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A-WOP-BOP-A-LOO-BOP-A-LOP-BAM-BOOM / DAS GROßARTIGE LEBEN DES LITTLE RICHARD von Mark Ribowsky

Am 5. Dezember 1932 wurde in den USA ein junger Mann geboren, der es in Zukunft nicht schaffen würde,

A-WOP-BOP-A-LOO-BOP-A-LOP-BAM-BOOM / DAS GROßARTIGE LEBEN DES LITTLE RICHARD von Mark Ribowsky

Am 5. Dezember 1932 wurde in den USA ein junger Mann geboren, der es in Zukunft nicht schaffen würde, ein vor sich stehendes Mikrofon links liegen zu lassen und dessen Hits Jahre / Jahrzehnte überstanden, ohne dabei einzustauben. Der junge Mann wusste Songs zu schreiben, die trotz seiner großen Klappe und den auch sehr zweideutigen Texten überall gespielt werden. Das Little Richard eigentlich Ricardo heißen sollte und es einer nicht aufmerksamen Krankenschwester zu verdanken ist, dass er Richard heißt, ist nur eine von vielen Kleinigkeiten, die Mark Ribowski knapp ein Jahr nach dem Tod des großen Rock´n´Rollers zum Besten gibt. Der Legende nach brachte er wohl Elvis Presley vom Country weg zum Rock´n´Roll, nachdem er u.a. auch James Brown und Jimi Hendrix als Begleitmusiker engagierte. Unterhaltsame Spirenzchen auf dem Klavier, große Shows in den Anfangstagen des Rock´n´Roll, aber auch Kirche, Religion, Sexualität und Rassismus sind wichtige und teils auch leider öffentlich gewordene Realitäten des Musikers, mit denen sich der Biograf mit sehr viel Fingerspitzengefühl auseinandersetzt, um ein einigermaßen vollständiges Bild des Mannes zeichnen zu können, der mit der Textzeile „A-WOP-BOP-A-LOO-BOP-A-LOP-BAM-BOOM“ die Welt nicht nur eroberte sondern auch veränderte.

Der Macher, der Erfinder des Rock´n´Roll wuchs im Süden der USA auf, wo es für Schwarze hauptsächlich die Kirche und die Musik gab; er nahm beides mit, doch das gab ihm später noch sehr viel zu denken. Denn der Lifestyle ist ja doch ein bißchen anders, als das, was die Priester und Pfarrer im Chor und im Gottesdienst predigen und das sorgte auch im kleinen Kopfe des großen Musikers für mächtig Konfusion; er hatte es schwer mit der Verarbeitung. Was ihm widerum auch die eine und andere nicht ganz positive Schlagzeile einbringt…

Grundsätzlich bringt der Schreiber Mark Ribowsky so ziemlich alles zur Sprache, was mit dem Lebensinhalt, dem musikalischen Werdegang sowie seiner immens großen Klappe zu tun hat. Von der Liebe zur Musik, der Liebe zu den Frauen, den musikalischen Ausflügen in Richtung Country (in den 70ern), seinen ganz eigenen Einflüssen, aber auch über die vielen anderen Kleinigkeiten, die sich im und um den Kosmos des Amerikaners abspielten. Der kleine Richard nannte sich selbst ganz bescheiden „The architect of Rock´n´Roll“, denn er wusste wohl, welch riesige Tür er mit seiner Musik für die Welt öffnen würde. Ob es wirklich die Rolling Stones, Beatles & Co. ohne ihn nicht gegeben hätte, bezweifle ich stark, auch wenn Little Richard der festen Überzeugung war, noch vor den Beatles in Hamburg gewesen zu ein.

Das Buch klärt aber auch auf. Warum er nie zum Rock´n´Roll Millionär wurde, warum sich ein Schwarzer aus dem Süden der USA sich besser feminin schminkt, wenn er auf die Bühne geht und vom Geschlechtsverkehr singt (mit Rocken sagt man nun mal drüben im Slangstil nichts anderes als „kopulieren“).

Warum er es immer als unfair empfand, wenn andere Musiker mit seinen gecoverten Hits mehr Geld umsetzten als er.

Das er auch zu den schwarzen Musikern gehörte, die während Touren im Cadillac pennen mussten, weil Hotelzimmer den weißen Menschen vorbehalten waren, und so viel mehr.

Doch letztenendes war er nie müde zu betonen, wie stolz und froh er ist, ein Teil (oder bescheiden gesagt, der Initiator) dieser wahnsinnigen Bewegung namens Rock´n´Roll zu sein, und setzte mit der Textzeile nicht nur sich ein Denkmal sondern ein Zeichen für die ganze Welt:

A-WOP-BOP-A-LOO-BOP-A-LOP-BAM-BOOM

Ruhe in Frieden und Danke für zig Hits, die heute noch tagtäglich im Radio rauf und runterdudeln.

Fazit: Kurzweilig, informativ und unterhaltsam. Mit dieser Biografie wird mal wieder mehr als nur das musikalische Denken im Gehirn angeregt, denn seine vielen Geschichten um den erlebten perversen Rassismus erdrücken einen regelrecht. Umso mehr ziehe ich den Hut vor Little Richard und allen anderen Musikern, die sich trotz brutalstem Rassismus nicht haben unterkriegen lassen!

Titel: A-WOP-BOP-A-LOO-BOP-A-LOP-BAM-BOOM – Das großartige Leben des Little Richardvon Mark Ribowsky

Übersetzt von Andreas Schiffmann

Erscheinungsdatum: 2021

Verlag: Hannibal Verlag

ISBN: 978-3-85445-707-7

E-Book: ISBN 978-3-85445-708-4

Titel der Originalausgabe: The Big Life Of Little Richard

Erschienen 2020 / Diversion Books (ISBN 978-1-63576-722-3)