Tonne, während andere erstmal als Idee auf dem Tisch bleiben, woraus dann die neuen Songs entstehen. Du musst deine kreativen Antennen ständig ausgefahren lassen. Das ist das Geheimnis. Ich gebe Dir ein Beispiel. Wenn ich abends zu Bett gehe, stelle ich mir die Frage „Was habe ich heute erreicht?“. „Ja, ich habe ein tolles Riff geschrieben. Ja, ich habe eine tolle Story geschrieben. Ja, ich habe einen neuen Blog geschrieben.“ Das mache ich jeden Tag und ist ganz natürlich für mich. Dann kann ich auch beruhigt schlafen.

 

MG: Und Du machst 1.400 Menschen heute Abend glücklich.

 

Mick: Ja, das stimmt. Das macht uns genauso glücklich. Die Menschen mit unserer Leidenschaft anzustecken, ist etwas ganz besonderes.

 

MG: Ein sehr wichtiger Punkt auf dem neuen Album, ist die Wärme des Klangs. Was denkst Du jetzt, zwei Monate nach Veröffentlichung, darüber und würdest Du mit Jay Ruston nochmal zusammen arbeiten?

 

Mick: Definitiv. Ja. Sein Name wurde uns über unser Management herangetragen. Er hat ja mit einigen für uns ungewöhnlichen Bands gearbeitet, wie zum Beispiel die Winery Dogs, Anthrax und Stone Sour. Er hat einige Alben von Europe oder Black Star Riders gemixt. Was ich besonders an ihm mag, ist, dass er die Essenz der Band erkannt und einen eigenen Sound dafür kreiert hat. Er hat es einfach verstanden alle Instrumente zu einem warmen Paket zu verarbeiten und zusammen zu bringen. Das können nicht viele. Wir sind alle starke Charaktere in Uriah Heep und Jay wurde quasi unser sechstes Mitglied, der das Beste aus uns herausgeholt hat.

 

MG: Ein anderer Punkt bei „Living The Dream“ ist Dave Rimmer, der für mich der perfekte Mann für die Band zu sein scheint. Er fügt sich wunderbar in die Band ein und scheint eine echte Bereicherung zu sein. Er hat auch einen Song („Grazed By Heaven“) beigesteuert, den er zusammen mit Jeff Scott Soto geschrieben hat. War das Dein Einfluss oder war das ein natürlicher Prozess bei ihm?

 

Mick: Bevor Dave zur Band dazu kam, war er bereits ein großer Heep Fan, der viele Shows von uns besucht hatte. Wir haben uns aber nie persönlich kennengelernt. Zwei seiner absoluten Lieblingssongs waren „Between Two Worlds” und “Wake The Sleeper” und es war ihm ein Anliegen die Energie dieser beiden Songs in einem zu vereinen, was ihm sehr, sehr gut gelungen ist. Ein fantastischer Opener. Er wollte es aber nicht alleine machen, sondern mit jemandem zusammen. Jeff Scott Soto ist ein alter Freund von ihm und so tauschten sie sich aus. Es gab ein Demo für die Band und alle waren begeistert. Das hieß, es waren nur noch neun Songs für Phil und mich, die wir schreiben mussten, hahaha. Aber im Ernst. Wir sind eine sehr demokratische Band und alle vertrauen auf unsere Schreibweise. Solange alles so funktioniert wie ich es will (lacht).

 

MG: Wenn ich Euch auf der Bühne erlebe, sehe ich eine Band, die immer noch ihren Traum lebt. Ihr seid alle Musikliebhaber, agiert mit reiner Leidenschaft. Nach all diesen Jahren… ist es immer noch ein Traum oder nicht auch Arbeit, die gemacht werden muss?

 

Mick: Ein Traum – das war es immer. Wenn Du die Träume wegnimmst – was bleibt dann noch?

 

MG: Ich sehe so viele Bands innerhalb eines Jahres. Nur sehr wenige können diese Leidenschaft auch ausdrücken.

 

Mick: Na ja, weißt Du. Was viele Bands machen, ist, dass sie ihre alten Hits spielen. Für viele dieser Bands könnte ich die Setliste schreiben. Nostalgie und in Erinnerungen zu schwelgen ist sicher schön. Wir in Uriah Heep haben immer neue, frische Songs geschrieben, was uns auch neue Fans beschert hat. Ds ist eine sehr gesunde Angelegenheit, denn die neuen Sachen bringen uns die Energie die alten Sachen zu spielen. Das hält uns jung und agil. Heute abend werden wir sechs Songs vom neuen Album spielen und du wirst feststellen, dass sie wunderbar mit den alten Songs harmonieren. Wir spielen alte Klassiker und solche, die es noch werden.

 

MG: Was ich an Uriah Heep so mag, ist, dass Ihr zwar alte Klassiker spielt, Ihr aber auch immer wieder alte Songs einbindet, die nicht so bekannt sind wie zum Beispiel „Return To Fantasy“ oder „Rainbow Demon“, die tolle Songs sind, aber natürlich nicht so bekannt wie „July Morning“ oder „Gypsy“.

