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Party.San Metal Open Air 2025 – Drei Tage Hölle, Hitze und Herzblut in Schlotheim

Bericht: Katja Richter Der Flugplatz Obermehler bei Schlotheim verwandelte sich vom 7. bis 9. August 2025 erneut in das

Party.San Metal Open Air 2025 – Drei Tage Hölle, Hitze und Herzblut in Schlotheim

Bericht: Katja Richter

Der Flugplatz Obermehler bei Schlotheim verwandelte sich vom 7. bis 9. August 2025 erneut in das Epizentrum des Extrem-Metal. Das Party.San Metal Open Air ist seit jeher kein Festival wie jedes andere, sondern ein Ritual: kompromisslos, ehrlich und getragen von der Leidenschaft der Szene.

In diesem Jahr war allerdings vieles ein wenig anders – und für viele Besucher sogar besser. Es kamen merklich weniger Gäste als in den vergangenen Jahren, was zu einer entspannteren Atmosphäre führte: mehr Platz auf dem Infield, kürzere Wartezeiten an den Ständen und vor allem die Möglichkeit, alte Bekannte leichter wiederzutreffen. Gleichzeitig sorgte die Hitze dafür, dass sich tagsüber viele ins Camp zurückzogen, auf der Jagd nach Schattenplätzen, die rarer waren als kaltes Bier.

Foto: Metal Breeding – https://metal-breeding.com/

 

Donnerstag – Ein Inferno zum Auftakt

Den Anfang machte Rotpit, die mit räudigem Death Metal direkt zeigten, dass es keine Gnade geben würde. Doch gleich im Anschluss kam einer der ersten Abrisshöhepunkte: Extermination Dismemberment. Die Weißrussen brannten ein ultrabrutales Slam-Feuerwerk ab, das den Platz regelrecht in Schutt und Asche legte. Circle Pits, staubige Moshwalls und bangende Köpfe wohin man sah – für viele schon zu diesem Zeitpunkt einer der besten Auftritte des ganzen Wochenendes.

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Fleshgod Apocalypse konterten später mit orchestraler Epik, während Harakiri for the Sky das Publikum mit bittersüßer Melancholie und Blackgaze-Elementen zwischen Raserei und Träumerei hin- und herwarfen.

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Und dann: Napalm Death. Für viele DER Höhepunkt des Tages. Musikalisch ein brutaler Mix aus Death Metal und Grindcore, aber vor allem politisch ein Fanal. Frontmann Barney Greenway wetterte unermüdlich gegen Unterdrückung, Krieg und ganz besonders gegen die AfD. Als er das Publikum aufforderte, Stellung zu beziehen, kochte Schlotheim über: tausende Kehlen schrien im Chor „Alerta, Alerta Antifascista!“ – ein Moment, der sich tief ins kollektive Gedächtnis des Festivals eingebrannt hat.

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Headliner Dark Angel boten im Anschluss Thrash in Reinform, kompromisslos und voller Energie. Doch die Reihen vor der Bühne lichteten sich merklich. Schade, denn musikalisch war das Set überragend – aber der Funke wollte nicht so recht überspringen. Viele waren sich am Ende einig: Napalm Death hätten der würdigere Headliner sein sollen.

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Parallel in der Tentstage: düstere Intensität. Agrypnie und Karg zogen das Publikum in schwermütige Klangwelten, während Chaos Invocation den kompromisslosen Black Metal ins Zelt hämmerte. Ein starker Kontrast zur Mainstage, aber genauso intensiv.

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Freitag – Zwischen Party und Kult

Der zweite Festivaltag begann mit einem Knall – oder besser gesagt: mit einem Konfettischwall. Party Cannon weckten die Menge mit bunten Shirts, absurdem Humor und brutalstem Slam-Death. Eine skurrile Mischung, die einfach funktionierte und die ersten Circle Pits des Tages entfachte.

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Danach wurde das Programm ernster. The Vision Bleak lieferten ihre charakteristische Horror-Metal-Atmosphäre, Wayfarer brachten weite US-Soundscapes auf die Bühne und Hellbutcher jagten die Menge mit rasendem Black/Speed Metal durch den Nachmittag.

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Als die Sonne tiefer sank, füllte sich das Gelände spürbar: Suffocation rissen das Infield mit technischem Death Metal in Stücke, gefolgt von Brujeria, die mit Masken, Chaos und politischen Ansagen für Ausnahmezustand sorgten.

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Dann die Abend-Highlights: Rotting Christ zogen mit hymnischem Black Metal die Massen in ihren Bann – eine fast tranceartige Stimmung. I Am Morbid beschworen die goldene Ära von Morbid Angel und ließen Klassiker aufleben, die für Nostalgie und Dauerbangen sorgten.

