METALLICA – „Hardwired…To Self-Destruct“
Label: Universal Music/Blackened VÖ: 18.11.2016 Länge: 78 Min. Genre: METALLICA – Thrash/Speed Metal! —— Acht Jahre! Eine Ewigkeit.
Label: Universal Music/Blackened
VÖ: 18.11.2016
Länge: 78 Min.
Genre: METALLICA – Thrash/Speed Metal!
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Acht Jahre! Eine Ewigkeit. Nach LULU und THROUGH THE NEVER – niemand wusste, was METALLICA tun, wo sie stehen, wohin die Reise geht.
Ende August kam dann der Paukenschlag: HARDWIRED kommt im November! Und entgegen sonstigen Veröffentlichungen der 4 Horsemen aus San Francisco wurde diesmal der Reigen mit dem Titelsong HARDWIRED…. TO SELF-DESTRUCT eröffnet – und damit eröffnen METALLICA auch die 8 langen Jahre des Schweigens. Ein insgesamt knapp 78-minütiges, monströses, fettes, schnelles, schweres Epos Musikgeschichte liegt hier vorm Verfasser, der kaum fassen kann, was er da in den Händen hält.
Mit HARDWIRED selbst schlägt ein Doublebass und Shredding-Gewitter über die bis zum Anschlag aufgerissenen Boxen, ein Thrash – Riff, was seinesgleichen sucht, und dazu ein pumpender Bass, der beängstigt. Schnell, hart, brutal – seit „Fight Fire with Fire“ begann keine METALLICA-Scheibe so!
Der erst 3 Wochen vor VÖ-Datum veröffentlichte „ATLAS, RISE!“ zeigt eine komplexere Struktur, schnell, ein unglaubliches, wahnsinniges Riff in der Mitte des Songs, keine Doublebass, aber dafür eine großartige Hookline endend mit ATLAS, RISE! Danach lassen es METALLICA langsamer angehen ….
Mit NOW THAT WE’RE DEAD ist „endlich“ die erste Headbang-Pause dran. Gut für die Autofahrt, mit zunehmendem Hören reisst es einen mit, aber der Song braucht Zeit, bis er wirkt, bis er atmet. Dann kommt er aber. Zwar kein „For whom the Bell tolls“, aber ein großartiger Stampfer.
MOTH INTO FLAME, bereits im TV ja zu sehen, ein wahnsinniger Knaller, eine hybrides Riff, nein, Riffgewitter, wahnsinnig schnell und exaktest auf den Punkt gespielt mit einer traumhaften Bridge und einem Chorus, der dauerhaft Eingang in Metallica-Livesets finden wird und muss, ein wütender rasender, aber brillianter Song. Insbesondere der Chorus ist hier einfach großartig gelungen, und wenn der Songs nicht so heavy und so schnell wäre, dann hätte MOTH INTO FLAME deutlichen Chartbreaker-Charakter! Besonders auffällig, wie auch hier Robert Trujillo einen bombastischen Soundteppich zaubert und perfekt mit Lars Ulrich harmoniert.
Und dann wird es böse, düster, finster, die Gitarren 3 Töne herunter gestimmt, James Hetfield lässt bei DREAM NO MORE , der Steigerung vom 1986’er THE THING THAT SHOUD NOT BE, thematisch ebenfalls mit Cthuluh einen tiefen Einblick in die Finsternis des Daseins walten. Unglaubliche Stimme, ist das Hetfield? Ja, er ist es, und es ist böse, gemein, und so unaushaltbar fett und düster, die Bridge bringt einen fast um, die fadenden Gitarren klingen wie direkt aus der Hölle kommend – unglaublich. Und dazu groovt der Song auch noch in selten zuvor erlebter Manier. Ebenfalls ein LIVE-Monster, ein LIVE-Muss!
Dream No More (Official Music Video)
Parallel veröffentlichen METALLICA grad alle zwei Stunden einen Song via Homepage, jeder Song mit Viedeo, was ist denn hier los? HALO ON FIRE, mit mehr als 8 Minuten der längste Song der HARDWIRED – und entgegen den Ankündigungen der vier Kalifornier sehr wohl balladesk – beginnt sphärisch, mit einem seichten, fast leisen Hetfield, welches dann wüst umspringt in eine wütende, tobende, massive Bridge samt Chorus, bis wieder Ruhe einkehrt, ein sehr abgefahrener Song, der später „kommt“, aber dann mit Macht und beim Eindringen der Bridge und Chorus einer Intensität und Wut.
HALO ON FIRE ist ein echtes Monster und verdammt, wie lang sollen denn die Konzerte werden – auch das ein absolutes LIVE – Muss, mitten drin ein Groove-Part; HALO ON FIRE wechselt seinen gesamten Charakter 2-3 mal innerhalb des Stückes – reinhören, kann man nicht beschreiben! Endgeil!
Damit endet Disk 1. Pause, durchatmen!
Disk 2 beginnt mit CONFUSION – der Name ist Programm, auch wenn der Song vergleichsweise einfach strukturiert ist – und die soldatesken Schrittfolgen schlagen ein und bringen den Schädel zum Schwingen, untermauert von einem Snare-Gewitter, was in der Tat direkt wie vom Kasernenhof klingend kommt, ein langsamerer Song, der gleichwohl ein Nackenbrecher mit unglaublich groovenden Parts ist und einem Hetfield, der stimmlich hier eine Atmosphäre schafft, die den Lyrics exakt Tribut zollt und eine wirklich bedrückende Atmosphäre schafft. Die Leads von Hammett hier besonders gut inszeniert und in Szene gesetzt. Ein geiler Song, der es leider nicht in die Setlist schaffen wird, wenngleich – warum eigentlich nicht?
