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Nazareth (SCO) – Loud & Proud: The Box Set

  Es gibt Boxen, die einfach ihr Geld wert sind. „Loud & Proud – The Box Set” von Nazareth

Nazareth (SCO) – Loud & Proud: The Box Set

 

Es gibt Boxen, die einfach ihr Geld wert sind. „Loud & Proud – The Box Set” von Nazareth ist eine dieser Boxen, bei der Preis und Leistung in einem absolut fairen Verhältnis zueinander stehen. Wenn man die Box das erste Mal in den Händen hält, gleicht das einer Offenbarung. Sauschwer und einfach nur wunderschön. Das Boxset enthält:

  • 32 CDs (inklusive allen 23 original Studioalben, die remastered wurden, zwei originale Live-Alben, sowie unveröffentlichte Audios und Demos)
  • Vier 180g heavyweight 12“ Vinyl LPs inklusive zwei Doppel-LPs und einer Picture Disc
  • Drei exklusive 7 Singles
  • Ein 52-seitiges Hardcover-Fotobuch mit neuen und früheren Interviews, ungesehenen Fotos und Postern
  • Reproduzierte originale Erinnerungsstücke wie Programme, Lyricsheets, Poster und ein Rampant-Dollarnoten-Sticker
  • Metallpins

 

Nach der Gründung im Jahr 1968 im schottischen Dunfermline haben sich Nazareth aus den Clubs und Pubs ihrer Heimat Schottland zu einer der erfolgreichsten Rockbands der Welt entwickelt und produzierten auf ihrem Werdegang eine Reihe von Hit-Alben. Fleißig, ehrlich, echt und unbeeindruckt von den Launen der Trends hat diese Band viele große Künstler beeinflusst. Ein halbes Jahrhundert später, mit 20 Millionen verkauften Alben auf der ganzen Welt, rocken die legendären Nazareth noch immer und Loud & Proud ist die ultimative Sammlung für den wahren Fan.

 

Bereits mit ihrem ersten Album konnten Sänger Dan McCafferty, Gitarrist Manny Charlton, Bassist Pete Agnew und Drummer Darrell Sweet überzeugen, auch wenn der Erfolg noch auf sich warten ließ. Mit „Morning Dew“ war ein Song enthalten, der sich auch heute noch immer mal wieder in den Setlists der Band widerfindet. Das Album war noch stark geprägt von Rock und hatte auch einige psychedelische Elemente, die eine Suche nach einem eigenen Stil offenbarte. Auch der Nachfolger „Exercises“ glich noch eher einer Suche nach eigener Identität und auch Tourneen im Vorprogramm von Atomic Rooster und Rory Gallagher führten noch nicht zu Erfolgen. Erst das dritte Album „Razamanaz“ (1973), von Deep Purples Roger Glover produziert, brachte schließlich den erhofften Durchbruch. Mit einer Mischung aus Hardrock, Country und Blues fand die Band endlich ihren eigenen Stil und die ersten Singles „Broken Down Angel“ und „Bad, Bad Boy“ überzeugten auch das Publikum und fanden sich beide in der Top Ten wieder. Noch im selben Jahr erschien mit „Loud ‚N‘ Proud“, ebenfalls von Roger Glover produziert, ihr wohl bekanntestes Album und enthielt mit „This Flight Tonight“ eine Coverversion von Joni Mitchell. Es war der erste Nummer-1 Erfolg in Deutschland und die Single hielt sich bis weit ins Jahr 1974 in den Charts. Mit dem Folgealbum „Rampant“ konnte die Band an den Erfolg zwar nicht anschließen, hatte aber mit „Shanhai’d In Shanghai“ einen veritablen Hit an Bord.

 

Mit „Hair Of The Dog“ schließlich begann die Ära der selbstproduzierten Alben, die von nun an in Händen von Manny Charlton lag. Das Album gilt bis heute als erfolgreichstes in den USA und hatte mit dem Titelsong und der darin enthaltenen Zeile „Son Of A Bitch“, so übrigens der zuerst angedachte Titel des Albums, zudem einen kontroversen Inhalt im prüden Amerika der siebziger Jahre. Es gilt als Grundlage für den später aufkommenden Heavy Metal und wurde in den USA mit der Ballade „Love Hurts“ (ein Cover der Everly Brothers) anstatt „Guilty“ veröffentlicht, die im Rest der Welt nur als Single auf den Markt kam. Es wurde der größte Hit der Band und findet auch heute noch immer wieder Beachtung im Radio. Die beiden nächsten Alben „Close Enough For Rock ‚N‘ Roll“ und Play’N‘ The Game“ enthielten zwar keine wirklich großen Hits, waren aber nicht minder erfolgreich und konnten mit ihren leicht süffisanten Texten maßgeblich die Attitüde des später erfolgreichen Sleaze Rock beeinflussen. Mit dem ’77er Werk „Expect No Mercy“ legte die Band dann schließlich eines ihrer härtesten Werke vor, das bereits einiges der aufkeimenden New Wave of British Heavy Metal-Welle vorweg nahm. Ein Jahr später folgte dann mit „No Mean City“ das erste Album, bei dem Nazareth einen zweiten Gitarristen in Form von Zal Cleminson mit an Bord hatten. Hier geriet besonders die Stimme von Dan McCafferty ein wenig fieser und klang nach einer räudigen Mischung aus Rod Stewart und Brian Johnson.

