Jet Jaguar (MX) Die Power Heavy Metaller im Interview zu „Severance“
Mit „Severance“ zelebrieren die mexikanischen Heavy- bzw. Power Metaller Jet Jaguar völlig zurecht selbstbewusst ihre Rückkehr – und zwar
Mit „Severance“ zelebrieren die mexikanischen Heavy- bzw. Power Metaller Jet Jaguar völlig zurecht selbstbewusst ihre Rückkehr – und zwar genau in dem Moment, in dem man sich fragt, ob die Mexikaner nach Line-up-Wechsel, Lockdown-Jahren und einem Crash 2024 überhaupt noch einmal einen Gang hochschalten können. Wir hatten das Album bereits auf dem Prüfstand und konnten hören, dass hier nicht nur am Sound gedreht wurde, sondern an der gesamten Ausrichtung der Band. Im Gespräch erzählen Jet Jaguar, warum der Titeltrack bewusst die Mitte des Albums markiert, was Neuzugang Raiden im Songwriting freigemacht hat und weshalb man für gute Musik auch schon mal mit Skorpionen unter einem Dach lebt.
Jet Jaguar, danke, dass ihr euch die Zeit nehmt. Wir freuen uns sehr, euch dabeizuhaben und sind heiß darauf, über das neue Album „Severance“ zu sprechen.
Vielen Dank für das Interview und für eure Zeit, das wissen wir wirklich sehr zu schätzen!
„Severance“ wirkt wie ein Schnitt und gleichzeitig wie ein Schritt nach vorne. Wo hört man das auf dem Album am deutlichsten?
Gute Frage. Tatsächlich haben wir die Tracklist so angeordnet, dass der Hörer den Bruch genau beim Song „Severance“ spürt – der steht ja genau in der Mitte. Wir haben die Stücke so sortiert, dass man vorher die Songs hört, die mehr nach dem klassischen Jet-Jaguar-Sound klingen, und danach kommen die Songs mit dem neueren Sound, also etwas, das sich von dem unterscheidet, was wir vorher gemacht haben.
Line-up-Wechsel können eine Band stärken oder zerstören; bei euch wirkt Raiden wie das fehlende Puzzleteil – er klingt einfach perfekt für diese Songs. Was hat sein Einstieg beim Songwriting und live freigesetzt, und wo hört man das auf der Platte am meisten?
Ja, da hast du recht – ein Line-up-Wechsel, vor allem wenn ein neuer Sänger dazukommt, ist eine sehr ernsthafte Sache. Raiden ist ein sehr vielseitiger Musiker, und das hat uns enorm geholfen, unsere Idee umzusetzen, neue Sounds zu erkunden und etwas heavier zu werden. Man hört zum Beispiel Growls und verzerrten Gesang in „Anthropocene“ oder an Schlüsselmomenten in „Disposable Minds“.
„Eternal Light“ verwandelt Erschöpfung in Entschlossenheit. Gab es beim Schreiben oder Aufnehmen den einen Moment, in dem dieser Schalter umgelegt wurde?
Beim Schreiben des Albums – um dir etwas Kontext zu geben – sind wir für eine Weile in das Haus unseres Gitarristen Ariyuki gezogen, in einer kleinen, abgelegenen Stadt in Mexiko. Das Haus war voller Skorpione, Spinnen und giftiger Schlangen, und wir mussten wirklich jede Nacht nach der Arbeit gegen diese Tiere kämpfen. Ich übertreibe nicht, das war sehr stressig. Aber genau dieses Adrenalin, der fehlende Schlaf und die Angst haben uns den Schub gegeben, den wir brauchten, um starke Musik zu schreiben.

„Fool’s Paradise“ greift aktuelle Themen auf, ohne die Hooks zu verlieren. Wie habt ihr die Feinheiten behalten und trotzdem einen Refrain gebaut, der live richtig reinhaut?
Ehrlich gesagt haben wir auf so etwas nicht übermäßig geachtet. Unser Ziel beim Songwriting ist einfach, dass der Song gut klingt, Punkt. Beim vorherigen Album haben wir sehr darauf geachtet, Hooks und eingängige Refrains zu schreiben, aber diesmal lag der Fokus mehr darauf, etwas Authentisches und Hochwertiges zu machen.
„Mach 10“ schreit nach Speed und Risiko – und das geht weiter als nur BPM. Wie klingt „schnell“ für euch in Ton, Phrasierung und im Raum, den ihr offen lasst?
Für uns bedeutet „schnell“ nicht nur, mit hoher BPM zu spielen. Es geht um Energie, Spannung und Präzision. Wenn wir etwas schreiben, das sich schnell anfühlen soll – wie „Mach 10“ –, konzentrieren wir uns darauf, durch Phrasierung und Dynamik ein Gefühl von Bewegung und Dringlichkeit zu erzeugen, nicht einfach nur Tempo um des Tempos willen. Der Sound muss scharf und lebendig sein, die Gitarren müssen durchschneiden und die Rhythmusgruppe muss alles nach vorne drücken wie ein Motor auf Vollgas.
