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Bericht: Ultima Ratio Fest mit Dark Tranquility, Soen, Equilibrium und Iotunn, 12.10.2025, Capitol Hannover

Das Ultima Ratio Fest geht 2025 in die nächste Runde… Seit 2022 gibt es dieses feine Festival und das

Bericht: Ultima Ratio Fest mit Dark Tranquility, Soen, Equilibrium und Iotunn, 12.10.2025, Capitol Hannover

Das Ultima Ratio Fest geht 2025 in die nächste Runde…

Seit 2022 gibt es dieses feine Festival und das Line-Up kann sich immer wirklich sehen lassen. Dieses Mal sind es 19 Shows in 10 verschiedenen Ländern, wobei Hannover den Tourabschluss macht. Mit dabei Dark Tranquility, Soen, Equlibrium und Iotunn.

Den Anfang machen Iotunn, eine dänisch/faröische Progressive Metal / Melodic Death Metal Band – gegründet 2015 von den beiden Gräs Brüdern. Sie scheinen ihren Songs extrem viel Zeit zum Wachsen zu geben, denn sie haben seitdem erst 2 Alben und 1 EP herausgebracht. Die eher getragenen sehr langen Midtempo Songs sind technisch anspruchsvoll, sehr melodisch, atmosphärisch und druckvoll mit meist cleanem Gesang und minutenlangen Doublebasspassagen unter den Melodien.

Der Sänger Jón Aldará ist bei dieser Tour aus persönlichen Gründen leider nicht mit dabei. Dafür ist Morten Bering Bryld der Band Heidra eingesprungen, der seine Sache richtig gut macht. Er steht mit Kapuzenkutte und Rauschebart wie ein Prediger vor seinem futuristischen Scheinwerfermikro aus in sich geschwungenem Stahl, mit dem er ab und zu ins Publikum leuchtet. Mich erinnert sein cleaner Gesang etwas an die frühen Candlemass, was ein großes Kompliment ist. Die 30 Minuten waren leider schnell vorbei – ich würde auch gerne mal ein ganzes Konzert von ihnen hören.

Mistland

Kinship Elegiac

The Tower of Cosmic Nihility

Als zweite Band spielten Equilibrium aus Bayern kommen. Ihre ersten beiden Alben kann man stilistisch wohl dem Pagan Metal zuordnen und es wurde auf Deutsch gesungen. Nach einem Stilwechsel sind sie nun viel orchestraler und trotz durchweg gutturalem Gesang sehr melodisch, wobei die folkloristischen Melodien hauptsächlich von Gitarre und Keyboard getragen werden.

Auch wenn man die Songs nicht kennt, kann man gut mitgehen und mitsummen – sozusagen typischer „Mitmach-Mitklatsch-Metal“ ab der ersten Minute. Sänger Fabian Getto in einem eher ungewöhnlichen „Wollpulli weite Jeans“-Outfit klopft sich zwischendurch immer wieder anerkennend auf die Brust und verteilt Finger-Herzzeichen ins Publikum. Er ist nonstop in Bewegung, hüpft, klatscht und gibt alles, um das Publikum zu unterhalten und zum Mitmachen zu animieren.

Die Stimmung ist gut und bei „Cerulean Skies“ werden sogar die Handytaschenlampen geschwenkt. Den Abschluss macht der bisher unveröffentlichte Song „Nexus“. Dabei springt Sänger Fabian dann in den Fotograben, hält sich am Absperrgitter fest und gibt noch einmal alles!

Born to Be Epic

Renegades – A Lost Generation

Bloodwood

Blut im Auge

Cerulean Skies

Shelter

Nexus

Ich kannte die nächste Band Soen bisher noch nicht, was spätestens nach dem heutigen Abend definitiv ein Fehler war. Note to self: Nachholen!

Soen ist eine multinationale Band – ein bisschen Opeth gepaart mit ein bisschen Tool und Porcupine Tree. Da der Schlagzeuger Martin Lopez mal bei Opeth (und auch bei Amon Amarth) gespielt hat, liegt das ja nahe. Stilistisch eine Mischung aus Alternative Rock/Metal und Progressive Metal.

Sänger Joel Ekelöf (zunächst mit Satinfrack und Sonnenbrille, beide legt er später ab) wirkt mit seinem cleanen Gesang mehr als Erzähler denn als Sänger. Die Songs sind durchweg eingängig und technisch anspruchsvoll. Gitarrist Lars Åhlund steht immer wieder auch am Keyboard und singt mit Joel zusammen wunderschöne zweistimmige Gesangsharmonien – manchmal singen sie sogar zu dritt mit Gitarrist Cody Lee Ford und bei „Unbreakable“ singt auch das Publikum anhaltend mit.

