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Live: Eisbrecher „Ewiges Eis Tour 2019“, Support Faelder, 04.05.2019, Swiss Life Hall, Hannover

Wenn man der langen Schlange am Samstagabend vor der Swiss Life Hall in Hannover glauben durfte, haben Eisbrecher einen

Live: Eisbrecher „Ewiges Eis Tour 2019“, Support Faelder, 04.05.2019, Swiss Life Hall, Hannover

Wenn man der langen Schlange am Samstagabend vor der Swiss Life Hall in Hannover glauben durfte, haben Eisbrecher einen enormen Besucherstrom zu verzeichnen gehabt. Dass es in der Halle dann anfangs ein wenig anders aussah, mag an den Einlasskontrollen gelegen haben, die wie inzwischen bei Konzerten und Großveranstaltungen üblich, ein wenig dauerten. Doch so war es auch die Möglichkeit sich ein Bild davon zu machen wie sich das Publikum im Laufe der Zeit verändert hat. Waren es vor einigen Jahren noch vorrangig Gothic Metal Fans, hat sich das Bild nun komplett gewandelt und zeigt, dass Eisbrecher in der Mitte angekommen sind.

In der Halle setzte sich dieses dann Bild fort, was auf einen interessanten Abend schließen ließ. So durfte dann als Opener die noch relativ frische Band Faelder ran, die allerdings unter anderem aus alten Recken von In Extremo und Unheilig bestand. Als eine sehr respektvolle Geste betrat Alexander „Alexx“ Wesselsky die Bühne und kündigte die Band mittels eines selbst verfassten Gedichts an, was seitens der Fans auch zu einigen lustigen Äußerungen führte. Dann betraten die Mannen von Faelder die Bühne und zeigten sich von Anfang an in Spiellaune. Einziges Manko: Sänger Kai Niemann lag am Anfang häufig neben den Tönen und verlor ein wenig an Kraft, was sich aber schliesslich auch wieder gab. Das Debüt „Unheilbar“ erschien letztes Jahr und bildet die Grundlage für den knapp 40-minütigen Set. Die Frage, die man sich zwangsläufig stellt, ob irgendjemand aus der Band gerade eine miese Zeit durch macht, sind doch die Texte extrem melancholisch, bleibt leider unbeantwortet. Mit ihrer Art haben Faelder einen Eindruck hinterlassen, der aber nicht bei jedem der Anwesenden auf Wohlwollen stieß.

Nach einer relativ langen Umbaupause standen dann endlich die Jungs von Eisbrecher auf der Bühne. In blaues Licht getaucht machten Eisbrecher sofort unmissverständlich klar, dass man eine gewaltige Party erwarten durfte. Glasklarer Sound, druckvoll und trotzdem transparent genug und eine phänomenale Lichtshow, waren eine Wohltat. Alexx zeigte sich, wie immer, von seiner humoristischen Seite, verabschiedete die Fotografen nach dem dritten Song und machte auch vor Zeitkritik nicht halt, als er alle Fotografen als Zugehörige des Axel Springer Verlags titulierte. Ein kleiner Spaß am Rande? Kann man sehen wie man will, brachte ihm aber schallendes Gelächter seitens der Fans entgegen. Posse reissen: kann man machen, muss man aber nicht. Aber egal. Es geht ja um die Musik und die war großes Kino. Eisbrecher spielten sich durch ihre inzwischen 15-jährige Geschichte, spielten mit Rammstein-Sounds und kokettierten mit elektronischen Elementen, die sich auch durchaus Kraftwerkschen Klängen näherten. Dass Hannover das „beste Publikum der gesamten Tour“ sei und die best verkaufte Show mag man gerne als übliches Spielen und Höflichkeitsfloskel abtun, wurde aber von den 3000 Anwesenden mit wahren Jubelstürmen begeistert gefeiert.

Die Bühne mit ihrem hoch über den anderen Akteuren thronendem Schlagzeug und dem „kleinen Mann ganz groß“ war ein echter Hingucker, wurde immer wieder in feines und stimmungsvolles Licht getaucht. Selbst die Schneeflocken bei „Eiszeit“ wirkten aus der Ferne echt, was durch die winterliche Kleidung der Herrschaften auf der Bühne noch zusätzliche Unterstützung bekam. Bei „Amok“ durfte sich die Band an Tonnen austoben, durfte eine Einlage à la Blue Man Group zum Besten bringen und trug damit zu einem weiteren stimmungsvollen Bühnenbild bei. Bei „Miststück“ durften dann auch mal die Fans ran, begab sich Alexx doch ins Publikum. Das nennt man dann wohl Fannähe. Überhaupt gab sich die Band ehrlich und authentisch, legte kraftvoll Song nach Song auf die Bretter und konnte sowohl Publikum als auch Kritiker überzeugen.

Nach etwas mehr als zwei Stunden und fünf Songs im Zugabenteil war dann endlich Schluss und man darf sicher sein, dass Eisbrecher auch bei einer kommenden Tour Hannover erneut wieder auf dem Plan haben wird.

Setlist Eisbrecher:

  1. Intro Ewiges Eis
  2. Zwischen uns
  3. Der Wahnsinn
  4. Phosphor
  5. Antikörper
  6. Fehler machen Leute
  7. Augen unter Null
  8. Amok
  9. Eiszeit
  10. Leider
  11. So oder so
  12. Prototyp
  13. Himmel, Arsch und Zwirn
  14. Herz aus Eis
  15. Drums vs. Machine
  16. 1000 Narben
  17. This is deutsch

Zugaben:

  1. Verrückt
  2. Sturmfahrt
  3. Was ist hier los?
  4. Miststück
  5. Herzdieb

 

Zu den Bilder der Show: https://www.metalglory.com/gallery/eisbrecher-ewiges-eis-tour-2019-support-faelder-04-05-2019-swiss-life-hall-hannover/