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Ruhrpott Metal Meeting 08./09.12.2017 Oberhausen Turbinenhalle

Freitag Bereits zum dritten Mal wird in diesem Jahr zum Ruhrpott Metal Meeting in die Turbinenhalle zu Oberhausen geladen.

Ruhrpott Metal Meeting 08./09.12.2017 Oberhausen Turbinenhalle

Freitag

Bereits zum dritten Mal wird in diesem Jahr zum Ruhrpott Metal Meeting in die Turbinenhalle zu Oberhausen geladen. Grad das letzte Jahr war mit BLIND GUARDIAN als Samstags-Headlinder prominent und klug besetzt und entsprechend gut besucht. Aber auch in diesem Jahr ist der Füllzustand der Halle kaum schlechter als im letzten Jahr. Alles richtig gemacht möchte man meinen. Nervig waren im letzten Jahr die langen Wartezeiten am Einlass am Freitagabend, nicht wenige verpassten die ersten Bands während sie sich dabei auch noch den Allerwertesten abfroren. Hier wurde in diesem Jahr – was auch immer – anders gemacht, der Einlass ging zügig, die Wertmarkenausgabe zum Erwerban  überlebenswichtiger Getränke ebenfalls. Diese werden dann auch entsprechend zügig an den durstigen Kunden gebracht. Los geht’s:

Die britischen Power Metaller SAVAGE MESSIAH eröffnen vor bereits gut gefüllten Rängen das RMM 2017 und können den guten Eindruck der Festival Saison erneut bestätigen. Klarer Sound, engagiertes Stage-Acting und gute Laune sind Programm. Mit dem Fokus auf dem aktuellen Album HANDS OF FATE werden erste Pommesgabeln und fliegende Haare gesichtet. Mehr kann man in 30 Minuten als Opener nicht erreichen.

Zehn Minuten mehr stehen den Finnen WOLFHEART zur Verfügung. Diese nutzen sie geschickt, wenngleich ihr melodischder Death Metal wesentlich weniger leicht verdaulich ist. Trotzdem schaffen WOLFHEART es, Bewegung in das nochmal deutlich angewachsene Publikum zu bringen und dabei noch eine herrlich bedrohliche Aura zu schaffen.

All das ist allerdings kein Vergleich zu den Thüringer Senkrechtstartern DESERTED FEAR. Live durchaus sehr präsent schafft diese Band es, live auch nach mehreren Shows einfach nicht langweilig zu werden. Dementsprechend wird auch in Oberhausen eine amtliche Thüringer  Rostbratwurst auf den Grill gelegt und mit herrlich scharfem Senf garniert. Eine große Bühne in einer großen Halle ist für DESERTED FEAR längst kein Problem mehr, eher nur eine weitere Stufe auf der Treppe nach ganz oben.

Bratwürste mit Senf sind im Marschgepäck der Finnen INSOMMNIUM vermutlich nicht zu finden. Und irgendwie haben die auch Pech, immer wenn ich sie live zu Gesicht bekomme hat gerade eine absolute Abrissbirne vor denen gespielt, und auch nach dem Sturm den DESERTED FEAR kurz vorher entfachten, wirkt der eher gefällige und nicht wirklich kantige Sound dieser Band eher wie ein Lüftchen als ein Orkan. Freilich, die Finnen sind angesagt, werden gefeiert und können spielen, aber in einem Sandwich zwischen DESERTED FEAR und OVERKILL kann der Platz auf der Bühne manchmal der einsamste Platz der Welt sein.

Und genau die grad erwähnten OVERKILL sind derartig lange im Geschäft das sie wahrscheinlich selbst nicht mehr wissen wie viele Shows sie schon gespielt haben. Alles was ich weiß ist, dass noch nie eine schlechte dabei war. Und das änderst sich heute auch nicht. Getaucht in das übliche giftgrüne Licht hauen nie New Yorker alles kaputt was Deserted Fear ganz gelassen haben. Zum Abschluss noch „Fuck You“ und ein Heer von Mittelfingern regt sich Sänger Blitz entgegen. Leider geil.

Max und Igor Cavalera hingegen haben vollmundig angekündigt, ihr ROOTS Album vollständig zu spielen. Folgerichtig ertönt dann auch pünktlich ROOTS BLOODY ROOTS aus der PA und alle freuen sich. Alle die damals das ROOTS Album abgefeiert haben. Ich persönlich gehöre nicht dazu, denn für mich hatte sich nach ARISE die ganze Sache erledigt. Dementsprechend finde ich auch nur bedingt Plaisier an der ganzen Geschichte und stelle fest, dass speziell Max Cavalera seine Gitarre auch zuhause lassen könnte, wirklich viel spielt er nämlich nicht darauf. Irgendwie riecht für mich die Sache nach einem fixen Cash-In, deswegen rufe ich mir ein Taxi und fahre ins Hotel.

Samstag

Pünktlich zu DEATH ANGEL sind wir dann aber wieder vor Ort. Sind die Bay Area Thrasher bei ihren Festival Shows im Sommer noch teilweise an mir vorbeigelaufen (glaubt mir, war wirklich nicht ihre Schuld), bekomme ich heute meinen Tritt in den Arsch. „SEEMINGLY ENDLESS TIME“, „THROWN TO THE WOLVES“ oder „MISTRESS OF PAIN“ sitzen wie ein italienischer Maßanzug. So gut habe ich diese Band seit ihrer Headliner Show auf dem Dynamo Open Air 1990 (!) nicht mehr gesehen.