 

Mit Beginn der 80er Jahre begab sich die Band in eine etwas ruhigere Richtung und tendierte mehr zum AOR, was vor allem an Produzent Jeff Baxter (Doobie Brothers, Steely Dan) lag, der den Sound der Schotten aufpolierte und massenkompatibler, speziell für den amerikanischen Markt, machte. Die Alben „Malice In Wonderland“ (1980), „The Fool Circle“ (1981), „2XS“ (1982), „Sound Elixier“ (1983) und „The Catch“ präsentierten die Band zunehmend zahnloser, wobei ab „2XS“ ein leichter Anstieg im Härtebereich wieder festzustellen war. Zahlreiche Fans kehrten der Band den Rücken und wandten sich neuen, aufstrebenden Bands zu. Mit dem 1986 Werk „Cinema“ versuchte die Band dann schließlich dem Hardrock wieder mehr Raum zu bieten, kam aber auch damit bei den Fans nicht an, denn Altfans wollten von ihren alten Helden der 70er Jahre nichts mehr wissen und für neue Fans war der Stoff zu hart. Das führte dazu, dass sich die Band nach einer ausgiebigen Tour erstmal zurück zog und erst 1989 mit „Snakes ‚N‘ Ladders“ wieder ins Rampenlicht zurückkehrte. Zunehmends politischer in ihren Texten, waren sie eine der ersten Bands, die nach dem Mauerfall im Osten Europas auftraten und dort, im krassen Gegensatz zu Westeuropa, vor riesigen Kulissen spielen konnten. Was mit „Snakes ‚N‘ Ladders“ bereits begonnen hatte, setzte sich auf „No Jive“ (1991) fort und die Band, inzwischen ohne Gitarrist Manny Charlton, der softer und pop-orientierter arbeiten wollte, kehrte fast zurück zu alter Härte. Neuer Sechssaiter an Bord wurde Billy Rankin, der frischen Wind mitbrachte und der Band zu alter Stärke verhalf. Das Album „Move Me“ erschien 1994 und war das letzte Album mit Billy Rankin, der fortan von Jimmy Murrison abgelöst wurde.

 

Das nächste Album „Boogaloo“ erschien 1998 und setzte den eingeschlagenen Weg stilistisch weiter fort. Ein plötzlicher Herzinfarkt am 30. April 1999 von Darrell Sweet, an dem er verstarb, sollte erstmal das Aus für die Band bedeuten. Doch man entschloss das Loch, das Darrell hinterlassen hatte, vorläufig mit Lee Agnew, dem Sohn von Pete, zu füllen und weiterzumachen. Das Comeback-Album „The Newz“ erschien 2008 und zeigte eine Band, die mit sich im Reinen war und vor allem eine gelungene Mischung aus Hardrock und Blues präsentierte. Der Nachfolger „Big Dogz“ (2011) hatte neben dem 70er Hardrock wesentlich mehr Blues zu bieten, was dem Gesamtsound aber mehr als passend zuträglich war und vor allem auch altersmässig gut zur Band passte. Das bis heute letzte Studioalbum „Rock ‚N‘ Roll Telephone“ schließlich erschien widerum drei Jahre später und setzte diese Linie fort. Es war zugleich das letzte Album mit Dan McCafferty, der aus gesundheitlichen Gründen seinen Ausstieg bekannt gab und kurze Zeit später von Linton Osborne am Mikro abgelöst wurde. Doch auch dieser musste aus gesundheitlichen Gründen Anfang 2015 das Handtuch schmeissen. Sein Nachfolger Carl Sentance (Persian Risk, Krokus) hat seitdem den Posten des Frontmanns inne und im Oktober folgt mit „Tattooed On My Brain“ das 24. Studioalbum mit ihm am Makro.

 

Die Box wird zudem mit zwei Dreifach-CDs abgerundet, die vor allem mit rarem und unveröffentlichtem Material glänzen kann.

 

Alles in Allem kann, ja muss, man diese Box einfach jedem empfehlen, der sich einmal mit dem gesamten bisherigen Schaffen der Schotten auseinandersetzen möchte. Eine bessere Würdigung einer 50-jährigen Karriere kann es wohl kaum geben. Deshalb hier auch einmal ein dickes Dankeschön an CMM, die es möglich gemacht habe uns mit diesem Prachtstück auszustatten.

Zusätzlich zur auf 5000 Exemplare limiterten Box und für den etwas schmaleren Geldbeutel wird eine gebührende Anthologie Nazareths auf 3 CDs, 2 LPs und digitalen Formaten veröffentlicht. Diese Sets bieten eine Reise in Momentaufnahmen durch die 50-jährige Laufbahn mit Schlüsseltracks aus jedem Studioalbum und globalen Hits wie „Love Hurts“, „This Flight Tonight“, „Bad, Bad Boy“ und „Broken Down Angel“.

 

Fazit: Essentiell und Over the Top.

 

Label: BMG

VÖ: 28.09.2018

Laufzeit: Ganz schön viel

Herkunft: Schottland

Stil: Classic Rock/Hardrock

Webseite: http://www.nazarethdirect.co.uk/website/

Facebook: https://de-de.facebook.com/nazarethofficial/

 

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