Es folgt ein Intro mit rotem Licht und Herzschlag-Sample zu Beginn von „Memorial“ – Martin Lopez beginnt den Song am Schlagzeug und Joel hisst die schwarze Flagge „Raise our flag and don’t dare to run away. Fight like warriors become the reaper“ – ein sozialkritischer Song vor allem über die emotionalen Folgen des Krieges – über die Soldaten, die danach an PTBS leiden und für den Rest ihres Lebens mit ihren Taten leben müssen.

Beim vorletzten Song, dem Pink Floyd Cover „Hey you“, kommt Mikael Stanne statt Joel auf die Bühne und fängt an zu singen – das Publikum ist freudig irritiert und feiert es. Ab der Mitte des Songs kommt Joel zurück auf die Bühne und sie singen zusammen – einfach großartig! „Violence“, ein Song darüber wie physische und psychische Gewalt einen zerstören kann, bildet den würdigen Abschluss des leider nur 50-minütigen Auftritts.

Sincere

Antagonist

Martyrs

Unbreakable

Modesty

Memorial

Hey you (Pink Floyd Cover) – bei Setlist fm steht Lotus

Violence

Der Headliner Dark Tranquility kommt als Göteborg und ist dem schwedischen Melodic Death Metal zuzuordnen. Als eigene musikalische Einflüsse nannte der ehemalige Gitarrist Niklas Sundin tatsächlich auch ein paar deutsche Bands wie Kreator, Blind Guardian oder Running Wild.

Ich habe Dark Tranquility schon diverse Male live gesehen und die sympathische Art und der Enthusiasmus von Mikael Stanne stecken einen einfach immer an. Wie er fast verlegen auf der Bühne steht, herumschaut und sich immer wieder wie ein kleines Kind über die Reaktion des Publikums freut, habe ich so noch nie gesehen. Zudem er ja durch seine anderen Bands „Halo Effect“ und „Cemetery Slyline“ eigentlich ständig auf Tour ist und es für ihn nichts Neues mehr ist. So versprüht er damit immer eine mitreißende Energie, die sich sofort überträgt.

Die meisten Texte schreibt Mikael selbst – sie sind sehr unterschiedlich und handeln wie er selbst sagt von Themen die ihn frustrieren oder wütend machen. Er sagt, wenn er schon eher schreit, muss es ja wert sein diese Aussagen Herauszuschreien. Sind es zwar eher düstere Inhalte, so kommt aber in den Texten auch oft die Hoffnung durch.

Auf dieser Tour starten sie nach einem Intro mit „Punish My Heaven“ – das Publikum geht sofort mit und mir fällt auf, dass der Gitarrist Johan Reinholdz nicht nur hier jedes Wort mitsingen kann. Hervorzuheben sind auch noch die schönen zweistimmigen Gitarrenparts von Johan und Peter Lyse Karmark, z.B. bei Songs wie „Edenspring“ oder „My Negation“.

Die Zeit von etwa 70 Minuten Spielzeit und insgesamt 15 Songs verfliegt sehr schnell, auch weil das Publikum sie feiert und jeden Song mit einem tosenden Applaus belohnt. Anzumerken sei noch, dass Mikael zum einen an den erst kürzlich verstorbenen Tomas Lindberg (At the Gates) und zum anderen auch an das ehemalige Mitglied Fredrik Johansson erinnert, der leider 2022 an Krebs verstarb.

Den nächsten Song kündigt er so an: „Ich weiß wir spielen ihn immer, aber wir mögen ihn einfach – Lost to Apathy“ – ein Song über die Entfremdung vom Leben und dass nichts mehr wichtig zu sein scheint. Es folgt das druckvolle „Not Nothing“, danach „Atoma“, welcher gleich vom ersten Takt an von den Anwesenden laut klatschend gefeiert wird. Noch zwei weitere Songs werden gespielt und Mikael bedankt sich noch einmal aufrichtig beim Publikum.

Hannover ist das letzte Konzert dieser Tour (wobei DT im Oktober noch einige Konzert in Schweden haben und im Januar 2026 die „Character Gallery Tour“ startet), was immer etwas besonders ist, da die intensive gemeinsame Zeit aller Bands damit zu Ende geht. Den krönenden Abschluss bildet der Mitsing-Klassiker „Misery`s crown“. Dann ist der Abend zwar leider um kurz vor 23 Uhr zu Ende, aber wir sind auch bei diesem Ultima Ratio Fest mit vier sehr unterschiedlichen Bands wieder voll auf unsere Kosten gekommen. Dankeschön!

The Gallery

Intro

Punish My Heaven

Edenspring

Lethe

(Intro played by Keyboard)

The Emptiness From Which I Fed

The Dividing Line

Character

Through Smudged Lenses (Outro)

The New Build

The Endless Feed

Through Smudged Lenses

My Negation

Lost to Apathy

Later hits

Not Nothing

Atoma

Unforgivable

Terminus (Where Death Is Most Alive)

Misery’s Crown

Bericht verfasst von Sandra Barclay.

Mehr Bilder des Abends sind hier zu finden.