MANUNKIND beginnt fast bluesig, langsam, akustisch, geht in einen midtempo Groove-Part herüber, um dann völlig schräg und im Refrain entgegen jedem normalen Taktgefühl. Hetfield und Co. verhaften dann im 5/4-Takt, ein ziemlich schräger Song, mit Groove-Parts, die sich gewaschen haben – Musiker gesprochen: den Song zu spielen muss irre geil sein – als Zuhörer anstrengend! Ein Wort aber zum zugehörigen Video – was ist das? ManUNKind als Black Metal mit Schweineköpfen zu inszenieren – darauf muss man erstmal kommen –Tipp: erst das Video sehen, dann den Song hören! Sensationell! Und krank!
ManUNkind (Official Music Video)
HERE COMES REVENGE – es ist nicht zu fassen, noch ein Song, der einen in seinen Bann zieht, sich langsam aufbaut, shreddernde Gitarren, HERE COMES REVENGE kommt langsam hoch, nimmt Fahrt und explodiert, Hetfield und Hammett bearbeiten die E-Saite bis diese glüht und der dänische Alt- und Neubürger hinter den Fellen prügelt auf sein Kit ein bei den Breaks, dass es eine Freude ist! Der Refrain hält einen in seinem Bann, bis langsam die Bridge kommt, die Spannung aufbaut und in den Chorus übergeht, Gitarren, die schneiden, wie die Cutter-Maschinen, die im Schlachthaus die Schweinehälften schnell rotierend zerteilen: „You ask forgiveness, I give you sweet Revenge!“ – Ein Meisterwerk!
AM I SAVAGE beginnt ruhig, geht dann langsam über in ein extrem stampfendes Riff, der Refrain wiederum klingt, als wenn Black Sabbath aus den 70ern ins Jetzt transformiert wären. Ein wirklich fetter Stampfer, der es aber nicht in die SETLIST schaffen wird, was schade ist, denn AM I SAVAGE braucht Zeit, bis er kommt, den Hörer fesselt, dann aber wird er böse und hart, und trotz des extrem schleppenden Tempos – oder gerade deshalb – ein Nachts-um-Drei-noch-ein-Whisky-Coke-Absacker-Song.
MURDER ONE – wie der Name schon suggeriert, eine Hommage an Lemmy Kilmister (R.I.P.), ein stampfender, hämmernder Beat, der sich den ganzen Song über hält. Tatsächlich ist dies ein massiver Heavy-Rocksong, an dem vor allem Lemmy Kilmister seine Freude gehabt hätte. Durchaus wie bei Motörhead, ziemlich rotzig eingespielt, offener Saitenanschlag, und das verleiht MURDER ONE ein wirklich rauhes, schroffes Feeling. Dazu unzählige Textzeilen von Lemmy – ein echter Tribut an Motörhead, und genau so kommt der Song auch rüber. Für Motörhead-Fans stellen sich im positiven Sinne sämtliche Nackenhaare hoch. – Und ein besseren Clip hätte es dazu nicht geben könne, Wahnsinn! Lemmy forever!
Murder One (Official Music Video)
Zum Ende wird es noch schneller, hemmungsloser & heavier als zu Beginn:
Mit SPIT OUT THE BONE haben METALLICA ein Aggro-Monster erschaffen, an welchem nichts, aber auch gar nichts fehlt, selbst Rob Trujillo darf mal ran mit Bassläufen ran: ein unbarmherzig schnelles Riff und dieses Riff und Hetfield spuckt wahrlich die Knochen aus sich raus. Ein Song, der beim Autofahren verboten gehört und ein whrlich furioser Abschluss eines eben furiosen Albums..
Woher kommt diese unbändige Wut, die aus diesem Album spricht? Wenn ein Album St. Anger heißen müsste – dann dieses!
Mit HARDWIRED … TO SELF-DESTRUCT ist METALLICA ein unglaubliches Meisterwerk gelungen, abwechslungsreich, überraschend, wütend, böse, schön, alle Facetten des Thrash -und des Heavy Metal werden gezeigt in eigener Intensität, die bislang auch in ihrer Variabilität, so noch nie zu hören waren, bis zum Ende zelebriert und ich persönlich habe noch nie ein so unglaubliches Stück Musik hören dürfen. Die bisherigen Ankündigungen, dies sei das beste Album seit dem Black Album, kann ich nicht teilen – ich halte es mal wie Kirk Hammett (Zitat): „…das neue Album ist meistens das Beste Album – nur manchmal liege ich falsch mit meiner Einschätzung“. Diesmal liegt er richtig. HARDWIRED … TO SELF-DESTRUCT reiht sich nahtlos in die „KILL-RIDE-PUPPETS-JUSTICE“-Ära ein & drüber hinaus.
Punktevergabe erübrigt sich – das Album dieses Jahrtausends ist raus – mehr als 10 Punkte kann man (leider) nicht vergeben!
Spit Out The Bone (Official Music Video)
Quelle der Clips/Cover: universal music