Achim Reichel und Band “Schön war es doch Tour”, 30.03.2024, Theater am Aegi, Hannover

Im Januar ist er 80 Jahre jung geworden. Eigentlich sollte die Abschiedstour schon vor ein paar Jahren stattfinden, doch die Pandemie kam dazwischen. Aber einfach so still und leise abtreten ist nicht seine Art. Also findet die Tour eben jetzt statt und so stand er dann mit seiner famosen Band am Samstagabend erneut im Theater am Aegi auf der Bühne.

Stolze 64 Jahre ist er inzwischen im Musikgeschäft unterwegs, führte einst den legendären Star Club in Hamburg, hat mit den Beatles und den Stones die Bühne geteilt, mit „Die Grüne Reise“ ein wegweisendes Werk geschaffen und als Solokünstler so manchen Hit verfasst. So war es dann auch klar, dass es eine Zeitreise wird. Eine Reise zurück in die eigene Vergangenheit, die an diesem Abend allerdings nur bis zum „Klabautermann“ zurück reicht. Das erste Soloalbum „Dat Shanty Album“ blieb an diesem Abend unerwähnt. Schade? Nein, bestimmt nicht. Denn Achim und seine Band haben sich in ihrer Reise zurück an komplett neue Arrangements gewagt, haben den Songs neues Leben eingehaucht, wofür vorrangig die Bläsersektion verantwortlich zeichnet.

Charmant wie immer, führte Achim durch das Set, ließ nie den Star heraushängen, verstolperte sich auch mal kurz, bekam aber immer wieder die Kurve. Gerade das macht ihn so einzigartig, so authentisch. Kleine Fehler gehören dazu, werden auch charmant weggelächelt, was seitens des Publikums, 1100 Fans hatten den Weg in das ausverkaufte Theater gefunden, auch wertschätzend behandelt wurde.

Startete das erste Set mit dem herrlich luftigen „Fliegende Pferde“ und kurz danach mit dem ersten Klassiker „Der Spieler“, ging es dann auch weit zurück in die Jahre 1977 und 1978. Besonders seine Liebe zu alter Lyrik, zu den Seemannsliedern und Gedichten der deutschen Schriftsteller kam dabei zur Geltung. Dass seine Songs es sogar bis in Schulen geschafft haben, liegt wohl an seiner einzigartigen Art und Weise eben jene Lyrik und Prosa so zu vertonen, dass daraus zwangsläufig Ohrwürmer werden. Auch das Publikum wurde gefordert, durfte mitsingen, was natürlich besonders bei dem wohl größten Hit „Aloha Heja He“ fast schon nicht mehr zu bremsen war. Der Hit war dabei eher ein Zufallsprodukt und stammte aus einer Zeit, als der Song keine Verwendung gefunden hat. Inzwischen ist er in China die erste Nummer eins mit deutschem Text, hat ganze Scharen von Partygängern zum ausgiebigen Trockenrudern gebracht und hat es inzwischen auf fast eine Milliarde Streams gebracht.

Auch wenn es die letzte Tour war, so hat es Achim mit seiner Band verstanden den Fans den Abschied so süß wie möglich zu gestalten und man kann sich eine Zeit ohne einen der größten deutschen Künstler kaum vorstellen. Als dann nach fast 3 Stunden der letzte Ton verklungen war, die Standing Ovations langsam abebbten, war so manches Auge leicht mit Tränen benetzt. Unser Dank geht mit einer tiefen Verbeugung in Richtung Achim Reichel für mehr als 60 Jahren Beständigkeit, Ehrlichkeit und zeitlose Musik. In Hamburg sagt man „Tschüss“.

Setlist:

1. Set
Fliegende Pferde

Wahre Liebe

Der Spieler

Am besten, du gehst

Auf der Reeperbahn nachts um halb eins

Sophie, mein Henkersmädel

Nis Randers

Exxon Valdez

Trutz Blanke Hans

John Maynard

2. Set

Regenballade

Der Mond ist aufgegangen

Aber schön war es doch

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland

Steaks und Bier und Zigaretten

Halla Ballu Ballay

Kuddel Daddel Du

Aloha Heja He

Zugaben

Kreuzworträtsel

Leben leben

Meine Seele spannte weit ihre Flügel aus

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