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Als Headliner schließlich Triptykon plays Celtic Frost: Tom G. Warrior als Hohepriester einer ganzen Szene. Mit Klassikern wie „Circle of the Tyrants“ oder „Into the Crypts of Rays“ verwandelte er Schlotheim in einen Ort kollektiver Ehrfurcht. Für viele DER magische Moment des Festivals.

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Im Zelt ging es parallel experimenteller zu: Imperial Triumphant mit avantgardistischem Chaos in goldenen Masken, Drudensang mit atmosphärischem Black Metal und Gutslit, die mit Deathgrind die Wände erzittern ließen.

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Samstag – Finale zwischen Gänsehaut und Abriss

Der dritte Tag begann mit Scalpture und Blockheads, bevor sich die Death-Metal-Walze von Necrowretch, Analepys und Skeletal Remains durchs Infield fraß.

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Am späten Nachmittag kam es dann zu einem der größten Publikumsmagneten: Grave. Vor der Mainstage wurde es eng, das Publikum feierte die Schweden mit lautstarkem Mitgrölen und Dauerbangen.

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Ganz anders dann bei Tiamat: Ein dünnes Publikum, schwacher Sound und ein gealterter Sänger ließen das Set blass wirken. Wer die Band in den 90ern liebte, wurde an die guten alten Zeiten erinnert – aber neue Fans wurden an diesem Abend kaum gewonnen.

Gorgoroth hingegen beschworen danach die Black-Metal-Hölle: Fackeln, Hass, eisige Atmosphäre – ein Ritual, das Schlotheim in Dunkelheit tauchte.

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Den krönenden Abschluss bildeten Bloodbath: Oldschool-Death in Perfektion. Von „Eaten“ bis „So You Die“ rissen sie die Menge ein letztes Mal mit – Pits, Crowdsurfer, Bierduschen. Ein würdiges Finale.

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Doch der eigentliche Überraschungssieger des Festivals spielte im Zelt: Fuyuchi. Brutal Death Metal im Stil von Cannibal Corpse und 200 Stab Wounds – und das Zelt war rapideckevoll. Noch nie hatten so viele Menschen gleichzeitig die Tentstage gefüllt. Pure Energie, gnadenloses Geballer und ein Publikum, das das Dach abheben ließ. Für viele war das das Konzert des Wochenendes.

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Festivalleben – Zwischen Staub, Schattenjagd und Duschschlangen

Abseits der Bühnen war das Festivalleben so intensiv wie immer – nur ein wenig entspannter. Durch die geringere Besucherzahl wirkte alles lockerer, und doch brannte die Sonne gnadenlos. Schattenplätze waren rar, die meisten zog es tagsüber ins Camp, wo Pavillons und improvisierte Schattenspender errichtet wurden. Bier in der Hand, Grillgeruch in der Luft – so sah das Tagesprogramm vieler aus, bis die Sonne unterging und man wieder Kräfte für die Bühnen sammelte.

Ein kleiner Wermutstropfen: Statt wie in den letzten Jahren zwei Duschcamps gab es diesmal nur eins. Das führte zu langen Schlangen, besonders morgens und abends. Dennoch blieb die Stimmung entspannt, was auch an der Professionalität und Freundlichkeit der Ordner lag, die von den Besuchern ausdrücklich gelobt wurden.

Die Bierpreise blieben stabil bei 4 Euro für 0,4 Liter – fair und ohne Festivalwucher. Kulinarisch überzeugte besonders der vegetarische Food Truck mit seinem handgemachten Döner, der für viele zum Dauerbrenner wurde.

Ein Kritikpunkt: Das Festival-Merchandise war nicht nur schneller ausverkauft als in den Vorjahren, es gab auch keine Kartenzahlung – was viele Besucher als nicht mehr zeitgemäß empfanden. Bargeld war Pflicht, und wer keins dabei hatte, ging leer aus.

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Fazit

Das Party.San 2025 war alles, wofür dieses Festival seit Jahren steht: kompromisslose Härte, ehrliche Atmosphäre, ein friedliches Miteinander und unvergessliche Konzerte. Die geringere Besucherzahl tat dem Spirit keinen Abbruch – im Gegenteil, sie machte das Festival dieses Jahr sogar angenehmer und intimer.

Von den brachialen Extermination Dismemberment, über die politischen und musikalischen Abrissbirnen Napalm Death, den Kultmoment mit Triptykon bis hin zum Überraschungserfolg Fuyuchi – Schlotheim erlebte drei Tage Ausnahmezustand.

Party.San ist kein Festival.
Party.San ist ein Ritual.

Foto: Metal Breeding – https://metal-breeding.com/