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Def Leppard, Europe und John Diva & The Rockets Of Love, 02.07.2019, Zitadelle Spandau, Berlin

Irgendwie scheint sich die Zitadelle Spandau zu einer meiner absoluten Lieblingslocations zu entwickeln. Innerhalb von 2 Tagen das zweite

Def Leppard, Europe und John Diva & The Rockets Of Love, 02.07.2019, Zitadelle Spandau, Berlin

Irgendwie scheint sich die Zitadelle Spandau zu einer meiner absoluten Lieblingslocations zu entwickeln. Innerhalb von 2 Tagen das zweite Mal eine der wohl schönsten Schauplätze für Konzerte besuchen zu dürfen, ist schon großartig.

An diesem etwas kühleren Dienstag standen drei Bands auf dem Programm, wobei John Diva & The Rocktes Of Love den Anfang machten. Auch wenn die Band um den Charismatiker und Namensgeber John Diva nur dreissig Minuten zur Verfügung hatte, nutzte sie ihre halbe Stunde perfekt. Back To The Eighties hieß die Devise der Spandexrocker, die eine grandiose Old School Show hinlegten. Mit Perücke und ordentlich Schminke begab man sich auf eine Zeitreise, die an diesem Abend aber erst seinen Anfang nahm. Mit mächtig viel Spiellaune und Spaß zogen John Diva und seine Liebesraketen die knapp 5000 Zuschauer auf ihre Seite, bewiesen aber auch, dass sie keine Spaßkapelle sind, sondern ihre Sache ernst nehmen und den Zuschauern auch eine perfekte Show liefern wollen. Vor allem Vorturner John Diva schaffte es dabei die Menge zu begeistern, wurde tatkräftig von dem agilen Basser Remmie Martin unterstützt, dem das Grinsen quasi ins Gesicht gemeisselt zu sein schien. Herrlich, mit welcher Freude diese Band bei der Sache ist. Die beiden Gitarristen Snake Rocket und J.J. Love zeigten des Öfteren, dass sie beileibe keine Feierabendmusiker sind, sondern ihr Handwerk absolut verstehen, während Drummer Lee Stingray den Rhythmus vorgab. Der größte Jubel brandete auf, als DIE Journey Hymne „Don’t Stop Believin’“ erklang. Lauthals mitgesungen, fühlte sich so mancher der Anwesenden in seine Jugend zurückversetzt. Eine fantastische Band, die man gesehen und erlebt haben muss.

 

 

 

 

Nach knapp 30 Minuten Umbaupause enterten die alten Schweden von Europe die Bühne. Wer die Band in den letzten Jahren einmal gesehen hat, weiß, dass Europe verdammt hart rocken und mit ihrem bluesgetränkten Sound in der Jetztzeit angekommen sind. Auch hier zeigte sich eine unbändige Spiellaune, die sich auf das Publikum übertrug.

Vor allem Joey Tempest zeigte sich dabei von seiner besten Seite. Frisch, agil, fröhlich (wann hat man den Mann auf der Bühne mal lächeln gesehen?) und verdammt gut bei Stimme flirtete er mit den Fans und mit den Fotografen. Gitarrist John Norum, ohnehin ein absoluter Ausnahmegitarrist, bewies erneut sein Können und hämmerte seine Riffs in den Berliner Himmel. Europe ließen sich dabei auch nicht (nur) auf alte Hits festnageln, sondern boten einige Songs, die sich seit der Reunion 2004 und immerhin 6 Studioalben angesammelt hatten.

Dass bei einer Spielzeit von 60 Minuten natürlich auch die Hits gespielt werden mussten, war klar und wird wohl auch erwartet. Mit einer ordentlichen Schippe Härte, spielten sie Hits wie „Carrie“, „Cherokee“ und natürlich „The Final Countdown“, hatten aber auch Songs wie „Scream Of Anger“ oder „Superstitious“ auf dem Zettel. Betont lässig agierten dabei Basser John Levén und Keyboarder Mic Michaeli, während sich Drummer Ian Haugland hinter seinen Kesseln versteckt hielt. Vor allem Joey wirbelte über die Bühne, poste was das Zeug hält und offenbarte seine Entertainerfähigkeiten, der noch immer mit viel Gefühl und Inbrunst seiner Stimme Ausdruck verleiht. Für manchen Fan waren die Mannen von Europe zumindest die Gewinner der Herzen an diesem Abend und haben perfekt abgeliefert.

