Allgemein Reviews

Black Violence (IT) – Extinction Control

Alternative Metal mit Elementen des Death oder auch Hard Rock, hat in den 1990ern eine ganze Generation geprägt: bratzige

Black Violence (IT) – Extinction Control

Alternative Metal mit Elementen des Death oder auch Hard Rock, hat in den 1990ern eine ganze Generation geprägt: bratzige Gitarren, urbane Beats, Industrial-Schroffheit, Groove und Ohrwurfhooks statt bloßer Geschwindigkeit. Wer genau diese Mischung liebt, findet in Black Violence eine Band, die die Blaupause frisch poliert und mit eigener Handschrift versieht – roh, kantig, zugleich erstaunlich melodisch. Extinction Control aus Turin zündet dabei eine Druckwelle aus Hard’n’Heavy, Alternative-Riffs und industriell gefärbten Texturen, die nachhaltiger wirkt als viele Scheinwerferblitze der Moderne. Erschienen über das Label Wormhole Death Records

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Hört hier das Album und schaut weitere Clips der Band

Herkunft, Kontext & Haltung

Das Epizentrum dieser musikalischen Erschütterung liegt wie bereits angeschnitten im italienischen Turin. Black Violence verstehen ihren Namen als ungeschönte Anklage an eine dunkle Gesellschaftsrealität – und setzen statt Plattitüden auf Bühnen-Praxis: Italienische Clubs, internationale Abstecher, Festivalbretter wie das Ants Of The Sky, Pad Is My Home – Rebel Day (2017), Sbamfest (2018) sowie drei Runden beim Emergenza Festival (u. a. Hiroshima Mon Amour, El Barrio, Moncalieri Audiodrome) schärften Kante und Kondition. Nach dem selbstproduzierten EP-Auftakt „Hell Is Coming“ und dem Longplayer-Debüt „Need Of Darkness“ (2019) treibt „Extinction Control“ die Vision weiter: Alternative Metal mit Hard-Rock-Rückgrat, versetzt mit Industrial-Rauheit, verwoben mit Elementen des Blues- und Pop-Rock.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Ein kompromissloser Sound mit Authentizität

Die Gitarren klingen wie mit Schmirgelpapier angeraut – ein bewusst „abgetragenes“ Sounddesign, das an dauerhaft angedeutete Wah-Wah-Bewegungen erinnert. Keine überfrachtete High-Gain-Wand, sondern ein elektrisierendes Kratzen, das im Mix Raum für Vocals und Bass lässt. Genau hier liegt die Produktionsidee: Der Gesang rückt nach vorn, ohne zu dominieren; der Bass webt eine hypnotische Trägerwelle, die die Songs zusammenzieht; das Schlagzeug groovt trocken, impulssicher, mit punktuellen Industrial-Akzenten. Dieses Bild schlägt die Brücke zur 90er-Schule – ohne in Nostalgie zu erstarren: Statt stumpfer Lautstärke zählt Präsenz, statt Bombast Sog.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Komposition & Songwriting: starke Architektur statt Showeffekte

Was „Extinction Control“ auszeichnet, ist die Sorgfalt im Aufbau: Ein fließendes Wechselspiel aus kantigen Strophen, offenen Refrains und atmenden Bridges sorgt dafür, dass jedes Motiv eine Funktion hat. Hook-Linien werden nicht totgeritten, sondern organisch eingeführt, variiert, wieder eingesammelt. Die Band setzt auf Wiedererkennung und Verlauf: Motive kehren wieder, aber in neuem Licht – mal durch kleine rhythmische Verschiebungen, mal durch das Einfärben mit Synth-Noise oder subtilen Blues-Voicings. So entsteht ein dramaturgischer Puls, der trägt, statt zu hetzen.

