Allgemein Live Tipp der Redaktion

NICK CAVE & THE BAD SEEDS – Hamburg, Sporthalle am 09.10.2017

Es gibt sie doch noch, die Konzerte, bei denen sich der Künstler mit seiner Band übertreffen kann. Und das

NICK CAVE & THE BAD SEEDS – Hamburg, Sporthalle am 09.10.2017

Es gibt sie doch noch, die Konzerte, bei denen sich der Künstler mit seiner Band übertreffen kann. Und das von Tour zu Tour.

 

Die Qualitäten und Aktionen eines Typen wie Nick Cave -live on stage- kennt man seit Jahrzehnten und weiß sie zu würdigen, keine Frage. Aber was er samt den professionellen „Seeds“-Musikern an dem Abend des 09.10.2017 in der fast ausverkauften Alsterdorfer Sporthalle in Hamburg mit knapp zweieinhalbstunden Spielzeit abgeliefert hat, ist wahrlich nicht in Worte zu fassen. Ja, das sage ich oft, wenn ich über Nick Cave berichten muss bzw. darf, aber wer dabei gewesen ist, kann es nur bestätigen, dass es ein Konzert der Superlative gewesen ist. Mehr geht nicht!

Und dennoch muss ich – einiges zu Papier bzw. in die Tasten hauen.

Vorband, no way. Die Menge kam nur wegen Nick Cave and the Bad Seeds und bekam eben die knapp 140 Minuten pur!
Pünktlich um 20:30 Uhr ging es dann mit dem Konzert los, welches man nur loben, miterlebt haben muss!  Angefangen bei der Setlist, die stark mit den aktuellen Songs, des wohl emotionalsten & persönlichsten Albums „Skeleton Tree“ gespickt war und natürlich zahlreiche Klassiker (auch) im neuen Gewand bot, bis hin zur passenden Lichtabstimmung und dem perfekten Sound – es stimmt alles. Ok, fast alles, mehr direkte Livebilder der Show auf der fetten Leinwand hätte die gesamte Show vielleicht vertragen können, aber gemessen daran welche speziellen Songs mit den Bildern unterstrichen worden sind, ist es dann doch wieder perfekt gewesen.

Stille bei einem Rockkonzert?
„Das gibt es nicht!“, würden wohl einige meinen. Doch, der erste Song des Sets hatte bereits das Publikum in seinen Bann gezogen; unfassbar wie einfühlsam und meditierend ein „simpler“ Song auf die zahlreichen Fans wirken kann. Ja, es gab die Momente, bei denen man eine Stecknadel fallen hören hätte können.
Doch es gab eben nicht nur die rein melancholische Seite der Bandhistorie; „Higgs Boson Blues“ oder „From Her to Eternity“ haben den Rock so richtig in Fahrt gebracht, bevor es dann zwischenzeitlich mal ein paar kleine Probleme mit dem Mikro beim rockigen „Tupelo“ gab. Doch was soll´s, auch die Bandcrew ist professionell zugange, um das schnell wett zu machen. „The Mercy Seat“, ein Klassiker, der diesmal zunächst akustisch anfängt, um dann im Showdown doch noch Gas zu geben und dabei viele im Publikum zum „abtanzen“ animiert. Immer wieder mitten drin Nick Cave, der sich von Anfang an einmal mehr dem Publikum – natürlich in den ersten Reihen- nähert und es anbrüllt oder auch anmacht!
Wer hätte schon im Vorfeld vermutet, dass gerade Songs wie „I Need You“ oder „Distant Sky“ live funktionieren würden, wohlbemerkt ohne dabei eine Träne oder auch mehrere zu vergießen?! Es geht. Sowohl dabei loszuheulen, als auch einfach zuzuschauen & hören, wie ein Künstler eben jene Songs auch „anders“, als man sie vielleicht selbst auf dem Album wahrnimmt, präsentiert. Großes Kino.

Clubatmosphäre trotz einer großen Hallenshow gibt es bei Cave nicht?
Und wie es das gibt!
Der Protagonist selbst ist sich nicht zu schade, um ins Getümmel zu stürzen. Zunächst auf ein Podest vor der Bühne, bei dem eine Kamera platziert war, um so die Meute beim Schlussakt von „The Weeping Song“ zum Mitsingen zu bringen und dabei einem Fan das Mikro so lange zu überlassen. Und auf dem Rückweg zur Bühne, da nimmt er noch eine „Abkürzung“ an den Fans der sitzenden Reihen an der Seite der Sporthalle – um anschließend Fans der ersten Reihen mit auf die Bühne zu bitten. Es war einiges los bei den letzten beiden Songs, die als Zugabe on top kamen. Um die 50 Fans hatten das Vergnügen, sich auf der Bühne mit dem Künstler, ohne die Band dabei zu stören oder aus dem Takt zu bringen, zu umgeben. Welch eine Aktion, welch ein Akt der Fannähe und Dankbarkeit.
„Can you feel my Heartbeat“ – da schien er nicht nur einer Dame die Augen komplett verdreht zu haben!

Fazit:
Unbeschreibliches Konzertereignis, bei dem man dabei sein musste* – alles andere zählt nicht!!!


Setlist in Hamburg, 09.10. –
(Titel/Album)

Anthrocene / Skeleton Tree
Jesus Alone / Skeleton Tree
Magneto / Skeleton Tree
Higgs Boson Blues / Push the Sky Away
From Her to Eternity
Tupelo / The Firstborn Is Dead
Jubilee Street / Push the Sky Away
The Ship Song / The Good Son
Into My Arms / The Boatman´s Call
Girl in Amber / Skeleton Tree
I Need You / Skeleton Tree
Red Right Hand / Let Love In
The Mercy Seat / Tender Prey
Distant Sky / Skeleton Tree
Skeleton Tree
Zugaben:
The Weeping Song / The Good Son
Stagger Lee / Murder Ballads
Push the Sky Away

—>>> die weiteren Bilder der Show in der Galerie  !!!

*…auch die letzten beiden Termine (22.10. Berlin und 2.11. München) der laufenden Tournee sind laut Veranstalterinfo ausverkauft, von daher…Chance verpasst, würde ich meinen…
…see you next time Nick Cave and the Bad Seeds!

(Fotos in der Galerie von Arthur -metalglory.com)