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Feuertal Festival 2017 am 25. & 26. August in Wuppertal

Schon seit 2002 lockt das kleine Festival vor beeindruckender Kulisse im Steinbruch auf der Wuppertaler Hardt seine Besucher. Die

Feuertal Festival 2017 am 25. & 26. August in Wuppertal

Schon seit 2002 lockt das kleine Festival vor beeindruckender Kulisse im Steinbruch auf der Wuppertaler Hardt seine Besucher. Die Zielgruppe ist mit dem dazugehörigen Mittelaltermarkt relativ klar definiert und genau so bot sich auch dieses Jahr das Lineup. Nach Ausfall eines Bandmitglieds wegen Krankheit in der engen Familien, mussten Lacrimas Profundere ihren Gig leider absagen, so blieben für den Freitag noch Mila Mar, D’Artagnan, Lord of the Lost und Fiddler’s Green. Den Samstag bestritten Stoneman, Ignis Fatuu, Mr. Hurley und die Pulveraffen, Mono Inc. und zum Abschluss Schandmaul. Moderiert wurde das Spektakel wie schon seit Jahren von Svbway to Sally Frontmann Eric Fish, der am Freitag um 14:00 Uhr mit den ca. 1.500 Besuchern die Feuertal Hymne anstimmte.

 

Tag 1:

Bis ich an diesem Punkt ankam, verging leider etwas mehr Zeit als geplant. Aus der Region kommend, war meine Fahrzeit für die Anreise von ca. 20 Minuten sehr entspannt. Bis zu dem Moment, in dem mir einfiel, warum Wuppertal wohl schon mehr als einen Autofahrer an den Rand eines Nervenzusammenbruchs gebracht hat. Am Fuße der Hardt-Bühne ist man recht schnell – ab dann wird es allerdings etwas tricky. Enge, zugeparkte Gassen, gespickt von Einbahnstraßen und bei so einem Event voll mit hunderten anderen Festivalbesuchern, die genau wie ich, die paar kostenlosen Parkplätze in fußläufiger Reichweite suchen. An dieser Stelle ein Hinweis: Augen auf bei der Parkplatzwahl! Viele der vermeintlich freien Plätze sind am Enden doch in Anwohner oder Parkscheinzonen. Sollten ihr das mal übersehen haben, macht Euch das ansässige Ordnungsamt aber gerne darauf aufmerksam.

Angekommen auf dem Gelände erwartete mich ein freundliches Orga-Team am Eingang. Von hier aus ging es direkt weiter auf den Mittelaltermarkt, auf dem ca. 20 Aussteller und Verkäufer alles anboten, wonach es dem geneigten Mittelalterfan von Kleidung und Schmuck bis hin zum Fleischspieß begehrte. Auffällig war, dass es eigentlich keinen „Ramsch“, dafür viel Handarbeit auf dem Markt gab. Diese konnte an vielen Ständen, wie bei den Schmuck Äxten, gleich live bewundert werden. Das Konzept Qualität statt Quantität geht hier auf jeden Fall auf!

Hinter dem Markt liegt dann die Freilichtbühne an der Hardt. In der imposanten Kulisse des Steinbruchs sind die Ränge wie in einem Amphitheater angelegt und bieten von überall gute Sicht auf die Bühne. Was mich stark überraschte, war der klare und sehr druckvolle Sound, den die Tontechniker aus Kulisse und PA gezaubert haben. Großes Lob hierfür!

Wieder zurück: Freitag, kurz nach 14:00 Uhr, die Meute hat gesungen und Eric stellt den ersten Act, eine alte Freundin, vor. Okay, irgendwie ist jeder Act auf dem Feuertal irgendwie ein alter Freund von Eric Fish. Man kennt sich und viele der Künstler sind nicht erst seit gestern im Geschäft. Auch dieser Fakt unterstreicht das vom Veranstalter so hochgehaltene familiäre Umfeld des Feuertal- Festivals. Um kurz nach Zwei war es dann soweit und Mila Mar traten auf die Bühne. Nach fast 15 Jahren Pause stehen Sängerin Anke Hachfeld, Geigerin Katrin Beischer und Keyboarder Maaf Kirchner mit neuem Drummer endlich wieder auf der Bühne. Der Sound ist wie damals – sphärische Klänge mischen sich mit Phantasiesprache und dem unglaublichen Ambitus von Sängerin Anke. Die getragenen Klänge spalteten allerdings das Publikum. Einige genossen den Klangeindruck bei sonnigem Wetter, anderen hätten sich wohl eher einen mitreißenderen Opener für das Feuertal 2017 gewünscht.

Schon am Vortag war leider klar, dass Lacrimas Profundere ihren Gig absagen müssen. Grund war eine schwere Krankheit im direkten Umfeld eines der Bandmitglieder. Und weil Familie eben das wichtigste ist, hegte auch kaum jemand Greul ob des ausgefallenen Gigs. Für die Veranstalter allerdings war es eine fast unlösbare Aufgabe, den freien Slot in so kurzer Zeit wieder zu füllen. Obwohl alle anderen Bands nun etwas länger spielen konnten, blieben ein paar längere Pausen im Programm nicht aus. Gestört hat es aber niemanden.