Besonders gelungen: das Gleichgewicht zwischen Härte und Transparenz. Die Riffs arbeiten mit griffigen, oft synkopierten Figuren; die Drums vermeiden Dauervollgas zugunsten von Grooves, die im Nacken bleiben; der Gesang pendelt zwischen rauer Direktheit und kontrollierter Wärme. Diese Mischung macht die Songs live-tauglich und kopfhörerfest. Kurz: Hier wird komponiert, nicht nur zusammengesteckt – mit Ohr für Balance, Spannungsbögen und Wiederhörwert.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Referenzen & Eigenprofil: 90er-DNA, Gegenwarts-Attitüde

Wer zwischen White Zombie, Rage Against The Machine und der frühen Nu-Metal-Welle sozialisiert wurde, erkennt die DNA sofort. Doch Black Violence kopieren kein Klangdenkmal, sondern kuratieren ihre Einflüsse: Industrial-Flirren als Gewürz, Hard-Rock-Griffigkeit als Fundament, Alternative-Ästhetik als Klebstoff. Das Ergebnis wirkt urban, schattig, stellenweise traumwandlerisch schwebend –  ein „floating feel“, das aus dem bewusst entrückten Gitarrenton entsteht und das Tempo subjektiv verlangsamt, ohne Energie zu verlieren. Genau das macht Extinction Control zugänglich: Der Einstieg fällt leicht, die Tiefe entfaltet sich mit jedem Durchlauf stärker.

Song-Highlights: wenn alles einrastet

Bloody Bride (der ausuferndste Track der Platte) bündelt die Stärken exemplarisch: Geduld im Aufbau, ein Refrain, der sich nicht aufdrängt und trotzdem bleibt, Gitarrenlinien, die wie Neonstreifen im Dunst leuchten, dazu eine Rhythmusgruppe, die Raum lässt, statt dichtzumachen. Ebenfalls prägend: das Vorab-Stück Inside My Mind – ultraworn Gitarren, eine kraftvolle, bewusst „schmutzige“ Stimme und ein Arrangement, das seine Karten mit Bedacht aufdeckt. Hier zeigt sich die Reife im Songwriting: Motive greifen ineinander, Pausen sprechen, Akzente sitzen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Texte, Stimme & Ausdruck

Die Lyrik greift das Band-Credo auf: Konfrontation mit gesellschaftlicher Düsternis, innerem Druck und dem Wunsch, die Reißleine zu finden. Kein verkopftes Vexierspiel, sondern klare Bilder, die durch die Performance Gewicht bekommen. Der Gesang agiert nicht auf Maximalpegel, sondern fesselt über Kontrolle, Timing und Körnung – ein „Understatement-Frontmann“, der sich nie vom Song trennt. Das zahlt auf die Atmosphäre ein und verstärkt den Sog der Arrangements.

Produktion im Dienste der Songs

Die Mischung stellt die Vocals an die Spitze, trägt sie jedoch von Bass und Rhythmussektion. Gerade weil die Gitarren nicht permanent wuchtig auftrumpfen, dürfen sie in Schlüsselmomenten schneiden und färben. Diese Perspektivwechsel halten die Platte frisch, verleihen Wiedererkennungswert und spiegeln die Live-Erfahrung der Band – gereift auf Bühnen von Pubs bis Festivals, geschärft auf einer deutschen Mini-Tour.

Extinction Control gepostet mit freundlicher Genehmigung durch die band selbst

Unsere Wertung:

9 von 10 Punkte!

Unser Fazit:

„Extinction Control“ bietet den Soundtrack für Nächte, in denen der Asphalt dampft: Grooves, die tragen, Riffs, die schaben, Hooks, die sich unaufgeregt festsetzen. Die Kompositionen wirken durchdacht und liebevoll austariert; das Songwriting zeigt Händchen für Balance, Dynamik und Timing. Wer eine brutalstmögliche Attacke erwartet, greift anderswo zu. Wer Atmosphäre, Textur und Struktur schätzt, findet hier ein Album mit Charakter – konsequent, eigenwillig, wiederhörbar.


Titelliste

  1. lucifer’s day (ft. derek sherinian)
  2. the end (ft. derek sherinian)
  3. traum (nein) (ft. neroargento)
  4. sunday 20 (ft. derek sherinian)
  5. bloody bride (ft. derek sherinian)
  6. fuel and fire (ft. derek sherinian)
  7. death of valley
  8. labyrinth of blasphemy
  9. my phoenix reborn

Product Info

Titel: Extinction Control
Interpret: Black Violence
Herkunft: Italien
Genre: Hard & Heavy | Death Metal | Alternative Metal
Label: Independent
Veröffentlichung: 2025

Mehr zu Black Violence im Netz:

Black Violence bei Facebook:
https://www.facebook.com/share/1BjQAhCqLT/

Black Violence bei Instagram:
https://www.instagram.com/blackviolenceband_official

Black Violence bei Spotify anhören:
https://open.spotify.com/artist/54xxRVHBjwcEOhBVOX5Z9L