Der Titel „Severance“ deutet darauf hin, sich loszulösen, um weiterzukommen. Was musstet ihr hinter euch lassen, um die Band zu werden, die wir jetzt hören?
Vieles – und nicht nur Materielles. Beziehungen, Freundschaften… Ich habe zum Beispiel die Sicherheit einer Karriere in der Medizin aufgegeben, um mit der Band weiterzumachen. Das ist unsere Leidenschaft, und wir sind bereit, alles hinter uns zu lassen, um voranzukommen.
„Hollow Drive“ spricht ohne Stimme. Welche Geschichte erzählt das Instrumental im Spannungsbogen des Albums?
„Hollow Drive“ wurde von Ariyuki geschrieben, als er zur Band kam, und wir haben entschieden, den Song instrumental zu lassen, um die Gitarren hervorzuheben – so eine Art Visitenkarte für die Fans, die Ariyukis Potenzial und Talent zeigt. Auf dem Album sorgt der Track für einen schönen Wendepunkt, aber er lässt den Hörer trotzdem nicht wirklich ausruhen, weil die Gitarrensoli sehr intensiv sind.
„Anthropocene“ wächst von Ruhe zu etwas Monumentalem. Wie habt ihr diesen Aufbau hinbekommen, ohne Spannung oder Klarheit zu verlieren?
Bei „Anthropocene“ haben wir lange gebraucht, um den richtigen Sound und die richtige Struktur zu finden, von der wir das Gefühl hatten, dass sie wirklich ausdrückt, was der Song darstellen soll. Einen langen Song mit so vielen Wechseln zu machen, ist eine echte Herausforderung – die Aufmerksamkeit des Hörers zu halten, ist nicht einfach – und wir mussten in jedem Abschnitt das richtige Gleichgewicht finden, damit die Spannung erhalten bleibt und der Song trotzdem klar bleibt.
Ihr habt eine harte Phase durchgestanden – ein Line-up-Wechsel, die Lockdown-Jahre, sogar einen Crash 2024. Was habt ihr aus eurem Prozess gestrichen, um scharf zu bleiben, und worauf habt ihr noch stärker gesetzt?
Wir haben definitiv viel mitgemacht, aber wir haben eine starke Haltung und wir können unsere Fans nicht im Stich lassen. Wichtig ist, weiterzumachen – the show must go on. Das Leben ist hart, und wir können nichts daran ändern. Man muss sich anpassen oder untergehen, und genau das machen wir.
Zwei Gitarren, große Refrains, ein Bass, der von unten oft führt. Wo entscheidet ihr euch für Harmonie, und wo ladet ihr Reibung ein?
Musikalisch sind wir eine Band, die von Shred-Gitarre, Twin-Guitars und vielen Soli geprägt ist. Wir haben einfach großen Spaß daran, die meisten Melodien zu harmonisieren – das gehört zur DNA der Band. Spannung erzeugen wir vor allem über härtere Riffs und einen raueren Gesang.
Ihr tragt eine stolze mexikanische Identität in eine klassische Metalsprache. Wie prägen eure Wurzeln eure Melodien, eure Geschichten und euren Auftritt?
Ganz ehrlich: Unsere Metal-Einflüsse haben nicht besonders viel mit Mexiko zu tun. Wir sind mit Musik aus Europa und den USA aufgewachsen. Wir vertreten Mexiko mit großem Stolz, aber unser Sound ist nicht unbedingt „mexikanisch“, wenn man es so nennen will.
Deutschland 2026: Was können Fans erwarten – Clubshows, Festivals, eine komplette Tour? Gibt es schon etwas Konkretes?
Ehrlich gesagt: Das letzte Mal, als wir in Deutschland getourt sind, lief es unglaublich gut, und wir können es kaum erwarten zurückzukommen – es ist das beste Land der Welt, um Metal zu spielen. Unsere oberste Priorität ist, 2026 zurückzukehren, um „Severance“ zu promoten. Wir können noch nichts ankündigen, aber wir hoffen, sehr bald zu kommen.
Wenn man mal von Zahlen absieht: Was wäre in den nächsten zwölf Monaten ein Erfolg, den keine Charts messen können – für euch als Menschen und für Jet Jaguar als Band?
Wir haben wirklich das Gefühl, dass dieses Album schon ein Sieg ist. Wir sind sehr glücklich und stolz auf das Endergebnis, es hat einen reifen Sound und stellt eine natürliche Weiterentwicklung von dem dar, was wir bisher gemacht haben. Wir sind zufrieden, und wir wissen, dass die Leute es lieben werden.
Vielen Dank für das Interview – die letzten Worte gehören euch. Gibt es noch etwas, das ihr unseren Lesern mitgeben wollt?
Vielen, vielen Dank an alle für eure Unterstützung und dafür, dass ihr „Severance“ hört. Wir haben es mit sehr viel Liebe und Hingabe für euch gemacht. Viele Grüße aus Mexiko – wir hoffen, euch bald in eurer Stadt zu sehen.
Wer nun mehr über diese Metalgaranten aus Mexico erfahren will, der sollte folgende Links auschecken:



