Allgemein Live

ESKIMO CALLBOY, TO THE RATS AND WOLVES, NOVELISTS – 09.03.2018, Rostock Mau

Rockstars 2.0 Wer glaubt, dass die junge Generation keine harte Musik mag oder nicht bereit ist, sich mutig in

ESKIMO CALLBOY, TO THE RATS AND WOLVES, NOVELISTS – 09.03.2018, Rostock Mau

Rockstars 2.0

Wer glaubt, dass die junge Generation keine harte Musik mag oder nicht bereit ist, sich mutig in den Pit zu stürzen, der ist blind und taub, vor allem aber ein von seiner Arroganz zerfressener verdammter Ignorant. Man darf sich ja gerne über Geschmack im Allgemeien und Musikvorlieben im Besonderen  streiten, aber harte Musik bleibt ebenso harte Musik wie gute Songs eben gute Songs bleiben. Zum Punkt: ESKIMO CALLBOY machen verdammt harte Musik und verdammt gute Songs, und ihnen gelingt es damit, Hunderte, ja tausende junge Frauen und Männer dazu zu bringen, sich von ihren großen und kleinen Bildschirmen zu trennen und eine Konzerthalle in einen Tempel schweißgebadeter und fröhlich bangender, tanzender, pogender und hart moshender Leiber zu verwandeln. Und wer jetzt einwendet, dass da ja gar nicht alles live sei und eine Menge vom Band kommt, der möge sich gerne mal die Altvorderen auf ihren Konzerten ansehen und sich bitte fragen, wie viel da von Telepromptern abgelesen und bei Instrumenten wie Gesang geschönt wird.

So, das musste mal gesagt werden. Und an alle noch Unentschlossenen: Nutzt die Chance und besucht einen der Termine der Tour, es lohnt sich! Versprochen!

Hier die noch anstehenden deutschen Termine:

15.03.18   Heidelberg, Halle 02
16.03.18   Nürnberg, Löwensaal
18.03.18   Osnabrück, Rosenhof
22.03.18   Hannover, Capitol
24.03.18   Köln, Live Music Hall
25.03.18   Oberhausen, Turbinenhalle
28.03.18   Saarbrücken, Garage
29.03.18   Regensburg, Airport
31.03.18   Oberndorf am Neckar, Easter Cross Festival

 

Es beginnt mit dem Gesang von „The Scene“, und ab dann ist in Rostock nur noch eines: Party! Und dazu tragen alle bei, das Publikum, die Fans, die jedes Lied begeistert herbeisehnen, mit Jubeln und Klatschen begrüßen und vom ersten bis zum letzten Ton frenetisch bei euphorischer Laune und Ausgelassenheit abfeiern. Die Crowd ist lied- und textsicher und für jeden Spaß zu haben, vom Hüpfen über Mitsingen bis zum abschließenden und heute ja fast obligatorischen Foto mit der Band.

ESKIMO CALLBOY liefern dazu die ebenso hoch professionelle wie authentische Performance. Da passt einfach alles. Der Sound ist so fett und massiv wie klar und transparent. Der Hintergrund wird überragt von dem großen EC-Kreuz, dass die Bühne mit intensiven Leuchtspielen in farbiges Licht taucht. Am Bühnenrand stehen vier schicke weiße Kästen, auf denen sich vornehmlich die beiden Herren Biesler und Ratajczak austoben, aber auch die drei Instrumentalisten das Publikum von hoch oben beglücken können. Die Liederauswahl wechselt gekonnt zwischen neuen Songs und altbewährten Hits aus dem mittlerweile reichhaltigen Fundus harter Gitarren und eingängiger Refrains.

