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MÅNESKIN „RUSH! WORLD TOUR“ am 03.09.2023 in Hannover, P28

Es reisen durchaus „einige“ an, wenn eine Band wie MÅNESKIN in Hannover gastiert. Gut 25.000 Fans, auch aus dem

MÅNESKIN „RUSH! WORLD TOUR“ am 03.09.2023 in Hannover, P28

Es reisen durchaus „einige“ an, wenn eine Band wie MÅNESKIN in Hannover gastiert.
Gut 25.000 Fans, auch aus dem benachbartem Ausland, haben den Weg in die Landeshauptstadt Niedersachsens auf sich genommen, um die wohl derzeit heißeste Rock-Alternative-Combo Europas zu sehen. Was dazu geführt hatte, dass die ohnehin schon große Bühne auf dem Expo-Plaza nicht groß genug war für die italienischen, sehr jungen Überflieger. Daher bedurfte es einer schnellen Organisation des Veranstalters, um eine spezielle MÅNESKIN-Stage auf den P28, unweit der Expo-Plaza, aufzubauen. Riesengroß, mit zwei Screens an den Seiten und einem Koloss aus Scheinwerfern. Gigantisch – und dies für „nur“ eine Band des Abends!

Und so riesig die Bühne auch war, so war der Auftritt der Band umso größer. Dies darf man gern verraten, denn das hat das Quartett gänzlich ohne „Schickimicki“, ohne Feuerwerk/Pyro oder speziellen Bannern/Backlines und Filmchen geschafft. MÅNESKIN benötigten lediglich pure Leidenschaft für den Rock, besonderes Charisma als auch gut abgestimmten Sound und sehr speziell einprogrammierter Lichtshow-Effekte. Dass obendrein auch noch das Wetter mitgespielt hatte, gab´s on top.

Der Mondschein war noch nicht ganz in Sicht, dafür aber das Quartett mit ihrem ersten Song „Don´t Wanna Sleep“. Bereits mit dem dritten Song gab es den Track, mit dem für sie auch alles begonnen hatte: „ZITTI E BUONI“; der erstplatzierte Track sowohl beim Sanremo Festival, als auch beim Eurovision Song Contest 2021. Danach ging es eben nur steil bergauf – auf der ganzen Welt. So auch hier in dieser Show, von der ersten Minute an, hatten sie das Publikum in ihren Bann gezogen. Kaum jemand, der keine der Zeilen mitsingen konnte oder nur am „dancen“ war. 
Freude und Lockerheit; könnte das bloß nicht immer so sein?!
Auch ein neuerer Song „Honey…“ in der Setlist bewies sich als sehr gute Wahl, wie auch zum späteren Zeitpunkt ein weiterer brandneuer Song („The Driver“), der besondere Aufmerksamkeit abverlangt hatte. Selbstverständlich durften Coversongs wie „Beggin´“ oder „Iron Sky“ nicht fehlen, jedoch was überraschend war, es gab einen BLUR-Klassiker; „Girls & Boys“ wurde in einer eher funk-rockigen Version abgeliefert.
Nach einem weiteren Ohrwurm und Mitsing-Song „Gasoline“ ging es danach für Damiano und Thomas auf eine kleinere Bühne, inmitten des Publikums (zwischen der Front of Stage und „den billigeren Plätzen“ gelegen), um dort zwei Songs, in besonders emotionaler, fast akustischer Version zum Besten zu geben; u.a. „Timezone“. Leider wurde es hierbei versäumt die Screens mit einzuschalten, wodurch zahlreichen Fans der Blick auf die beiden Protagonisten verwehrt worden war; anscheinend galt es sich voll und ganz auf die Musik zu konzentrieren, anstatt die „Gestalten“, auch gut. 

