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Noumenia (IT) im großen Interview zu ihrem neuen Album „Echoes“ [ Modern Metal ]

Mit der Veröffentlichung ihres Debütalbums „Echoes“ über Eclipse Records hat die italienische Modern-Metal-Band Noumenia die Aufmerksamkeit von Fans und

Noumenia (IT) im großen Interview zu ihrem neuen Album „Echoes“ [ Modern Metal ]


Mit der Veröffentlichung ihres Debütalbums „Echoes“ über Eclipse Records hat die italienische Modern-Metal-Band Noumenia die Aufmerksamkeit von Fans und Kritikern gleichermaßen auf sich gezogen – dank ihrer Mischung aus Groove, Präzision und emotionaler Tiefe. Ihre Musik taucht ein in Themen wie Bewusstsein, Rebellion und Selbstfindung, getragen von den eindringlichen Vocals von Vivian Nigro und dem dichten Zusammenspiel der Band. In diesem exklusiven Interview blicken Noumenia auf den kreativen Prozess hinter „Echoes“, die Philosophie, die in ihren Sound eingeflochten ist, und darauf, was es wirklich bedeutet, durch das Chaos eine eigene Identität zu finden.

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Hallo, vielen Dank für eure Zeit. Wie geht es euch?


Matteo C.
Hallo zusammen, und vielen Dank, dass ihr uns die Möglichkeit gebt, dieses Interview zu führen. Wir erleben gerade eine Zeit voller Neuerungen und Veränderungen – sowohl für die Band als auch in unserem persönlichen Leben. Wir vier langweilen uns schnell, daher tut es uns unglaublich gut, viele Projekte und Ideen zu haben, an denen wir arbeiten können!


Euer Debütalbum „Echoes“ wirkt zugleich introspektiv und aufbegehrend. Welche Emotionen oder Erfahrungen haben euch ursprünglich dazu bewegt, es zu schreiben?


Vivian
Für „Echoes“ zu schreiben war, als würde man ein Kind zur Welt bringen. Was die Texte angeht, gab es einige konzeptionell sehr schwere Passagen, die wir für einen Song auf das absolute Minimum herunterbrechen mussten. Es ist zum Beispiel nicht einfach, einen Geisteszustand – ein Gefühl, das wir in unserer heutigen Gesellschaft jeden Tag erleben – in einfache, direkte Sätze zu fassen. Sam und ich haben hart daran gearbeitet, vor allem, weil unser letztliches Ziel war, unsere Hörer:innen direkt ins Herz zu treffen. In „Echoes“ vernachlässigen wir auch unsere Sorge um die Zukunft unserer Generationen nicht. Die Technologie beeinflusst unsere Gegenwart enorm und entwickelt sich in einem außergewöhnlich hohen Tempo, vielleicht zu schnell. Bei all dem dürfen wir nicht vergessen, wer wir als Menschen sind. Wenn die Materie die Oberhand gewinnt, verliert man leicht die Verbindung zum Geist.


Der Titel „Echoes“ lässt an Wiederholung, Erinnerung und Konsequenz denken. Wie spiegelt dieses Konzept euer Verständnis der menschlichen Natur wider?


Vivian
Wenn man darüber nachdenkt, ist unser ganzes Leben in einen ständigen Kreislauf aus Ereignissen, Emotionen und Handlungen eingebettet. Es ist wie ein Bumerang, und dieses Muster – wenn wir es so nennen wollen – findet sich in jedem Aspekt unseres Seins wieder. Auf der Grundlage der Frequenz, die wir aussenden, erhalten wir eine Antwort durch Resonanz – sowohl nach innen als auch nach außen. All das entfaltet sich in unserem Leben weiter, und wir werden entsprechend davon beeinflusst, positiv wie negativ. Das ist ein grundlegender Aspekt unserer Existenz.


Als ihr angefangen habt, den Sound von Noumenia zu formen: Was sollte die Band über die Musik hinaus verkörpern?


Vivian
Jenseits der Musik wollten wir unsere Gefühle ausdrücken – Gefühle, die andere teilen können, ausgehend von der Gesellschaft, in der wir leben, ihrer Entwicklung und dem Einfluss, den sie auf unser Leben hat. Wir wollen authentisch sein und ohne Filter zu unseren Zuhörer:innen sprechen. Die Vereinigung unseres Wesenskerns verwandelt sich in das, was Noumenia ist, und dem werden wir auch in Zukunft immer treu bleiben.


„Blind Idols“ eröffnet das Album mit brutaler Ehrlichkeit. War der Song als Spiegel der Gesellschaft gedacht oder eher als persönliches Erwachen?


Vivian
Was wäre, wenn ich dir sagen würde, dass „Blind Idols“ sowohl ein Spiegel der Gesellschaft als auch ein persönliches Erwachen ist? Wir wollten ein genaues Bild von dem zeichnen, was wir in unserem Alltag fühlen und sehen. Wir haben dem Ganzen einen Kontext gegeben, denn wir sprechen über unsere Gegenwart – darüber, was wir erleben, sobald wir morgens die Augen öffnen, zur Arbeit oder zur Uni gehen, tausend andere Dinge erledigen, schlafen gehen und am nächsten Tag dieselbe Routine von vorne beginnen. Viele Menschen verstehen immer noch nicht, was ihr Lebenszweck ist; junge Menschen, die schon früh weder eine Leidenschaft noch einen Funken Kreativität entwickeln, weil sie ständig von Bildschirmen vor ihren Augen „lobotomiert“ werden. Die meisten Menschen können kaum noch miteinander in Beziehung treten, weil wir vergessen haben, was es bedeutet, wirklich zu sozialisieren. Schau dich um und sprich mit den Menschen in deiner Nähe, denn wir finden unzählige Beispiele von Menschen, die nicht einmal wissen, warum sie leben und vielleicht Entscheidungen nicht auf der Grundlage dessen treffen, was sie wirklich wollen, sondern dessen, was die Gesellschaft von ihnen erwartet, um „erfolgreich“ zu sein. Dieser Song ist eine Einladung, dich an deine Menschlichkeit zu erinnern und vielleicht damit zu beginnen, Schöpfer deines eigenen Lebens zu sein, statt weiterhin nur eine Nebenrolle zu spielen.


Wieviel eurer Texte ist autobiografisch, und wieviel ist eher symbolisches Storytelling? In eurem Sound herrscht eine beeindruckende Balance zwischen Präzision und Chaos. Wie erzeugt ihr diese Spannung, wenn ihr gemeinsam schreibt?


Samu
Die Mehrheit der Themen, über die wir in unseren Texten sprechen, ist real, und wir benutzen Metaphern, um die Bedeutung der Konzepte besser einzufangen und die Hörer:innen auf einer tieferen Ebene zu berühren. Wenn wir gemeinsam schreiben, trägt jedes Bandmitglied etwas bei; das Gleichgewicht, das entsteht, ist das Ergebnis der Entwicklung all unserer Ideen – egal ob wir Musik oder Texte schreiben. Wir sind der Meinung, dass jede Stimme gehört werden sollte, wenn Kunst entsteht, also achten wir darauf, alles, was wir denken, erschaffen und tun, in das Endergebnis einfließen zu lassen.


Wie beginnt euer kreativer Prozess normalerweise – mit Riffs, Texten oder emotionalen Themen? Vivian, deine Vocals wechseln innerhalb von Sekunden zwischen Wut und Verletzlichkeit. Wie bereitest du dich mental darauf vor, so gegensätzliche Emotionen zu kanalisieren?


Vivian
Meistens beginnen neue Songs mit Riff-Ideen, die wir dann weiterentwickeln, um ein komplettes Fundament zu erschaffen. Darauf setze ich die „Seele“, je nachdem, was der Song mir vermittelt, und entwickle eine Gesangslinie. Die Texte sind das i-Tüpfelchen und entstehen immer aus dem, was das Gesamtbild uns vermittelt. Ich glaube, dass wir auf diese Weise erfolgreich verbinden können, was wir sagen wollen, mit dem, was wir spielen. Die wichtigste Zutat ist, Emotion hineinzulegen. Für mich ist jenseits der Technik Emotion in der Musik unverzichtbar – leider ist das oft nicht der Fall. In unserer Musik gibt es eine Achterbahn an Gefühlen, in die ich mich vollständig hineinbegeben muss, um den Menschen das zu vermitteln, was wir fühlen. Für mich ist es entscheidend, selbst an den Texten zu arbeiten und sie dann zu singen. Ich könnte die Worte von jemand anderem niemals auf die gleiche Weise wiedergeben, weil ich sie vielleicht nicht zu 100 % fühle. Zum Glück ist Sam fantastisch. Wir verstehen uns perfekt und können gemeinsam an den Texten arbeiten. Wir diskutieren ständig, entwickeln ein Grundthema und beleuchten es dann in all seinen Facetten. Ich glaube, dass ein 360°-Blick essenziell ist.

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„The Circle“ hat einen starken philosophischen Unterton. Was bedeutet die Idee von „What goes around comes around“ für dich persönlich?