Setlist Europe:

  1. Walk The Earth
  2. The Siege
  3. Rock The Night
  4. Scream Of Anger
  5. Last Look At Eden
  6. Ready Or Not
  7. War Of Kings
  8. Carrie
  9. Dance The Night Away
  10. Superstitious
  11. Cherokee
  12. The Final Countdown

Nach einer erneuten 30-minütigen Umbaupause drang Def Leppards aktuelle Single, das Depeche Mode Cover „Personal Jesus“, aus den Boxen und schuf den Nährboden für die nächsten 85 Minuten. „Rocket“! Vielleicht nicht unbedingt der beste Opener, zeigten sich die Sheffield Five gleich von Anfang an von ihrer besten Seite. Mit einem extrem ausgewogenen und transparenten Soundbild zogen sie ihren Stiefel durch, brachten die Menge zum Kochen und zogen so manchen Anwesenden mit in den Strudel der puren Lust am Leben.

Innerhalb kürzester Zeit sah man sich zurückversetzt in eine Zeit,als das Leben noch bunt war, voller Freude und Spaß. Wo sind eigentlich diese Jahre der Unbeschwertheit geblieben? Egal, denn an diesem Abend schien sich niemand darüber Gedanken zu machen, wollte den Augenblick auskosten und einfach nur feiern. Den perfekten Soundtrack dazu lieferten Def Leppard mit Songs wie „Animal“, „Let It Go“, „Let’s Get Rocked“, „Armageddon It“, „Bringin’ On The Heartbreak/Switch 625“ und dem Überhit „Hysteria“. Auch wenn der Sound manchmal ein wenig zu glatt erschien, waren sie doch da, die Kanten und Ecken, der typische Leppard-Sound, der eine ganze Generation noch immer begleitet.

Joe Elliott war extrem gut bei Stimme, die beiden Gitarristen Phil Collen und Vivian Campbell zauberten, Bassist Rick Savage wirbelte über die Bühne und Rick Allen, komplett hinter dem Schlagzeug versteckt, spielte auf die ihm ganz eigene Art. Auch die Lepps boten eine Zeitreise, war es doch ohnehin ein Abend voller Erinnerungen für die meisten Fans. Doch auch überraschend viele jüngere Fans waren angereist, zogen den Altersdurchschnitt gehörig nach unten und ließen den ergrauten Altrockern manchmal kaum Luft zum Atmen, spornten sie an zum gemeinsamen Rocken. Herrlich, sowas mitanzusehen, wie sich Generationen durch die Musik verbunden fühlen. Leider war nach besagten 85 Minuten Schluss, obwohl sowohl bei der Band als auch bei den Fans bestimmt noch Luft nach oben gewesen wäre.

 

Auch wenn ich Def Leppard mehr als 30 Jahre nicht mehr live gesehen habe, bin ich mir sicher, dass es bis zum nächsten Mal nicht wieder so lange dauert. Ein herrlicher Abend inmitten von lieben Freunden und tollen Menschen, der die Reise absolut wert war.

Mehr Bilder der Show findet ihr hier: https://www.metalglory.com/gallery/def-leppard-europe-john-diva-rockets-love-02-07-2019-zitadelle-spandau-berlin/

Setlist Def Leppard:

  1. Rocket
  2. Animal
  3. Let It Go
  4. When Love And Hate Collide
  5. Let’s Get Rocked
  6. Armageddon It
  7. Rock On
  8. Two Steps Behind
  9. Man Enough
  10. Love ites
  11. Bringin’ On The Heartbreak
  12. Switch 625
  13. Hysteria
  14. Pour Some Sugar On Me

Zugabe:

  1. Rock Of Ages
  2. Photograph