Beherrscht wird das Konzert aber von der Attitüde und dem Auftreten der Band. ESKIMO CALLBOY lieben das was sie tun, und zwar aus vollstem Herzen. Und diese Dankbarkeit, Herzlichkeit, Spielfreude und unbändige positive Energie strahlen alle aus, allen voran die beiden Sänger. Die Ansagen wirken echt, ungekünstelt und jederzeit spontan. Da wird sich gegenseitig gefoppt und mit entwaffnendem Humor selbst auf die Schippe genommen. Hier nimmt sich keiner allzu ernst, jedenfalls nicht als Person. Dies gilt allerdings nicht für das Tun auf der Bühne. Man merkt der Band zu jeder Sekunde an, dass jeder weiß, was er wann zu machen hat. Alles kommt gnadenlos auf den Punkt, die Breaks sitzen ebenso arschtight wie die Gesangslinien und Refrains auf Ohrwurmwellen in die Ohren der Hörer reiten. Das sorgt für ungemeine Brachialität und Groove, über denen sich die wunderschönen Popmelodien wohlig ausbreiten und uns betören können.

Zum Ende sehe ich nach drei Zugaben beim Hinausgehen nur glückliche Gesichter und seliges Lächeln. Das ist das Verdienst einer Band, die weiß, was sie erreicht hat, und an diesem Glück ihre Fans mit vollen Armen und leuchtenden Herzen teilhaben lässt. Und ich weiß schon jetzt, nicht nur all die jungen Fans werden wiederkommen, auch ich werde das: Vielen Dank, ESKIMO CALLBOY!

Die Liederliste, wie immer ohne Anspruch auf Vollständigkeit! Da ich nach wenigen Liedern nur noch am Hüpfen und Bangen bin, an dieser Stelle vielen herzlichen Dank an das Pärchen neben mir für die Unterstützung beim Erkennen, Merken und Aufschreiben.

1. The Scene
2. My Own Summer
3. We Are The Mess
4. Shallows
5. Party at the Horror House
6. Back in the Bizz
7. VIP
8. Muffin Purper-Gurk
9. The Devil Within
10. Banshee
11. Cinema
12. Rooftop
13. Pitch Blease
14. New Age
15. Is Anyone Up
16. Calling

17. Crystals
18. Play Video
19. Best Day

Das Konzert eröffnen NOVELISTS aus Frankreich. Sie spielen tief im Midtempo verwurzelten progessiven Metalcore, der immer wieder zwischen brutalen Grooveeruptionen und sphärischen Rockmelodien wechselt. Diese Ambivalenzen werden gekonnt miteinander verwoben und dynamisch vorgetragen. Leider ist mit Florestan Durand nur einer der beiden Gitarristen dabei, dieser glänzt aber mit technisch wie emotional harten Riffs und geschmackvollen Soli. Über dem agiert Sänger Matteo Gelsomino, der den Songs mit seiner gefühlvollen wie kraftvollen Stimme einen sehr eigenen Charakter verleiht. Die Musik wirkt durchdacht und strukturiert, und doch spricht sie tiefste Gefühle an und erlaubt es gleichermaßen, zu bangen wie sich weit hinein fallen zu lassen in einen ganz eigenen Kosmos. Die Leute danken es der Band mit starkem Applaus und viel Bewegung. NOVELISTS haben sich in ihren 30 Minuten heute definitiv viele neue Fans erspielt.

Es folgen TO THE RATS AND WOLVES, und mit einem Mal wird es voll auf der Bühne. Es gibt gut gemachten Trancecore mit zwei Sängern, bei denen die Fronten klar verteilt sind. Während Dixie Wu sich die Seele aus dem schmächtigen Leib schreit, growlt und brüllt, ist Nico Sallach mit seiner warmen Klarstimme für die eingängigen Gesangslinien zuständig und kann hier vor allem in den melodischen Refrains zeigen, dass er ebenso technisch sicher wie emotional mitreißend die Leute vor der Bühne begeistern kann. Zudem ist er eine echte Rampensau, der mit einer supersympathischen Ausstrahlung schnell alle Besucher für sich einnehmen und zum mitsingen, hinhocken, aufspringen und sich drehen animieren kann. Die Musik verlangt auch danach, alles groovt wie Sau und die Breakdowns geben sich die Klinke in die Hand und werden im Dutzend verbraten. Die Lieder sind in den Strophen ebenso brutal riffend und tight wie in ihren Refrains und Synthie-Eurodance-Melodien zuckersüß und ohrwurmverdächtig. Die von Beginn proppevolle Halle feiert die Band lautstark ab und kann jede noch so schnöde Textzeile mitsingen. Was will man mehr?