Was soll ich über eine Band wie GLORYHAMMER schreiben? Freilich, der Sänger trifft jeden Ton, und das kann nicht jeder Sänger über sich behaupten, die Band spielt tight und sauber, die ersten Reihen sind voll mir Leuten die sowas toll finden. Aber wenn mich jemand fragt was das für Musik sein soll könnte ich nichtmal was dazu sagen. Mir ist das alles zuviel Kasperletheater, somit widme ich mich meinen Getränkemarken und deren Umwandlung in Bier. Das macht es zumindest ein wenig erträglicher.

ORDEN OGAN hauen da irgendwie auch in eine ähnliche Kerbe. Allerdings hat man – als „neutraler“ und objektiver Zuschauer zumindest – den Eindruck, dass die ganze Geschichte hier weniger aufgesetzt wirkt. Diese Band zieht ihr Ding konsequent durch, und das wirklich gut. Hier und da hört man ein paar Running Wild oder Blind Guardian Zitate, ein wirklich guter Sänger und eine beachtliche Bühnenproduktion. Die Show wird routiniert durchgezogen und trotzdem merkt man der Band an das sie Bock hat. Respekt. Aber: mir ist das alles zu cheesy. Gottlob finde ich noch ein paar Getränkemarken und tue was zu tun ist.

„Der ist ja nur zum Saufen hingefahren der Truckenbrodt“ mag der ein oder andere jetzt denken. Mitnichten liebe Leute: Seit Monaten fiebere ich der DESPAIR Show entgegen. Soll doch heute Abend das göttliche „History Of Hate“ Album in „leicht abgewandelter Form“ in kompletter Länge gespielt werden. So finde ich mich frühzeitig an der „Flöz Stage“ ein und freue mich halb kaputt darüber eins meiner Lieblingsalben aller Zeiten live serviert zu bekommen. Ein Album welches ich im zarten Alter von 15 oder 16 Jahren bekam und welches für mich bis heute nichts an Genialität verloren hat. Auch nicht – und das muss ich leider so deutlich sagen – wenn man versucht es mutwillig kaputt zu machen. „Wir spielen History of Hate heute in leicht abgewandelter Form“ begrüßt ex-Morgoth Frontman Marc Grewe das Publikum. Leicht abgewandelte Form, ja leck mich doch am Arsch, wenn vom Opener „Freedom Now“ – im Original ein schneller Song – bis auf eine einzige Melodie nichts mehr zu erkennen ist und dieser Song auf einmal ein aufs tiefe B gestimmter Groover ist, dann ist hier was gewaltig faul. Ich glaube zu verstehen, was hinter Waldemar Sorychtas Idee steckt, diesem Album etwas neues einzuhauchen. Aber bei einem alten Fan wie mir kommt das nicht an. Und bei vielen Leuten mit denen ich nach der Show spreche auch nicht. Da ändert die GRIP INC  Nummer „Ostracized“ auch nicht mehr viel. Schlimm… ändert aber weder was an meiner Liebe zu diesem Album noch etwas an meinem Respekt vor Waldemar Sorychta. Punkt.

Zurück auf der Hauptbühne zeigt dann Jeff Waters mit ANNIHILATOR allen Nachwuchsgitarristen wie gespielt wird. Genervt von dem Problem keinen geeigneten Sänger zu finden bzw. halten zu können tut er es mal wieder selber. Kenn ich irgendwoher. Die Doppelbelastung meistert der Meister dann auch vollkommen problemlos. Und trotzdem sieht man immer wieder: Jeder Kompromiss ist irgendwo faul. Ein echter Frontmann hätte hier eine sehr gute Show zu einer perfekten Show gemacht. Egal, „Alice In Hell“ geht immer.

Frau Pesch aus Düsseldorf scheint nicht zu altern. Ob hier die Liebe zur Musik, eine gesunde Lebensweise oder chirurgische Unterstützung Quell der ewigen Jugend sind mag ich nicht zu beantworten. Fakt ist, DORO ist auf der Bühne ein echtes Energiebündel und singt nicht schlechter als vor gut zwanzig Jahren. Ihre Setlist ist gut gewählt, auch alte WARLOCK Klasskier wie „Burning The Witches“ kommen nicht zu kurz. Was die aufgesetzen, in fürchterlichem Schulenglisch gemachten Ansagen sollen weiß Doro allerdings nur selber.

Zeit für den Headliner. Mein letztes Testament Konzert ist fast zwanzig Jahre her wenn ich mich recht entsinne, und so bin ich entsprechend gespannt und aufgeregt. Schlechte Alben haben die Bay Area Könige in den letzten Jahren eh nicht gemacht. Vorweg: Enttäuscht wird hier niemand. Vom Opener „Brotherhood Of Snakes“ bis zu den Rausschmeissern „Over The Wall“  und „Practice What You Preach“ wird hier gezeigt wer das Thrash Zepter in der Hand hält. Auch Klassiker wie „Into The Pit“ oder „Low“ kommen nicht zu kurz. Hier hat ein absolut würdiger Headliner ein wirklich cooles Festival mit wesentlich mehr Licht als Schatten abgeschlossen. Und das mit einer eindrucksvollen Machtdemonstration. Bis zum nächsten Jahr, wir sind dabei!

Verfasser des Berichts: Eiko Truckenbrodt

Fotos von Jens Hecker (Ver-Sehen) / www.ver-sehen.de / www.facebook.com/VerSehenFoto

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