D’Artagnan kamen als zweite Band des Tages mit Sänger Ben Metzner, Felix Fischer und Tim Bernard auf die Bühne. Begleitet von einer dreiköpfigen Rhythmusfraktion hatten die Nürnberger das Feuertal mit Betreten der Bühne fest im Griff. Auch die bei Mila Mar eher lichten Reihen waren jetzt gut mit knapp 2.500 Besuchern gefüllt. Auch wenn die Band recht häufig als Karnevalsmusik oder Schlagerhaufen verschrien wird, können sie eben das ziemlich gut. Erlaubt ist eben, was gefällt und so gab es halt ne riesen Gaudi. Auch das anschließende Kollektivschunkeln tat der Stimmung keinen Abbruch. Nachdem Ben zum Ende des Gigs dann noch die Band vorstellte, gab es ein spontanes Ständchen für den Live-Gitarristen Haiko Heinz, der, geboren am 24.08.75, gerade *hüstel* 25 Jahre jung geworden ist.

Lord oft he Lost, oder Schluss mit Schunkeln. Am frühen Abend wurde es dann etwas lauter auf der Hardt. Die Dunkelrocker aus Hamburg um Frontmann Chris lieferten eine solide Show und boten ein gut gemischtes Programm für die Freunde der etwas härteren Gangart. Bei Ihrem letzten besuch auf der Waldbühne mussten die Jungs verkürzen, dieses Mal durften sie länger – passt. Trotz guter Performance aber kamen die Hamburger nicht so gut beim Publikum an, wie ihre Vorgänger aus Nünrberg. Dafür musste aber auch niemand Schunkeln. Zum Ende des Gigs zeigte sich Frontmann Chris sichtlich gerührt bei dem Anblick einer Japan-Flagge samt dazugehörigen Besuchern aus der ersten Reihe. Die Flagge kam kurzer Hand auf die Bühne: Arigatō!

Für Lord of the Lost war das Feuertal vorerst das letzte Open Air auf deutschem Boden, denn die Band verabschiedet sich jetzt von den deutschen Bühnen auf Tour nach UK und USA, wo sie als Support der KMFDM-Tour spielen wird.

Als Headliner standen am Freitag die sechs Musiker von Fiddler’s Green um Frontmann Ralf Albers auf der Bühne. 2017 ist die Band bereits zum sechsten Mal Gast auf der Waldbühne und gehört somit schon fast zum Inventar des Wuppertaler Festivals.

In der Ansage von Eric Fish ging es um die Bedeutung des Namens „Fiddler’s Green“. Im 19ten Jahrhundert war Fiddler’s Green für Seeleute, die länger als 50 Jahre zur See gefahren waren, eine Art Paradies. In Gedenken an einen alten Freund und alle die zu früh gehen mussten, spielte Eric dann „Mach’s Gut, Mein Freund“ und verbreitete damit reichlich Gänsehaut.

Wie gewohnt fackelten die Erlangener Folk-Rocker auch dieses Mal nicht lange und brachten das kleine Amphitheater in kürzester Zeit zum Kochen. Hierbei lieferten Albi, Stefan Klug, Tobias Heindl und Pat auf einem soliden Fundament von Drummer Frank Jooss und Basser Rainer Schulz wie gewohnt eine hochenergetische Show ab. Zwischen „Leaving Of Liverpool“ und „Folk’s not dead“, bzw. „Blarney Roses“, zeigten die Folk-Rocker ein ausgewogenes Programm, was das Publikum mit ausgelassenem Feiern quittierte. Leider, so will es der Wuppertaler Lärmschutz, ging das wilde Fest wie jedes Jahr nur bis 22:00 Uhr. So Verabschiedete Moderator Eric Fish nach einer kurzen Feuershow, die Besucher in die laue Sommernacht.

 

Tag 2:

Dieses Mal habe ich vor der Abfahrt daran gedacht, dass es nach Wuppertal geht und trotzdem ist der erste Teil des Stoneman- Gigs der Parkplatzsuche zum Opfer gefallen. So bekam ich nur noch den Schluss des Gigs der Schweizer mit, der die etwas verkaterte Meute deutlich besser als Mila Mar am Vortrag in den Festivaltag brachte. Auch Eric hatte wohl in altbekannter Runder den Abend in Wuppertal gut ausklingen lassen, sodass die Sonnenbrille den Tag über auch im Schatten auf blieb. Den hatten wir zum Glück reichlich, denn das mittlerweile hochsommerliche Wetter versprach einen heißen Tag. Kein Problem, denn bei Bierpreisen von 3€ zzgl. Pfand kann nun wirklich keiner meckern. Auch wenn ein Pressekolleg die Cola ohne Kohlensäure erwischt hatte, war das auch der einzige Makel an der auch am zweiten Tag guten Orga und dem freundlichen Team vor Ort.