Samu
Die Idee hinter „The Circle“ war, einen Song auf der Grundlage einer kreisförmigen Bewegung von Ursache und Wirkung, von Handlungen und Konsequenzen zu schreiben, die unser Leben abbildet: Jeden Tag triffst du Entscheidungen, die dein Leben für immer verändern können, und „The Circle“ ist genau das – eine Erinnerung für alle daran, dass sich das Rad des Karmas dreht und letztlich alles zu dir zurückkommt, positiv wie negativ.


Seht ihr „Echoes“ als Konzeptalbum oder eher als Sammlung unterschiedlicher Geisteszustände?


Samu
Eher Letzteres: Es ist wie eine Reise in die menschliche Komplexität und Emotionalität – durch alle positiven und negativen Aspekte des Menschseins. Wir wollten etwas schaffen, das so introspektiv ist wie die menschliche Seele und so komplex wie der menschliche Geist.


Wie wichtig war die Zusammenarbeit mit Richard Meiz im Produktionsprozess, und was hat er zu eurem Sound beigetragen?


Matteo C.
Richard Meiz ist nicht nur unser Produzent, er ist in erster Linie unser Mentor. Er war der Erste, der unser Potenzial erkannt hat und sich entschieden hat, uns zu helfen, es zu entfalten und uns zu dem zu formen, was wir heute sind. Sein Beitrag war entscheidend, um unsere Ideen und unseren Sound zu etwas Frischem und Modernem zu verschmelzen, das das Publikum wirklich überraschen kann. Kurz gesagt: Richard Meiz hat uns geholfen, unseren ersten großen Schritt als Profis zu machen.


In „Outsider“ gibt es eine klare Botschaft von Identität und Widerstand. Ist Rebellion ein wesentlicher Bestandteil der DNA von Noumenia?


Vivian
Wenn rebellisch zu sein bedeutet, sich in einer Gesellschaft unwohl zu fühlen, die uns selbst unbequem ist, dann ja.


Die Mittelpassage des Albums, insbesondere „Fall Apart“ und „Black Ocean“, wirkt cineastisch und fast spirituell. War das Absicht, oder hat sich das im Studio ganz natürlich ergeben?


Vivian
„Fall Apart“ und „Black Ocean“ sind wohl die emotionalsten Stücke auf dem Album. Klanglich erzeugen sie eine filmische Stimmung, und genau das soll die emotionale Wirkung noch verstärken. Die Texte wurden bewusst so geschrieben, dass sie eine spirituellere Dimension ausloten als andere Songs, die stärker auf einer sozio-politischen Ebene angesiedelt sind. Auf diesem Album erforschen wir verschiedene Aspekte des Menschseins: den Verstand, das Herz und im Kern von allem den Geist. Das ist die Grundlage unserer Natur. Mir ist es sehr wichtig, diesen Gedanken auszudrücken: Wir leben in einer Welt, die uns entmenschlicht; wir leben in einer wundervollen Welt – und sehen zu, wie sie vor unseren Augen stirbt. Und wofür? Die Antwort liegt bei dir.


Eure Texte thematisieren häufig Kontrolle, Systeme und Erwachen. Wie schaffst du es persönlich, in einer Welt voller Ablenkung und Konformität authentisch zu bleiben?


Vivian
Es ist nicht leicht, in dieser Welt, in dieser Epoche, authentisch zu bleiben – vor allem, weil es sehr wehtut, nicht einem vorgegebenen Muster zu entsprechen. Die sensibelsten Menschen leiden am meisten darunter, und anstatt das System an die Bedürfnisse jedes Einzelnen anzupassen (ja, wir sind alle verdammt unterschiedlich – und genau das ist das Schöne daran) und das Beste aus jedem Menschen herauszuholen, um etwas Einzigartiges auf diesem Planeten zu schaffen, schicken wir sie lieber alle in Therapie, weil sie im Grunde genommen ein „Glitch“ in der Gesellschaft sind. Es ist einfacher, Menschen mit Psychopharmaka vollzustopfen, als an die Wurzel des Problems zu gehen, weil es so wirkt, als wäre es unmöglich, die derzeitige Gesellschaftsform weiterzuentwickeln – aber ich schweife ab. Abgesehen davon ist es trotz allem wichtig, sich dessen bewusst zu sein, was außerhalb und in uns selbst liegt. Ohne Bewusstsein können wir nicht am Steuer unseres eigenen Lebensfahrzeugs sitzen.


Wie interpretiert ihr die Beziehung zwischen Technologie und Emotion – eine wiederkehrende Dualität auf „Echoes“?


