BURIED IN A WOMB – „Prenatal Suicide“
BURIED IN A WOMB – „Prenatal Suicide“ Label: Sepulchral Silence Laufzeit: 33:20 min VÖ: 19.11.2017 Genre: ein wunderbar räudiger
BURIED IN A WOMB – „Prenatal Suicide“
Label: Sepulchral Silence
Laufzeit: 33:20 min
VÖ: 19.11.2017
Genre: ein wunderbar räudiger Bastard aus Black und Death Metal
Vorweg ein Hurra! Denn BURIED IN A WOMB beweisen, dass im deutschen Untergrund harter Musik abseits der üblichen Langeweile Menschen unterwegs sind, die Visionen haben, die vor Enthusiasmus, Spielfreude, Feuer, Begeisterung, Leidenschaft, Mut und Ideenreichtum nur so strotzen – und die dann noch die Kraft und den nötigen musikalischen Exhibitionismus haben, dies aufzunehmen und zu veröffentlichen. Und wenn das alles dann noch so interessant, fesselnd und großartig ist wie „Prenatal Suicide“, dann werden aus einem Hurra schwarzmetallische Ovationen.
Die hat sich der hinter BURIED IN A WOMB steckende Herr Glasersfeld auch mehr als verdient. Zu hören gibt es einen verdammt räudigen Bastard aus Black und Death Metal in einer grimmigen, gemeinen und verzweifelten Form. Die Gitarren agieren dabei jeweils genretypisch: Da gibt es flirrendes Rasen und simple Riffs, die repetitiv und hypnotisch im tiefsten Schwarz wüten und gerne ab und an (auch unverzerrt) melodische Melancholie verbreiten. Und da gibt es fett groovende Riffs voller Brachialität und Gewalt. Immer wieder wabern im Hintergrund Synthieflächen, die den Songs zusätzlich Raum und Masse verschaffen. Angetrieben wird das alles von einem pfeilschnellen Schlagzeug, das die Lieder wahlweise in brutalen Blast- oder D-Beats unbarmherzig nach vorne peitscht oder aber im schweren Midtempo im Gleichklang mit den feisten Riffs marschiert. Darüber wütet Herr Glasersfeld mit einem wunderbar aggressiven, bollerigen und angepissten Gesang, der gekonnt changiert zwischen einem energisch growlendem Shouting und einem fies heiseren Krächzen, dabei immer wieder auch gedoppelt. Unbedingt hervorzuheben – und dafür möchte ich Herrn Glasersfeld gerne herzhaft umarmen – ist der Bass, der nicht nur (endlich einmal) gut zu hören ist, sondern sich prägnant und kraftvoll in die Lieder pumpt.
Musik und Texte ergeben dabei eine Einheit voller Hoffnungslosigkeit und Nihilismus. Erreicht wird dies mit kurzen und knackigen Kompositionen, die ohne Umschweife in die Vollen gehen und entschlackt sind von jederlei unnützen Ballast und überflüssigen Schlenkern. Je nach Stimmung und musikalischer Blickrichtung bewegen sich die Lieder im breiten Kosmos zwischen Black und Death. Sie sind in Aufbau und Struktur und interessant und abwechslungsreich gestaltet, und oft sind es nur Nuancen im Riffing und Gesang, die darüber entscheiden, ob uns da rüder Death Metal oder aber mitleidloser Black Metal entgegen schallt. Und dieses zischende und giftige Gebräu wird dann noch von überraschenden Details gewürzt, die mitten in der tosenden Gewitterfront für kurze Verschnaufpausen sorgen. Neben Sprachsamples, Kinderweinen („Into Mother’s Eyes“), Streicher- und Klaviereinlagen („Poem Of A Dying Fetus“) sind es jedoch der wunderbar lässig gespielte poppige Beginn von „Spring Of Anhedonia“, dessen Motiv sich im abschließenden Monster „Into Mother’s Eyes“ nochmals in die Ohren schmeichelt, die begeistern.
Fazit: BURIED IN A WOMB gelingt mit „Prenatal Suicide“ ein brachiales Werk in der Schnittmenge aus Black und Death. Dabei sind es nicht nur der rotzige Sound, die gemeine Attitüde, das versiffte Grinsen und das Suhlen in dunkler Trostlosigkeit, die begeistern, sondern die Tatsache, dass dies so ungemein reduziert und präzise in kurzen Liedern gelingt, die dennoch vor spannenden Eindrücken nur so strotzen. Entgegen des Titels haben BURIED IN A WOMB glücklicherweise die Geburt erlebt, möge ihnen nun ein langes Leben im Universum der Dunkelheit bevorstehen. Großartig!
Tracklist
- The Poisoned Placenta (3:44)
- Spectrality Of Inborn Neuroticism (3:52)
- Todesbewusstsein & Lebenstraum (4:53)
- Spring Of Anhedonia (4:04)
- Before The Great Depersonalization (3:34)
- Vaginal Emesis To See The Light Of The Day (3:51)
- Poem Of A Dying Fetus (3:07)
- Into Mother’s Eyes (6:15)
(Quelle Bild): www.facebook.com/Buried-In-A-Womb-603187316524289/)