Die Band war perfekt aufeinander eingespielt, liebäugelte ständig mit dem Publikum und der Shouter wirkte wie der geborene Entertainer, ob mit seinen Geschichten zu den Songs, witzigen Anekdoten oder direkt mit dem Publikum zu flirten, bei dem zwei Fans stolz Schilder wie “ I sold my Family/Brother to be here“ hielten. Selbst ein Versprecher während des Songs „Supermodel“ wurde humorvoll inszeniert.
Gesanglich gab es ein sehr hohes Niveau. Und jenes Niveau wurde ebenfalls vom Sound her gehalten; hämmernde Bass-Parts, abgefahrene Gitarrensoli und powergeladene Drum-Attacken. Doch auch bei den ruhigeren Tönen war alles glasklar zu hören. 
Beim letzten Song „Kool Kids“, bevor es anschließend zwei Zugaben gab, durften auch einige, um die 40, ausgewählte oder auch „auserwählte“ Fans mit auf die Bühne, um komplett durchzudrehen, was auch die Band genossen hatte.

Die Megaballade „The Loneliest“ wurde mit einem hervorragendem Gitarrensolo eingeläutet, bevor schlussendlich -erneut- „I Wanne Be Your Slave“ das Ende der Superlative-Show einbrachte. Warum es gerade dieser Track gleich zwei Mal auf die Setlist geschafft hatte, ist wohl ein „besonderer“ Gag an sich. Nun denn. 

Doch kein Bericht von mir, an dem ich nichts zu bemängeln hätte?!

Und auch wenn es diesmal wenig Kritik an sich gäbe, so muss „ich“ zugeben, dass gerade mal 110 Minuten (Brutto)Spielzeit zu wenig waren.
Keine Vorband und nur zwei Zugaben (dabei auch noch ein Song doppelt!), das ist verglichen daran, was dies für ein großes Spektakel gewesen ist, eben (VIEL) zu wenig.
Zusätzliche Songs wie u.a. „Bla-Bla-Bla“, „La Fine“ oder „Are You Ready?“ hätten die Mindestspielzeit von 2 h aufpeppen müssen!

Aber nun, das Quartett wirkte dennoch, als ob sie die Welt retten wollen würden. Lieferten eine Show ab, die nicht nur eines Headliners würdig war, auf einer extrem großen Bühne, sondern einer Band, die bereits mehr als 20 Jahre Bühnenerfahrung in & mit sich tragen würde. Wir wissen aber, weit gefehlt, schließlich sind Damiano, Victoria, Ethan und Thomas ja selbst gerade mal um die Anfang 20. Chapeau!

Es geht also doch noch, die „Streaming“-Jugend mit purem Rock aus dem Hause zu locken!
Denn jene Jugend, als auch zahlreiche, deutlich ältere im Publikum stehen wieder voll auf pure, ehrliche und handgemachte Rock-Musik:
Das hat dieses einzige Konzert in diesem Spätsommer der in Hannover begonnenen RUSH!-World-Tour von MÅNESKIN eindeutig gezeigt!

Dadurch haben auch Hannover Concerts einmal mehr sehr gutes Händchen bewiesen, um einen derartigen Act an Land zu ziehen.
MÅNESKIN dürfen gern des Öfteren in diese wunderschöne Landeshauptstadt zurück kehren.

Setlist in Hannover
(Song/Album):
Hauptbühne –  
DON’T WANNA SLEEP – Rush!
GOSSIP – Rush!
ZITTI E BUONI – Teatro d’ira, Vol. I
HONEY (ARE YOU COMING?) – neuer Song
SUPERMODEL – Rush!
IRON SKY – (Coversong)
CORALINE – Teatro d’ira, Vol. I
BEGGIN‘ – Chosen EP
THE DRIVER – neuer Song
FOR YOUR LOVE – Teatro d’ira, Vol. I
GASOLINE – Rush!
– auf der Bühne, mitten im Publikum („akustisches“ Set):
IF NOT FOR YOU – Rush!
TIMEZONE – Rush!
Hauptbühne – 
Drum-Solo und dazu einsteigend Bass-Solo –
I WANNA BE YOUR SLAVE – Teatro d’ira, Vol. I
IN NOME DEL PADRE – Teatro d’ira, Vol. I
MAMMAMIA – Rush!
GIRLS & BOYS – (Coversong)
KOOL KIDS – Rush!
Gitarrensolo –
THE LONELIEST – Rush!
I WANNA BE YOUR SLAVE – Teatro d’ira, Vol. I

 

…weitere Bilder in der Galerie ©bei Christoph Speidel