Minotaurus (D) – Memories In The Haze
Seit gut drei Jahrzehnten stehen Minotaurus aus Aschaffenburg für mittelalterlich eingefärbten Folk- und Power Metal – auf „Memories In
Seit gut drei Jahrzehnten stehen Minotaurus aus Aschaffenburg für mittelalterlich eingefärbten Folk- und Power Metal – auf „Memories In The Haze“ mehr denn je mit deutlichem Power-Metal-Einschlag. Das aktuelle Material positioniert die Truppe als kraftvolle, melodieverliebte Einheit, die heute wie eine power-metallastigere, nicht ganz so düstere Version der Legende Sunterra wirkt und ihren Ancient-Folk-Background nur noch gezielter dosiert einsetzt.
Der Opener „Master Of The Universe“ macht mit wuchtigem Groove, Twin-Gitarren und der eingespielten Doppelspitze Clarissa Hobeck/Oliver Klump sofort klar, wohin die Reise geht: hymnischer, erzählerischer Power Metal mit Ancient-Folk-Einschlag statt lupenreiner Mittelalter-Mugge. Der Titelsong „Memories In The Haze“ zieht als Kriegs-Epos mit starkem Refrain die Daumenschrauben weiter an, während „Coming Home“ die Piraten-Saga zwischen Akustik-Intro, Violine und dramatischer Steigerung zur ausgewachsenen Metal-Hymne auswalzt. Herzstück des Albums sind aber mindestens ebenso die Schiller-Vertonungen „Der Jüngling Am Bache“ und „Sehnsucht“, in denen MINOTAURUS zeigen, wie viel Gefühl, Theatralik und Respekt vor der Vorlage in ihrem Songwriting steckt.
Dieser landete in der Erscheinungswoche auf Peak 64 (Gesamt) (Peak 4 bei Musik) in der Hype Wertung auf YouTube!
Im weiteren Verlauf schließt „D.R.I.P. (Dwarfs Rest In Peace)“ die Zwergensaga aus „The Lonely Dwarf“ mit galoppierenden Gitarren und mächtigem Refrain würdig ab, „Proud Kings Of Avalon“ verknüpft Gaming-Eskapismus mit klassischer Fantasy-Bildsprache, und das weitgehend von Clarissa Hobeck getragene „Lonely Prisoner“ setzt auf leise Töne, ohne soft zu werden. Die Neuauflage von „Tears Of A Hero“ aus der Frühphase der Band zeigt, wie man einen eigenen Klassiker modernisiert, ohne die Seele des Originals zu opfern. Kleinere Durchhänger wie das im Vergleich etwas kompakter und unspektakulärer wirkende „Heroes“ ändern nichts daran, dass dieses Album in Sachen Spannungsbogen, Dramaturgie und Performance klar Oberliga spielt.
Hier waren Könner am Werk!
Über das gesamte Album hinweg liefern Clarissa Hobeck und Oliver Klump am Mikro eine amtliche Gesangsleistung ab – von opernhaften Höhen bis zu erdigen, erzählerischen Passagen sitzt jede Linie, jedes Duett. Drummer Rouven Zumkeller hält den Laden mit tightem Spiel, geschmackvollen Breaks und zielgerichteter Doublebass-Arbeit zusammen, während Marcus Finger mit seinem Bass die nötige Wucht und Erdung beisteuert. Die Gitarrenfraktion um Rainer Zumkeller und Jürgen Hermann fährt ein Riff- und Lead-Feuerwerk auf, das zwischen melodischem Power Metal, folkigen Farbtupfern und klassischen Metal-Hooks pendelt und „Memories In The Haze“ damit sowohl spielerisch als auch soundästhetisch in der Qualitätstufe Güte Klasse A ansiedeln lässt.
Unsere Wertung:
8,5 von 10 Punkten
Unser Fazit:
„Memories In The Haze“ ist ein starkes, erwachsenes Kapitel im Schaffen von Minotaurus, das Fans von epischem Power/Folk Metal und erzählerischen Konzepten ohne Zögern antesten sollten. Nach dem Wechsel zum unermüdlichen Independent-Label NRT-Records, dessen Pressekit alleine schon amtlich ist und aus der Flut der Veröffentlichungen deutlich heraussticht, wird außerdem klar: Minotaurus haben sich die Mühen ihres neuen Labels mehr als verdient – und werden ihnen mit diesem Album voll und ganz gerecht.
Trackliste:
01. Master Of The Universe
02. Memories In The Haze
03. Coming Home
04. Der Jüngling Am Bache
05. D.R.I.P.
06. Heroes
07. Lonely Prisoner
08. Proud Kings Of Avalon
09. Sehnsucht
10. Tears Of A Hero
11. Goodbye
Credits:
Titel: Memories In The Haze
Interpret: Minotaurus
Herkunft: Deutschland
Genre: Power Metal | Medieval Metal
Label: NRT-Records
Veröffentlichung: 28. November 2025


