Live Musik

Wacken Open Air 2019 – Teil 4 (Freitag, 02.08.2019 continued)

DEMONS & WIZARDS sind ein echtes Highlight, das sich das Wacken für dieses Jahr gesichert hat. Das letzte Album

Wacken Open Air 2019 – Teil 4 (Freitag, 02.08.2019 continued)

DEMONS & WIZARDS sind ein echtes Highlight, das sich das Wacken für dieses Jahr gesichert hat. Das letzte Album der Band um Jon Schaffer (ICED EARTH) und Hansi Kürsch (BLIND GUARDIAN) ist zwar bereits 15 Jahre her, doch nun sind die beiden mit Unterstützung von Marcus Siepen und Frederik Ehmke (BLIND GUARDIAN) und Jake Dreyer (ICED EARTH) auf den Bühnen zurück! Das erste Lebenszeichen ist eine Mini-Tour, bei der das Wacken den Höhepunkt bildet und Anfang nächsten Jahres darf man dann auch endlich mit einem neuen Album rechnen.

Doch kommen wir zum Live-Auftritt: Flankiert von reichlich Bühnendeko und unterstützt von vier Background-SängerInnen agiert das neu zusammengestellte Live-Gespann beeindruckend tight und mit sichtbar viel Spaß an dem Material. Der Schwerpunkt liegt auf dem selbstbetitelten Debüt von 2000, welches wohl auch in der Gunst der Musiker höher als ihr Zweitling „Touched By The Crimson King“ steht. Trotzdem dürfen auch von diesem Werk Highlights wie „Crimson King“, „The Gunslinger“ oder das akustisch dargebotene „Wicked Witch“ nicht fehlen. Das i-Tüpfelchen bilden Cover von Guardians „Welcome To Dying“ und „Valhalla“, sowie Iced Earths „Burning Times“ und „I Died For You“, die das Publikum natürlich begeistert abfeiert. Ein toller Headliner-Auftritt, der vielleicht nicht ganz so viele Menschen vor die Bühne zieht, wie es den Dämonen und Zauberern zu wünschen gewesen wäre, für alle Abwesenden aber einen eindeutigen Verlust darstellt.

Danach nehmen SLAYER Abschied. Aus die Maus, Ende Gelände, eine der größten Thrash-Bands der Welt geht in den Ruhestand. Die Slayer-Fans mögen es mir nachsehen, doch so gern ich die Klassiker der Truppe auch mag, habe ich die Amis in der Vergangenheit vermutlich schon ca. zehn mal gesehen, so dass ich mir nur die erste halbe Stunde anschaue, in der die Band aber überzeugend brutal und treffsicher ihre Knaller abfeuert. Das hier dürfte erfreulicherweise einer der besseren Auftritte von Araya, King und Co. werden – das hat man auch schon anders erlebt.

Ich kann mir jedenfalls leider nicht den ganzen Auftritt anschauen, weil ich nun rüber ins Bullhead City Zelt muss, wo eine Band spielt, die ich vorher noch nie live gesehen habe, die mich die letzten drei Jahre aber enorm begeistert. THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA, die schwedische 80er-Retro-AOR-Classic-Rock-Macht, lädt dort zur Polonaise. Doch eins nach dem anderen: Die Herren sind zwar schon länger aktiv, richtige Aufmerksamkeit konnten sie allerdings erst mit ihren letzten beiden Alben voller Feelgood-Hits und Mitsing-Refrains erregen. Die qualitative Hochwertigkeit der Songs überrascht dabei genauso wenig wie der routinierte Live-Auftritt, den ich nun miterlebe – besteht die Band doch u.a. aus musikalischen Schwergewichten wie Björn Strid, David Andersson (beide SOILWORK) und Sharlee D’Angelo (ARCH ENEMY, SPIRITUAL BEGGARS). Trotz Slayer als direkte Konkurrenz hat sich eine beachtliche Menge im Zelt eingefunden, die mehr Bock auf Arschwackeln als Kopfschütteln hat. Und mit dem Arsch wird reichlich gewackelt, denn bei Hits wie dem neuen „Satellite“, aber auch „Gemini“, „Paralyzed“ und „This Time“ kann man einfach nicht stillhalten. Die herrliche Selbstironie mit der NFO auftreten – man erwähne die wundervollen 80er-Klamotten und die beiden Background-Sängerinnen in Retro-Stewardess-Uniformen mit ihren Tanz-Moves – rundet das Bild einer extrem spaßigen aber auch musikalisch mitreißenden Kapelle ab. Die erwähnte Polonaise im Publikum beim letzten Stück „West Ruth Ave“ setzt das Ausrufezeichen hinter diese Aussage.

Jetzt aber schnell zurück zu den Hauptbühnen, denn dort haben bereits OPETH mit ihrem Set begonnen! Neue Stücke vom kommenden Album „In Cauda Venenum“ gibt es diese Nacht leider noch nicht zu hören (Akerfeldt: „We didn’t have time to rehearse it and we would fuck it up.“), doch stattdessen spielen sich die Schweden durch eine schöne Mischung aus Songs, mit jeweils einem Titel ihrer letzten acht Alben. So kitzeln die Prog-Death-Meister trotz nachtschlafender Zeit noch mal Begeisterung aus dem Publikum (Akerfeldt trocken wie immer: „Are you tired? I am tired.“) und das zumeist stimmungsvoll schummrige Bühnenlicht verbindet sich mit dem inzwischen auf dem Gelände aufgezogenen Nebel zu einer Kulisse der Extraklasse. Für uns der perfekte Abschluss eines ereignisreichen und musikalisch extrem starken Festivaltages.

 

Hier geht’s zu Teil 5, Samstag (03.08.2019)

 

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