Vivian
Wir leben in einer Zeit, in der wir stark von Technologie beeinflusst sind und von ihr abhängen. Für uns ist es spannend, die Konsequenzen zu erforschen, die das auf menschlicher Ebene hat. Je mehr wir darüber nachdenken, desto mehr Fragen stellen wir uns, auf die wir Antworten finden möchten. Damit ist klar, dass wir uns ganz im Reich der Emotion bewegen. Wenn man darüber nachdenkt, fangen wir sogar an, künstliche Intelligenz zu befragen, als wäre sie eine reale Person, und suchen nach der Empathie, die wir verlieren, um in diesem rasenden Tempo überhaupt überleben zu können. Die Seele beginnt sich mit dem Künstlichen zu vermischen. Manche sagen, einige unserer Songs hätten die Stimmung eines Science-Fiction-Films – das spiegelt unser Gefühl wider, tatsächlich in einem Science-Fiction-Film zu leben!


Welche emotionale Atmosphäre wollt ihr mit euren Liveshows im Vergleich zu den Studioversionen erschaffen?


Matteo C.
Wie man sofort merkt, ist unsere Musik definitiv intensiv, aber noch mehr ist sie introspektiv. „Echoes“ ist ein Album, das von Anfang bis Ende ein ständiges Gefühl von Verwüstung und Verdammnis in sich trägt. Wenn wir jedoch live spielen, verschiebt sich einiges: Unsere Auftritte sind aggressiver und roher und darauf ausgerichtet, das Publikum aufzurütteln, statt es innerlich zu verzehren. Unsere Identität bleibt dabei natürlich dieselbe, und ein guter Teil des Publikums verbindet sich trotzdem tief und introspektiv mit unserer Performance.

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Glaubt ihr, dass eure italienischen Wurzeln euren Sound beeinflussen, oder habt ihr bewusst etwas geschaffen, das von geografischer Identität losgelöst ist?


Matteo C.
So sehr es uns schmerzt, das zuzugeben: In Sachen Musikkultur rund um unser Genre hinkt Italien immer noch ziemlich hinterher. Wir sind weit entfernt von dem, was in unserer lokalen Szene „angesagt“ ist. Unser Sound ist international, und die Künstler:innen, zu denen wir aufschauen, sind alles andere als italienisch. Das spiegelt sich auch in den Rückmeldungen wider: Hörer:innen Übersee und in anderen Teilen Europas reagieren meist deutlich positiver und mit echtem Interesse als viele Menschen in Italien.


Wie schafft ihr es zu viert, kreative Harmonie zu bewahren und gleichzeitig euren individuellen Ausdruck zu erhalten?


Samu
Es ging vor allem darum, ein Gleichgewicht zwischen uns Vieren zu finden und zu halten – mental wie spirituell. Wir haben uns Zeit gelassen, um „Echoes“ zu schreiben, weil es das erste Projekt war, an dem wir gemeinsam gearbeitet haben, und Richard Meiz hat uns definitiv geholfen, genau dieses Gleichgewicht zu erreichen. Jede:r hat andere Ideen, und jede Meinung ist wertvoll; deshalb kommunizieren wir sehr viel, um die bestmögliche Umgebung fürs Kreativsein zu schaffen.


Nachdem ihr „Echoes“ fertiggestellt hattet – habt ihr euch in irgendeiner Weise verändert, als Künstler:innen oder als Menschen? Und wenn die Hörer:innen nur eine Botschaft, ein Gefühl oder eine Wahrheit aus „Echoes“ mitnehmen: Was wünscht ihr euch, dass es ist?


Samu
Nachdem „Echoes“ fertig war, waren wir erschöpft, aber glücklich und stolz auf unsere Arbeit – und dank Richard Meiz und Daniele völlig aus dem Häuschen über das Endergebnis. In uns ist definitiv etwas „geschnappt“ – dieses Gefühl, dass wir es jetzt wirklich geschafft haben. Nach Jahren voller Opfer und Herausforderungen hielten wir unser erstes fertiges Album in den Händen, und das konnte nur eines bedeuten: Wir halten dieses Projekt am Leben und in Bewegung; wir werden niemals damit aufhören, das zu tun, was wir lieben und wofür wir leben. Und eines, das unsere Hörer:innen aus unserer Musik mitnehmen sollen, ist dies: Hör niemals auf. Wenn du eine Berufung hast, etwas, das dich am Leben hält, dann halte daran fest und verteidige es mit allem, was du bist. Lass dir von niemandem einreden, dass du es nicht wert oder nicht gut genug bist – mach weiter, irgendwann wird es besser werden!

Product Info:

Titelliste:

01. Blind Idols
02. The Circle
03. Outsider
04. Fractures
05. Fall Apart
06. Black Ocean
07. Outbreak
08. Firewall
09. Digital Aftermath
10. Under the Veil

Credits:

Label: Eclipse Records
VÖ: 27.06.2025
Laufzeit: 48:29 Min.
Herkunft: Italien
Stil: Modern / Groove / Post Metal

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