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Max & Iggor Cavalera „Return Beneath Arise-Tour“ – 19.11.2019 in Hamburg, Grünspan

„Who has won, who has died!“ Max & Iggor Cavalera „Beneath The Arise 2019“ Support: HEALING MAGIC Vor gut

Max & Iggor Cavalera „Return Beneath Arise-Tour“ – 19.11.2019 in Hamburg, Grünspan

„Who has won, who has died!“

Max & Iggor Cavalera „Beneath The Arise 2019“
Support: HEALING MAGIC

Vor gut zwei Jahren waren die Cavalera-Brüder gemeinsam auf ausgiebiger Tournee durch Europa und haben „ROOTS“ wieder LIVE aufleben lassen. Vor gut einem Jahr starteten sie dann eben diese „Beneath The Arise”-Tour – zunächst in Australien, soweit mir bekannt. Nun endlich auch hierzulande.

Ja, „Beneath The Remains“ hat schon 30 Jahre auf dem Buckel und „Arise“ eben 28 Jahre! Kein Wunder, dass eben die drei Stationen dieser speziellen Tournee ausverkauft im Vorfeld sind. Also in Hamburg, Berlin (21.11.) und am 8.12. in Köln!
Und auch wenn jeder weiß, dass es einer Supportband nicht wirklich bedarf, so haben die jungen Amis von HEALING MAGIC in der guten halben Stunde wirklich druckvoll und mit blues-angehauchten Gitarrenklängen und fies-rauchiger Stimme den Nu Tribe/Thrash-Metal zelebriert. Da hatte so einiger schon mal seinen Spaß. Eine wirklich gelungene Show, die zum Sound der ehemaligen Sepultura-Zeiten passte.

Kurz nach 21 Uhr ging es dann mit dem Intro der brasilianischen Macht los. Als es dann mit dem Titeltrack des 1989er Albums losging, gab es kein Halten mehr. Nicht nur das Publikum war Feuer und Flamme, auch die Band hatte ihre Spaß. Zwar wirkte vieles während der gesamten Show wie eine gewisse Aufgabe, die man zu erfüllen hat, aber vor allen Dingen Marc (Gitarre) und Mike (Bass) waren wie von der Tarantel gestochen bei der Sache. Circle Pit, Wellenreiten – keine Frage, bei Songs wie „Inner Self“ oder „Slaves of Pain“ ein Muss. Doch nach gut 25 Minuten gibt es schon die erste Pause, um mit einem weiteren bekannten Intro auf das zweite „Album“ des Sets hinzuweisen. Da schaute schon der ein oder andere etwas skeptisch, schließlich fehlen noch die Stücke „Lobotomy“, „Hungry“ & „Sarcastic Existence“ vom 1989er Album im Set. Aber nun.


Als „Arise“ angestimmt wird gibt es einen deutlichen Anstieg der Mitgröllenden und Mitwippenden im Publikum.
Erst nach dem Megahit „Desperate Cry“ gibt es die ersten richtigen Worte von Max ans Publikum, ein „Danke schön“ und „Hallo“ als auch „Wie geht´s Hamburg“. Ansonsten lässt die Combo die Musik für sich sprechen.
Der Sound passt, das Licht ist eher nebensächlich, weil alles irgendwie eher sehr hell beleuchtet ist, aber das schadet dem Gesamteindruck nicht wirklich. Ja, es ist schön die guten alten Zeiten im „neuen“ Gewand zu erleben. Viel improvisiert wird an diesem Abend nicht wirklich. Auch wenn der ein oder andere Song etwas ausgedehnt oder das Singen (vor allem beim Refrain) dem Publikum überlassen werden. Bei „Altered State” gibt es im Mittelteil dann einen „War Pigs”-Ausbrecher und somit die Huldigung an die Helden von Max & Iggor – doch gesungen wird fast alles vom Publikum. Danach gab es bloß noch „Infected Voice” und zudem zwei weitere Coversongs von Motörhead. Es fehlten also noch Songs wie „Murder”, “Subtraction”, “Under Siege” & “Meaningless Movements”. Ok, auch wenn ein „Orgasmatron“ und natürlich „Ace Of Spades“ sehr gut von den Fans aufgenommen werden, so muss man sich schon fragen, was solche Coversongs bei einer Tribute-Alben-Show verloren haben?! Es sollen doch die beiden Sepultura-Alben zelebriert werden.


Auch bei den Zugaben gibt es nicht die „fehlenden“ Songs der beiden „Beneath The Arise”-Alben. Daher ist es schon schade, dass dieses Konzept eher auf die „Hits“ und Coversongs ausgelegt ist. Zumal es als Zugabe „nur“ noch die Megatracks „Troops of Doom“ (vom Debütalbum) – (da bebte förmlich der Laden; wie von Max vorhergesagt „Destoy this location“) sowie „Refuse/Resists“ vom Chaos A.D.-Album gegeben hat – und zu guter Letzt den Song, mit dem die Show vor eben 80 Minuten begann „Beneath The Remains“!
Wenn ich also ehrlich sein soll, so cool der Sound gewesen sein mag und der „nostalgische Gedanke geweckt worden war, hat man sich im Vorfeld doch auf ein anderes Set dieser beiden Klassikeralben eingestellt.

Ja, ich habe diese Brüder schon in besserem Zustand, präziser und agiler, auch damals in den 1990er Jahren oder als Cavalera Conspiracy (samt Sepultura-Hits!) richtig gut erlebt. Und dennoch muss ich feststellen, dass diese Konzepte der „Vergangenheits“-Alben Spaß bereiten. Unabhängig davon, dass ich mir für meinen Teil eben komplette Sets der Alben gewünscht hätte oder irgendwelche Coversongs. Jedoch was allemal vollkommen daneben wirkte, ist die Tatsache, dass man am Merchstand ein „Meet & Greet“-Ticket für 100 € (pro Person!) erwerben durfte, um nach der Show ein Autogramm & Foto mit den Brüdern zu erhalten. Derartige Dimensionen kennt man eher von Comic-Con-Veranstaltungen mit irgendwelchen B-Promis aus Hollywood, aber ob es diese beiden Metal-Herren in dieser Form so wirklich nötig haben, nun ja. Ob es die „Fans“ entsprechend nutzen, sei mal dahingestellt.
Und wenn es die Band wirklich so nötig hat, um die „Rente“ aufzubessern, dann wird es wohl an der Zeit, sich mit Andreas und Paulo zu versöhnen, um vielleicht im Jubiläumsjahr 2024 fette (Festivals!)Shows aufzufahren. Dann vielleicht mit allen bisher beteiligten Musikern Sepulturas und einer Best Of-Setlist sowie (von mir aus) zusätzlichen Coversongs ihrer Helden und noch einigen Tracks von Soulfly, Nailbomb, etc. im Programm. Wenn das nicht mal ein 2,5-stündiges Konzept für ein Jubiläum wäre, bei den renommierten Festivals dieser Metalwelt, dann weiß ich auch nicht?!
Doch zuvor dürfte es wohl eine Cavalera „Return To Chaos A.D.“-Tour geben, nicht wahr?

Setlist in Hamburg (21:10 – 22:30 Uhr):
„Return Beneath Arise 2019-Tour“

Intro
Beneath the Remains
Inner Self
Stronger Than Hate
Mass Hypnosis
Slaves of Pain
Primitive Future
Intro
Arise
Dead Embryonic Cells
Desperate Cry
Altered State (+ War Pigs)
Infected Voice
Orgasmatron
Ace of Spades
Zugabe:
Troops of Doom
Refuse/Resist
„Who has won, who has died – Beneath the Remains“