Als nächstes standen Ignis Fatuu auf dem Programm. Genau wie bei den folgenden Pulveraffen wurde auch ihr Gig durch ein Kamerateam begleitet. Bitte Lächeln! Nach einigen Umbesetzungen stehen die Nürnberger wieder in fester Formation auf der Bühne. Während des Gigs gab es neben bekannten Songs wie „Blut Geleckt“ auch einige Titel der neuen Scheibe Meisterstich, die Mitte 2016 in die Läden kam, auf die Ohren. Nach dem lesen einiger Rezessionen des Albums ahnte ich böses, war dann aber von der zum Genre passenden Live-Performance angenehm überrascht. Nach einem kleinen Sängerkrieg zwischen linker und rechter Seite oder eben zwischen P.G. und Max war der Gig dann auch schon fast wieder rum.

Und dann… ja dann kamen die Pulveraffen. Der Vollständigkeit halber „Mr. Hurley und die Pulveraffen!“ Dafür, dass am Vortag ihr Album Tortuga veröffentlicht wurde, machten Simon, Christoph, Johannes und Tänzerin Esther einen erstaunlich fitten Eindruck. Als später dann Simon offenbarte, dass vielleicht sogar eine Chartplatzierung drin sei, erklärte sich auch das latente Lächeln der Vier von ganz alleine.
Das folgende Konzert sollte nicht nur gefilmt, sondern direkt live gestreamt werden. Wie sich leider später herausstellte, funktionierte der Stream nur die ersten 10 Minuten. Für den Stream und das Video hatten die Osnabrücker am Eingang des Feuertals ordentlich Merch in Form von Hüten und Augenklappen verteilt, die die Besucher während des Gigs in eine amtliche Wand von Papp-Piraten verwandelte. Ab dem ersten Song hatten die drei Musiker das Publikum auf ihrer Seite, nicht zuletzt mit ihrem ehrlichen Charme, sich selbst nicht ganz so ernst zu nehmen und sich dabei dankbar für den Erfolg zu zeigen. Dank gab es ca. zur Hälfte des Gigs auch vom Kollegen von Ignis Fatuu, der neues Bier für die trockenen Kehlen auf die Bühne brachte. Neben Klassikern der Pulveraffen gab es auch einige Songs von der neuen Scheibe auf die Ohren, wobei sich das Publikum bei „Achtung, fertig, Prost“ schon jetzt erstaunlich textsicher zeigte. Auch „Blau wie das Meer“ durfte mit einem vorangehenden Medley-Finale in „Ich und mein Holz- Form“ nicht fehlen. Das hat Spaß gemacht!

Jetzt war erstmal Umbau angesagt. Wobei die Kanonenattrappen eigentlich hätten für die Folgeband Mono Inc. stehenbleiben können. Die Fanbase der Hamburger Dunkelrocker war wie erwartet recht groß und so bekleidete fast jeden dritten Festivalbesucher ein Mono-Shirt. Was folgte war eine Mono Inc. typische Show, begonnen mit „Together till the end“ bis „Get some sleep“. Auch auf der Hardt war wieder MajorVoice zugast und lockerte das für meine Ohren etwas Mono-Ton-klingende Programm der Hamburger mit „Potter’s field“ und „Wonderfull Life“ angenehm auf.

Zum Ende des 2017er Feuertal-Festivals standen dann Schandmaul für die Abenddämmerung auf dem Plan. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge gingen die Gröbenzeller Folk-Rocker um Frontmann Thomas Lindner an diesem Abend auf die Bühne, denn für Geigerin Anna sollte das Feuertal-Festival erstmal das letzte Konzert mit der Band werden. Begonnen mit „Vor der Schlacht“ über den „Hofnarr“ und den „Schnaps“, stand als letzte Zugabe „Dein Anblick“ auf der Setlist. Für Annas letzten Song ließ sich die Band etwas ganz besonderes einfallen und verteilte 1000 Wunderkerze, die die Bühne an der Hardthöhe in ein Sternenmeer tauchten. Als allerletzter Song durfte dann „Auf Euch“ irgendwie auch nicht fehlen. Für mich hatte der gesamte Gig eine ganz besondere Stimmung um Geigerin Anna, die mehr als sonst den Blickkontakt zu ihren Bandkollegen suchte und während des gesamten Auftritts sichtlich emotional berührt war. Mal fröhlich, mal traurig. Eben mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Auch auf Annas Facebookseite verabschiedeten sich ihre Fans gebührend und auch wir bedanken uns für eine tolle Zeit mit ihr bei Schandmaul. Viel Glück und alles Gute für die kommenden Projekte!

Mit dem Gig von Schandmal endete für mich auch das Feuertal 2017 mit einem ausgiebigen Spaziergang zum „A*sch der Heide“ – da hatte ich nämlich geparkt.

Fazit: Das Feuertal stellt mal wieder seinen Rang als Pflichttermin für Mittelalterfans der Region unter Beweis. Hierbei kann das mit 2.500 Besuchern doch recht kleine Festival auf das szenetypisch gute Billing stolz sein. Das Programm runden eine nette Orga und sehr humane Preise ab.

Alle Bilder findet Ihr in unserer Facebook Galerie.

Verfasser des Berichts: Jens Hecker

Fotos von Jens Hecker (Ver-Sehen) / www.ver-sehen.dewww.facebook.com/VerSehenFoto