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MIND PATROL – „Against All Predictions“

MIND PATROL – „Against All Predictions“ Label: Eigenveröffentlichung Laufzeit: 33:27 min VÖ: 20.04.2018 Genre: Feister Thrash Metal zwischen Knackigkeit

MIND PATROL – „Against All Predictions“

MIND PATROL – „Against All Predictions“

Label: Eigenveröffentlichung

Laufzeit: 33:27 min

VÖ: 20.04.2018

Genre: Feister Thrash Metal zwischen Knackigkeit und Komplexität

Ich kann angesichts des Sounds und des Könnens der vier Herren kaum glauben, dass dies hier ein Debüt sein soll: Der Ton kann schon mal nicht schlecht sein, denn verantwortlich ist ein ganz Großer: V.O. Pulver (GURD!)! Und so knallt uns die Musik mal so richtig fett aus den Boxen entgegen, und zwar in einer schönen Balance aus rotzigem Braten, wuchtiger Transparenz und kraftstrotzender Präsenz. Ich übersetze gern: Die Gitarren braten ultrafett, aber das haben wir auch nicht anders erwartet. Die Herren Nellen und Pfister hauen uns im Sekundentakt fette Riffs um die Ohren, die uns nicht nur wie einst die Sirenen zum Bangen locken (und hoffentlich nicht töten wollen!), sondern sich auch noch in ihrer bösartigen Eingängigkeit in unserem Schädel festkrallen. Dazu gibt es wunderbare Soli, durchdacht, unberechenbar, melodisch, überraschend. Superb! Und dann kommt da ein Bass, der sich ultratrocken in bester Overkill-Manier breitbeinig quer in der Eingangstür platziert und fett groovend jeden platt walzt, der sich nähert (Hört nur mal „Doomsday“ und „Schizophrenia“.). Chapeau an den Herrn Schuler! Und auch das Schlagzeug muss erwähnt werden, denn das klingt wunderbar realistisch und hat den besten Sound einer Ride-Glocke, den ich je gehört habe. Und dazu setzt Herr Gsteiger neben all dem, was er mit den Armen und Füßen sonst noch so hochklassig, treibend und massiv veranstaltet, diese wunderschöne Ride-Kuppe auch noch verdammt akzentuiert ein und gibt damit den Stücken ihren ganz eigenen Drive („Doomsday“, „Schizophrenia“). Dazu reitet Herr Nellen genretypisch als krawalliger Shouter mit seiner Stimme auf den Riffs und weiß insgesamt zu gefallen, auch wenn das in manchen Momenten ein bisschen mehr Aggressivität vertragen könnte.

Und die Musik? Freunde, es gibt feisten Thrash, schnell, wüst, hektisch, immer wieder zwischen eingängigen Parts und überraschenden rhythmischen Wechseln oszillierend. Vor allem der Einstieg mit dem als Intro gespielten Instrumental und den beiden folgenden Stücken „Till We Die“ und „Warfare“ gefällt mit klarer Struktur und eingängigen Gangshouts („Die Die Die“, wie geil ist das denn!). „Till We Die“ klingt wie ein durchgeknallter Kindergeburtstag von ganz frühen Manowar und Running Wild, auf dem plötzlich noch Helloween zu seligen Zeiten von „Walls Of Jericho“ auftauchen und sich mit einem Solo verewigen. Und das meine ich als verdammtes Kompliment! In den letzten drei Liedern geht es für mich leider etwas in eine andere Richtung, die MIND PATROL so wollen, die mir aber nicht so behagt. Ich brauche diese mit Riffs aufgeblasenen Stücke nicht, ich mag es eher knackig und voll auf die Fresse, und für mich verliert sich hier die Klarheit etwas. So ist „Generation Penetration“ nach etwas mehr als drei Minuten auserzählt. Schluss. Ende. Geil. Und nicht noch mal fast zwei Minuten hinterher, die es so gar nicht braucht. Aber das ist und bleibt eine reine Frage des Geschmacks, wer also eher einer Prise Progressivität mag und lieber nach mehr Riffs giert, der wird MIND PATROL besonders abfeiern. Aber keine Bange, es gibt für uns alle rohen, rauhen, unverfälschten und schmissigen Thrash. Und jedes Riff ist packend gespielt, denn man hört den Herren zu jeder Sekunde an, dass sie voller Motivation und Leidenschaft agieren. Und was will man denn bitte schön mehr?!

Fazit: MIND PATROL wissen mit ihrer Debüt „Against All Predictions“ voll zu überzeugen. Es gibt Thrash, der sich gekonnt zwischen den Polen knackiger Nackenbrecher und komplexer Strukturen bewegt und mit Qualität und Brachialität überzeugt. Auf jeden Fall reinhören!

Tracklist

1. Intro (Welcome to Hell) (3:21)
2. Till We Die (4:32)
3. Warfare (4:40)
4. Drinking Song (5:05)
5. Schizophrenia (5:31)
6. Doomsday (5:05)
7. Generation Penetration (5:13)