 

Mick: Wir reflektieren da ziemlich viele Dinge immer wieder. Wenn du diese Songs live hörst, bekommen sie eine neue Perspektive, entfalten sich neu und viele Fans sind dankbar dafür. Wenn ich mich mit der Band darüber unterhalte, sage ich: „Seht mal. Wir haben fünf oder sechs Songs, die wir uns mal anschauen sollten.“ Letztlich ruht alles auf Bernies (Shaw, Sänger) Schultern. Wenn er abliefert, ist alles prima. Aber wir müssen alle an diese Songs glauben. Wenn wir das nicht tun, sind wir unglaubwürdig und fühlen uns selbst nicht wohl.

 

MG: Habt Ihr jemals darüber nachgedacht eine Show nur mit Wünschen der Fans zu füllen? Vielleicht sogar für Euer 50. Bestehen?

 

Mick: Ganz ehrlich haben wir uns mit sowas noch gar nicht befasst. Jetzt sind wir erstmal mit „Living The Dream“ unterwegs, wofür wir noch eineinhalb Jahre touren werden.

 

MG: Eine sicher sehr blöde Frage. Auf der Bühne machst Du immer diese Bewegungen zu Deinen Soli. Was soll das? Gibt es dafür einen spirituellen Hintergrund oder ist es einfach nur Blödsinn?

 

Mick: Ich habe eine lustige Erklärung und eine sinnvolle. Die lustige ist, dass es ein Ruf an den Tod ist. Aber die sinnvolle Erklärung ist, dass es aus einer Zeit kommt, in der wir das Marquee oder andere kleinere Clubs gespielt haben. Jedes Mal, wenn ich ein Solo gespielt habe, war meine linke Hand ständig in Bewegung und die rechte hing einfach nur runter. Als wir dann das erste Mal in Amerika waren, haben wir mit einer damals sehr bekannten Band namens Three Dog Night gespielt. Die waren damals riesig groß in den USA, spielten 10.000er bis 20.000er Hallen. Als ich dann gespielt habe, hat das in den hinteren Reihen niemand mehr mitbekommen und da habe ich dann einfach mit diesen Bewegungen angefangen, damit es auch für diese Reihen noch interessant bleibt. Ich habe dann mitbekommen, wie viele Fans mir das zurückgegeben haben. Da war klar, dass ich einfach dabei bleiben muss. Unterm Strich bedeutet das, dass es mich mit dem Publikum verbindet.

 

MG: Habt Ihr irgendwelche Pläne für den fünfzigsten Geburtstag vonUriah Heep in zwei Jahren? Alte Freunde einladen vielleicht?

 

Mick: Im Moment noch nicht. Diese Band verdient es auch, dass man nicht ständig zurückschaut. Wir haben so oft schon alte Freunde eingeladen die Bühne mit uns zu teilen. Wir fühlen uns wohler nach vorne zu sehen. Es gibt sicher ein paar Überlegungen, aber dafür haben wir derzeit noch keine richtige Zeit gefunden.

 

MG: Gibt es Pläne für eine Live-Blu-ray oder -DVD?

 

Mick: Na ja, wir haben ja eben erst mit der Tour angefangen. Letztlich aber könnten wir natürlich ein Livealbum aufnehmen. Aber damit kommen wir wieder an den Punkt mit dem Internet. In jedem Land, in dem wir spielen kannst du uns live erleben. Warum also ein neues Livealbum? Eine DVD oder Blu-ray ist in der heutigen Zeit doch auch schon antiquiert. Du kannst inzwischen alles auf YouTube sehen. Hinzu kommt, dass eine Aufnahme ja doch recht teuer ist und ich bin mir nicht sicher, ob sich das letztlich rechnet. Aber am Ende ist es eine Entscheidung der Plattenfirma, mit der wir übrigens sehr zufrieden sind.

 

MG: Hättet Ihr Lust auf weitere Akustikshows?

 

Mick: Definitiv. Die Band hätte darauf absolut Lust. Wir hatten ja damals eine Tour in Deutschland gemacht, was absolut toll war. Wir haben in Kirchen und Theatern gespielt. In einer Berliner Kirche zum Beispiel entwickelten sich die Songs auf einen ganz anderen Level und damit zu etwas ganz Besonderem. Wir spielen aber auch mit dem Gedanken etwas mit einem Orchester zu machen. Ähnlich wie Mat Sinner mit Rock Meets Classic. Ich erinnere mich, als wir mit dem tschechischen Orchester „July Morning“ anstimmten. Absolut fantastisch.

 

MG: Zum Schluss kommen wir nun noch zu etwas spassigem. Auf dem aktuellen Album habt Ihr den Song „It’s All Been Said“. Bei unserem Spiel geht es darum, dass wir Dir Fragen stellen und Du lediglich mit einer Geste oder Mimik antwortest. Hast Du Lust zu sowas?

 

Mick: Klar. Sehr gerne. Los geht’s.

 

MG: Wie läuft die Tour bis jetzt?

 

Mick:

MG: Wie gefallen Dir die deutschen Fans?

 

Mick:

MG: Deine Gitarre klingt wie…?

 

Mick:

MG: Mick Box mit kurzem Haar würde wie aussehen?

 

Mick:

MG: Dein Wah-Wah Pedal ist kaputt gegangen.

 

Mick:

  

MG: In die Charts mit „Living The Dream“ einzusteigen fühlt sich an wie…?

 

Mick:

MG: Bernie Shaws Kochkünste sind…?

 

Mick:

MG: Letzte Frage. Wie siehst Du am Ende einer langen Tour aus?

 

Mick:

MG: Herzlichen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast.

 

Mick: Danke Euch ebenfalls.

Webseite: www.uriah-heep.com/

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden