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BEHEMOTH, HYPOCRISY, Spiritworld – The Deathless Svmmer 2023 – in Hannover, Capitol am 18.06.

Das Motto des Jahres in Hannover für die härtere Musiksparte lautet „Summer Of Rock“. Und ein Konzert davon gab

BEHEMOTH, HYPOCRISY, Spiritworld – The Deathless Svmmer 2023 – in Hannover, Capitol am 18.06.

Das Motto des Jahres in Hannover für die härtere Musiksparte lautet „Summer Of Rock“. Und ein Konzert davon gab es auch gestern im Capitol, unter dem eigenen Band-Motto „DEATHLESS SUMMER“, der  erfolgreichen und sehr geschätzten Black-Death-Metal-Formation BEHEMOTH.
Die Polen hinterließen nur Asche, haben den sowieso schon überhitzten Sommerabend stilgerecht abfackeln lassen! 


Ja, im Capitol waren die Feuerflammen zu einigen Tracks durchaus erlaubt – und daran dürfen sich andere Städte mit ihren tollen Hallen ein gutes Beispiel nehmen. Schließlich lebt ja auch eine Show von derartigen Effekten – Obacht: Sicherheit geht natürlich vor!

Den Anfang machten für eine gute halbe Stunde Spielzeit die Crossover-Cowboys von SPIRITWORLD. Die fünf Djangos haben sowohl von ihren Outfits als auch dem musikalischen Drumherum sehr wenig, wenn nicht sogar nichts mit den darauffolgenden Bands gemein; wenn überhaupt, dann eher etwas mit dem Nebenprojekt von Nergal (Me And That Man). Spiritworld konnten aber unabhängig punkten.

Foto (Spiritworld) © Carsten Brandt

Der in Country-getränkte Heavy-Stoner-Hardcore-Rock kam gut rüber, dabei agierten die Mannen fröhlich und intensiv, obwohl sie selbst kaum Platz auf der Bühne hatten. Schließlich waren die beiden – alles andere als „kleinen“- Drumkits von Hypocrisy & Behemoth aufgebaut. Die Spiellaune ließen sie sich bei Tracks wie u.a. „The Bringer of Light“, „Pagan Rhythms“ oder „Unholy Passages“ dennoch nicht nehmen.


Foto (Spiritworld) © Carsten Brandt

Bei HYPOCRISY gab es leider eine Hiobsbotschaft zu vermelden. Gitarrist Tomas Elofsson musste zur Notaufnahme ins Krankenhaus, was alles andere als gut klang: GUTE BESSERUNG & schnelle Genesung auch von unserer Seite aus!


Daher wurde angekündigt, dass seine Gitarrenparts aus der „Dose“ kommen würden, da es mit einer Gitarre von Peter selbst nicht den gewünschten Effekt gegeben hätte. Auch wenn einige dies skeptisch betrachten haben könnten, so war die Einsicht und das Verständnis für eine derartige Lösung durchweg vorhanden, denn eine Absage der Show wäre sicherlich keine bessere Alternative gewesen.

Nach dem kurzen Intro ging es sofort mit „Fractured Millennium“ in die Vollen, um ohne Pause „Fire in the Sky“ einzuläuten und dann „Adjusting the Sun“. Gewohnt gut gelaunt und voller Ehrgeiz haben sich Peter als auch Mikael den Fans präsentiert.

Die kurze Verschnaufpause nutzte Peter bloß, um das nächste Stück „Eraser“ anzukündigen – und natürlich das Publikum in Hannover zu begrüßen. Erst danach gab es endlich auch mal mit „Chemical Whore“ einen neuen Track (von insgesamt (leider) nur zwei im Set; „Children of the Gray“) vom „Worship“-Album; da hätte man sich durchaus mehr gewünscht.
Dennoch, die agile Art und Weise, hier eben auch ohne Tomas zu performen und nicht zu wissen wie es ihm genau geht, kann man an der abwechslungsreichen Setlist nicht wirklich meckern; zudem passte der Sound auch gut ins Bild. Selbstverständlich wurde das (nur!) 45-Minütige Set mit dem Hit „Rosewell 47“ beendet, bei dem stets Erinnerungen an einige spezielle Open-Air-Show in den 1990er Jahren geweckt wurden, auch bei mir.

Setlist
– Hypocrisy:
Intro; Fractured Millennium – Hypocrisy
Fire in the Sky – Into The Abyss
Adjusting the Sun – The Final Chapter
Eraser – The Arrival
Chemical Whore – Worship
Don’t Judge Me – Catch 22
Children of the Gray – Worship
War-Path – Virus
Intro: The Gathering
Roswell 47 – Abducted
Outro

Die Crew von Behemoth benötigt immer etwas mehr Zeit, um alles so aufzubauen und einzustellen, wie es sein soll. Perfektionismus ist eben nicht nur die Tugend eines Nergal, das hat er all seinen Crew-Mitgliedern vermittelt. So hatte es etwas gedauert, bis der Vorhang viel. 
Das Set als solches wurde zur letzten 2022er-Tour, damals noch mit Carcass und Arch Enemy nicht wesentlich verändert. Angefangen beim Intro-lastigen „Post‐God Nirvana“, eben hinter dem weißen Vorhang samt bösartiger Schattenspiele, um dann sofort mit dem Nackenbrecher „Ora Pro Nobis Lucifer“ ordentlich loszulegen!
Es folgten auch hier das megaschnelle „Malaria Vvlgata“ und das brachiale „Conquer All“. Nachdem es mit „Blow Your Trumpets Gabriel“ etwas „düster-doomiger“ wurde und das Publikum lauthals mitgesungen hatte, wurde mit „Once Upon a Pale Horse“ eine Livepremiere in die Setlist eingebaut, schließlich wird dieser Song erst bei der laufenden Deathless-Svmmer-Tour präsentiert; selbst Nergal wies daraufhin, dass sie weiterhin in der „Probephase“ dieser Livedarbietung stecken.

Soundtechnisch vom Feinsten, druckvoll, laut und das Licht auf die jeweiligen Tracks gut eingestellt, wie man es eben kennt. Die gewohnte Theatralik, zu dem ein oder anderen Track, ob nun mit einem Priester-Gewand, dem päpstlichen „Hüttchen“ oder Weihrauch als auch (Kunst)Blutspucken, passt alles weiterhin gut ins Bild einer Behemoth-Show. Nicht jeder braucht so etwas in dieser Branche, aber gerade auf der Ebene einer Black Metal-Band (die durchaus aus dem Underground entstanden ist) derart „groß & entertainment-lastig“ agieren zu dürfen, ist eben auch eine Sache für sich – zumal es auch zahlreich auf vielen Tourneen angenommen wird. Denn, das Quartett spielt ihr „Drehbuch“ auf den Bühnen dieser Welt komplett ab, fast tagtäglich auf höchsten Niveau und ist daher auch hier in Hannover sehr gut auf einander eingestellt & eingespielt. Das merkte man, wie konzentriert sie zu Werke gingen und eben jeder Schritt, jede Bewegung gesessen hat.
Nergal vergaß auch nicht das Publikum stets mit einzubinden, ob durch Gesangseinlagen oder Sprüche, „Ich liebe Dich – Hannover“; schließlich spielten sie das erste Mal überhaupt in dieser Landeshauptstadt von Niedersachsen.

„Versvs Christvs“ bot auch eine gewisse Verschnaufpause, um auch von den heißen Flammenwerfern sich hier und da erholen zu können. Doch „Ov Fire and the Void“ als auch „No Sympathy for Fools“ und selbstverständlich „Chant for Eschaton 2000“ hatten wiederum ordentlich Gas geliefert, um schlussendlich mit der eingeplanten Zugabe „O Father, O Satan, O Sun!“ die knapp 75minütige Show zu Ende zu bringen. Womit zahlreiche begeisterte Fans, die auch mit der von Nergal versprochenen Hoffnung – tatsächlich nach Hannover wiederzukehren- in die dunkle Nacht von Hannover geschickt worden sind. Ohne eine schwarze Messe abgehalten zu haben oder Dämonen heraufbeschwört zu haben: Hail BEHEMOTH – kommt bald wieder!

      

Setlist – BEHEMOTH: 
Intro: Post‐God Nirvana – Opvs Contra Natvram
Ora Pro Nobis Lucifer – Satanist
Malaria Vvlgata – Opvs Contra Natvram
Conquer All – Demigod
The Deathless Sun – Opvs Contra Natvram
Blow Your Trumpets Gabriel – Satanist
Once Upon a Pale Horse – Opvs Contra Natvram
Daimonos – Evangelion
Versvs Christvs – Opvs Contra Natvram
Ov Fire and the Void – Evangelion
Bartzabel – I Loved You at Your Darkest
No Sympathy for Fools – Zos Kia Cultus
Chant for Eschaton 2000 – Satanica
Zugabe:
O Father O Satan O Sun! – Satanist

Die weiteren Tourdaten The Deathless Svmmer 2023 sind: 

20.06. Karlsruhe – Substage 

22.06. Oslo, NO – Tons Of Rock
24.06. Nummijärvi, FI – Nummirock
28.06. Viveiro, ES – Ressurection
02.07. Bologna, IT – The Return of the Gods Festival w/KREATOR, PANTERA

Die weiteren Fotos aus Hannover (Fotos ©: Christoph Speidel/metalglory.com)

BEHEMOTH, Hypocrisy, Spiritworld, „The Deathless Svmmer 2023“, Hannover, Capitol, 18.06.

Fotos ©: Christoph Speidel/metalglory.com  (Ausnahme: Spiritworld Fotos © bei Carsten Brandt; vielen DANK)